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Mehr InfosBachelorarbeit, 2009, 60 Seiten
Bachelorarbeit
1,0
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Überblick über die Forschungslage
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Begriffsdefinitionen
2.1 Wissenschaft
2.1.1 Allgemeine Definition
2.1.2 Historische Entwicklung des Wissenschaftsbegriffes
2.1.3 Einteilung der wissenschaftlichen Disziplinen
2.1.4 Metawissenschaften
2.2 Technik
2.2.1 Unterschiedliche Aspekte des Technikbegriffs
2.2.2 Historische Entwicklung des Technikbegriffs
2.2.3 Technikforschung
2.3 Abgrenzung verwandter Begriffe
2.3.1 Technologie
2.3.2 Forschung
3 Interaktion von Technik und Wissenschaft
3.1 Allgemeine Betrachtung
3.2 Historische Entwicklung
3.2.1 Überblick
3.2.2 Frühzeitliches Verständnis von Wissenschaft und Technik
3.2.3 Wissenschaft und Technik im Mittelalter
3.2.4 Wissenschaft und Technik in der Neuzeit
3.3 Technik durch Wissenschaft
3.3.1 Technik in unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen
3.3.2 Überblick über die Ingenieurwissenschaften
3.4 Wissenschaft der Technik
3.4.1 Herausforderungen der Wissenschaft
3.4.2 Technikgeschichte
3.4.3 Technikfolgenabschätzung
3.4.4 Techniksoziologie
3.4.5 Technikphilosophie
3.5 Technik der Wissenschaft
3.5.1 wissenschaftliche Methoden
3.5.2 Der Forschungsprozess
3.6 Technik, Wissenschaft und Gesellschaft
3.6.1 gesellschaftliche Anforderungen
3.6.2 Stellenwert der Technik und Wissenschaft in der Gesellschaft
3.7 Technik, Wissenschaft und Wirtschaft
3.7.1 Bedeutung der Technik und Wissenschaft für die Wirtschaft
3.7.2 technische und wissenschaftliche Forschung
4 EXKURS: Einfluss der Informationstechnik
4.1 Allgemeine Bedeutung
4.2 Informationstechnik in der Wissenschaft
4.2.1 Internet
4.2.2 Hochleistungsrechnen
4.3 Webwissenschaft
5 Fazit und Ausblick
6 Abbildungsverzeichnis
7 Abkürzungsverzeichnis
8 Glossar
9 Literaturverzeichnis
9.1 Monographien
9.2 Sammelbände
9.3 Dissertationen
9.4 Lexika und Enzyklopädien
9.5 Zeitschriften
9.6 Websites
9.7 Sonstige Quellen
Die Begriffe Technik und Wissenschaft sind immer wieder sehr eng verknüpft anzutreffen. Sei es bei Kategorien in Foren, bei Zeitschriften, die sich mit Wissenschaft und Technik befassen, Verlage, die sich auf die Herausgabe dieser Literatur spezialisiert haben oder bei Universitätsinstituten, die diese Themen-bereiche umfassen. Aber auch im alltäglichen Leben und im allgemeinen Sprachgebrauch, sind die Begriffe Technik und Wissenschaft allgegenwärtig.
Denkt man an die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, so erkennt man wie sehr die rasanten Entwicklungen in Technik und Wissenschaft die Gesellschaft beeinflusst haben. Durch die Anwendung neuer Technologien hat sich die Güter produzierende Industriegesellschaft zur Informations- bzw. Wissensgesellschaft hin entwickelt.[1]
Besonders die Informationstechnik hat unser Leben nachhaltig verändert. Im privaten Bereich sind Personal Computer, Laptops und Unterhaltungselektronik nicht mehr wegzudenken und beeinflussen den Alltag. Auch der wirtschaftliche Sektor ist maßgeblich durch die wissenschaftlich-technischen Innovationen beeinflusst worden. Banken, Börsen und der Handel könnten die Herausforderungen der heutigen Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme ohne die Errungenschaften der Informations-techniken nicht meistern. Im Bereich der Industrie und Wissenschaft hat die Informationstechnik, durch die schnellere Verarbeitung von Daten durch Hochleistungsrechner, zu vielen neuen Möglichkeiten geführt. Ebenso haben Mobiltelefone und diverse Online-Kommunikationsmittel das Kommunikations-verhalten der Menschen verändert und durch die einfache Erreichbarkeit und enge Vernetzung, die Welt kleiner gemacht. Das Internet hat den Zugang zu Informationen und damit auch die Nutzung und Vermehrung von Wissen erleichtert.
All diese Entwicklungen, die nur durch die enge Verknüpfung von Wissenschaft und Technik erreicht wurden, haben aber auch zu neuen gesellschaftlichen Herausforderungen und Diskussionen geführt. Nicht alles was theoretisch und technisch möglich ist, kann auch ohne Bedenken umgesetzt werden. Dabei sind ethische und moralische Überlegungen, wie z.B. bei den aktuellen Themen der Stammzellenforschung oder der Gentechnik, anzustellen. Weiters sind die Folgen von neuen Technologien für zukünftige Generationen und die Umwelt abzuschätzen. Als Beispiele für diese notwendigen Folgeabschätzungen sind unter anderem die Atomenergie und ihre Auswirkung auf die Umwelt, der Datenschutz oder die möglichen sozialen Folgen durch die Veränderungen in der Kommunikation und der Arbeitswelt zu nennen.[2]
Diese enge, fast selbstverständliche Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Technik und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Gesellschaft erfordern eine genauere Betrachtung dieser Wechselwirkungen. Einige interdisziplinäre Forschungsbereiche, wie z.B. die Technikfolgenabschätzung, und wissenschaftliche Unterdisziplinen, wie z.B. die Techniksoziologie, befassen sich mit dieser Thematik. Es ist aber nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht von Bedeutung, die Zusammenhänge zwischen Technik und Wissenschaft zu verstehen. Auch alle in IT-Berufen tätigen Personen, sollten sich mit dieser Thematik befassen, um mögliche Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft abschätzen zu können und Einflüsse aus Forschung und Wissenschaft in ihren Bereich gezielt einfließen zu lassen.
Ziel dieser Arbeit ist es einen genaueren Blick auf diese so oft verknüpften Begriffe Technik und Wissenschaft zu werfen und die Wechselwirkungen herauszuarbeiten. Es wird ein Überblick über die unterschiedlichen Ausprägungen der Beziehung zwischen Technik und Wissenschaft geschaffen und die Frage beantwortet, ob diese enge Verbindung gerechtfertigt ist. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf dem Stellenwert der Informationstechnik und deren Einfluss auf die aktuelle und zukünftige Wechselwirkung zwischen Technik und Wissenschaft.
Die Beziehung von Technik und Wissenschaft ist, wie bereits unter Punkt 1.1 erwähnt, von steigender Bedeutung. Viele unterschiedliche wissenschaftliche Einrichtungen befassen sich in Forschung, Publikationen und Fachdiskussionen mit diesem Thema. Allerdings ist dabei nicht die direkte Beziehung zwischen Technik und Wissenschaft im Vordergrund, sondern die Auswirkungen von technischem und wissenschaftlichem Fortschritt auf die Gesellschaft.
Die wissenschaftlichen Unterdisziplinen Techniksoziologie, Technikphilosophie und Technikfolgenabschätzung befassen sich u.a. mit den Auswirkungen von Technik auf den Menschen und die Gesellschaft. Technikgeschichte und Wissenschafts-geschichte sind Unterbereiche der Geschichtswissenschaft und bieten die beste Ausgangsmöglichkeit, um die gesamtheitlichen Beziehungen zwischen Technik und Wissenschaft untersuchen zu können. In Europa ist auf diesem Gebiet das ‚Münchner Zentrum für Wissenschafts- und Technikgeschichte’, im Deutschen Museum, führend. Im Zuge meiner Recherchen bin ich auf das aktuelle Forschungsprojekt „Wechselwirkungen zwischen Naturwissenschaft und Technik: Formen der Wahrnehmung und Wirkung im 20. Jahrhundert“[3] gestoßen. Dieses befasst sich mit einer ähnlichen Thematik, die auch in dieser Arbeit untersucht werden soll. Leider ist das Projekt noch nicht abgeschlossen und es ist deshalb auch kein Zugang zu den Forschungsergebnissen möglich gewesen.
Ein weiterer aktueller Forschungsbereich ist die Webwissenschaft die seit 2006 im Aufbau begriffen ist. Die Web Science Research Initiative (WSRI) versucht eine interdisziplinären Wissenschaftszweig zu etablieren, um die Entwicklungen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Internet untersuchen zu können.[4]
Um die an sich gebräuchlichen Begriffe Wissenschaft und Technik richtig einordnen zu können, befasst sich das zweite Kapitel der Arbeit mit einer möglichst genauen Begriffsdefinition. Dabei erfolgt nach einer allgemeinen und historischen Betrachtung, eine Strukturierung der wissenschaftlichen Disziplinen und eine Gliederung des Technik-Begriffes nach den unterschiedlich gebräuchlichen Bedeutungen. Weiters soll der, der Technik sehr verwandte Begriff, der Technologie, ebenso wie der Forschungsbegriff genau abgegrenzt werden, um eine klare Ausgangslage für die weitere Untersuchung zu schaffen.
Im dritten Abschnitt wird die Interaktion von Technik und Wissenschaft näher untersucht. Es wird auf die historisch gewachsene Verbindung dieser Begriffe eingegangen und es werden die verschiedenen Formen der Interaktion herausgearbeitet. Weiters sind die Anforderungen und Erwartungen der Gesellschaft und Wirtschaft an Technik und Wissenschaft und die Auswirkung von neuen technischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen auf die Gesellschaft ein zentrales Thema.
Der vierte, praktische Teil der Arbeit befasst sich anhand von praktischen Beispielen aus der Informations- und Wissensgesellschaft, mit den Auswirkungen der Informationstechnik auf die Wechselwirkung von Technik und Wissenschaft. Dabei ist die Frage zu klären, welche Technologien die Wissenschaft und Forschung unterstützen und welche selbst Gegenstand der Forschung sind.
In der abschließenden Diskussion werden die Erkenntnisse zusammengeführt, bewertet und ein Ausblick auf mögliche Entwicklungen in Technik, Wissenschaft und Forschung gegeben. Dabei wird die Frage beantwortet ob die enge Verbindung der Begriffe Wissenschaft und Technik gerechtfertigt ist, oder ob eine klarere Trennung erforderlich wäre.
Für einen derart umfassenden Begriff wie Wissenschaft, gibt es selbstverständlich keine einheitliche Definition. Betrachtet man das Wort im Detail so kann die erste Definition lauten:
- Wissenschaft schafft Wissen.
Diese Betrachtung umfasst allerdings noch nicht alle Aspekte des Begriffs. Wissenschaft ist einerseits ein Prozess methodischer Forschung, um Erkenntnisse zu erzielen. Der Wunsch nach Erkenntnis resultiert daraus, dass es in der Natur des Menschen liegt, sein Wissen vermehren zu wollen und nach der Wahrheit hinter beobachteten Ereignissen zu suchen. Andererseits ist Wissenschaft die Summe aller methodisch gewonnenen Erkenntnisse. Diese Erkenntnisse sind systematisch geordnet und besitzen den Anspruch allgemein gültig zu sein. Somit ist die weitgreifende Definition:[5]
- Wissenschaft ist ein Prozess der Erkenntnis und die Summe aller Erkenntnisse.
Aus dieser Definition lassen sich auch die unterschiedlichen Aufgaben der Wissenschaft ableiten. Neben der Erweiterung des Wissens durch Forschung und der Sicherung der Gesamtheit des Wissens, zählen die Weitergabe von Wissen durch Lehre und die Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen zu den zentralen Aufgaben von Wissenschaft.
Das Wesen der Wissenschaft lässt sich durch einige Eigenschaften charakterisieren, die für alle Disziplinen der Wissenschaft gültig sind und somit einen einheitlichen Begriff der Wissenschaft rechtfertigen:
- Übernationalität der Wissenschaft
- Allgemeingültigkeit der Wissenschaft
- Unvollendetheit der Wissenschaft
- Einheit der Wissenschaft[6]
Wissenschaft ist und war von den Wurzeln der frühen Kulturen in Ägypten, Babylonien oder China bis zum heutigen Tage immer übernational. Auch wenn früher der Zugang zu Erkenntnissen anderer Völker nicht so einfach war, hat immer ein reger Austausch zwischen den Kulturen stattgefunden.
Ein weiteres wesentliches Merkmal der Wissenschaft ist der Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Alle Erkenntnisse müssen nachvollziehbar sein und dürfen sich nicht nur auf einen oder wenige Fälle beschränken. Dieser Anspruch führt dazu, dass gewonnene Erkenntnisse in der Öffentlichkeit diskutiert werden, um sie auf ihre Allgemeingültigkeit zu überprüfen.
Dieser Diskurs erklärt warum Wissenschaft immer unvollendet sein muss. Erkenntnisse aus der Vergangenheit werden überprüft, zusammengeführt, ergänzt und schaffen somit immer wieder neues Wissen. Auch die ständig zunehmende Spezialisierung der wissenschaftlichen Disziplinen führt zu immer neuen Forschungsbereichen.
Trotz dieser Spezialisierung ist es notwendig einen einheitlichen Raum für die Wissenschaft und die wissenschaftliche Arbeit zu schaffen. Viele Erkenntnisse können nur gewonnen werden, wenn eine fachübergreifende Arbeit von unabhängigen Einzelwissenschaften stattfindet. Diese Einheit wird u.a. durch Reformen im Schulwesen, Pflege der Erwachsenenbildung und Generalisierung im Hochschulstudium sichergestellt. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die unterschiedlichen Metawissenschaften, deren Forschungsgegenstand die Wissenschaft selbst ist.[7]
Der Begriff Wissenschaft bezeichnete ursprünglich, in der Philosophie des Altertums, das systematische Ganze der Erkenntnis. Mit der Entstehung der neuzeitlichen Naturwissenschaften fand eine stärkere Betonung der Einzelwissenschaften statt. Die Grundsätze der Mathematik und der Naturwissenschaften für Wissenschaftlichkeit wurden zum Vorbild aller wissenschaftlichen Disziplinen. Zu diesen Grundsätzen zählten u.a. Vorurteilsfreiheit, Verifizierbarkeit, Möglichkeit der Kritik und methodisches Vorgehen. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich die Geisteswissenschaften, die sich vor allem durch die Methodik der wissenschaftlichen Arbeit von den Naturwissenschaften unterschieden.[8]
Durch die ständig neuen technologischen Entwicklungen sowie gesellschaftlichen und naturwissenschaftlichen Beobachtungen, entstehen bis heute immer wieder neue Forschungsbereiche und wissenschaftliche Disziplinen. Beispielsweise hat sich die Informatik Mitte des 20. Jahrhunderts aus der Mathematik, Elektronik und Nachrichtentechnik entwickelt. Die Informatik wurde rasch zu einer eigenen Grundlagenwissenschaft, die auf alle anderen Wissenschaften ausstrahlt.[9]
So wie der umfangreiche Begriff Wissenschaft keine einheitliche Definition zulässt, sind auch bei der Einteilung der unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen verschiedene Klassifikationen möglich. Diese Klassifikationen können entweder nach Untersuchungsgegenstand (z.B. Lebewesen), Teilen (z.B. Vorhersagen, Verstehen), Methoden (z.B. Experiment, Beobachtung) oder nach dem logischem Status (formal oder real) getroffen werden. Eine Einteilung der Disziplinen ist vor allem deshalb notwenig und sinnvoll, um die Beziehungen der wissenschaftlichen Disziplinen untereinander nachvollziehbarer zu machen und um Rahmenbedingungen, wie z.B. Institute an Universitäten, besser gestalten zu können. Weiters ist die Sicherung der Gesamtheit des Wissens eine der zentralen Aufgaben der Wissenschaft (siehe Kap. 2.1.1). Diese Sicherung kann durch die organisatorische Ordnung in Fakultäten und die systematische Ordnung von Veröffentlichungen erreicht werden. Die Klassifikation unterstützt diese Ziele.[10]
In der folgenden Abbildung ist eine grobe Übersicht über die größten Disziplinengruppen dargestellt. Einzelne Wissenschaften und deren Unterdisziplinen können zu unterschiedlichen Gruppen gehören.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Disziplinengruppen der Wissenschaft[11]
Die erste Unterscheidung kann zwischen Formal- und Realwissenschaften getroffen werden. Die Formal- oder Strukturwissenschaften wie z.B. Mathematik, Linguistik oder theoretische Informatik untersuchen Strukturen unabhängig von der Realität. Real- oder Erfahrungswissenschaften befassen sich hingegen mit Vorgängen, die einen direkten Bezug zur Realität aufweisen. Die Realwissenschaften können weiters in Naturwissenschaften (z.B. Physik, Chemie, Biologie), die sich mit der belebten und unbelebten Natur beschäftigen und Kulturwissenschaften (z.B. Philosophie, Soziologie, Psychologie) unterteilt werden. Die Sozial- oder Gesellschafts-wissenschaften (z.B. Wirtschaftswissenschaften, Rechtwissenschaften) sind ebenso wie die Geisteswissenschaften (z.B. Geschichte, Kunst) eine Untergruppen der Kulturwissenschaften, die sich mit den verschiedenen Aspekten der Kulturen befassen.
Für die weiteren Betrachtungen ist die Gruppe der Ingenieurwissenschaften genauer zu erläutern. Die verschiedenen Unterdisziplinen wie z.B. Bauingenieurwesen oder Elektrotechnik haben die Aspekte von technischer Entwicklung, Forschung, Konstruktion und Produktionstechniken als Schwerpunkte. Die Grundlagen der klassischen Ingenieurswissenschaften beziehen sich auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse und sind deshalb auch den Naturwissenschaften zuzurechnen. Der Forschungsbereich der Informationstechnik ist keine eigene wissenschaftliche Disziplin, verbindet aber Elektrotechnik und Informatik.[12]
Die wissenschaftliche Arbeit ist fast immer eine interdisziplinäre[13] und die Disziplinen sind in einem engen Netwerk miteinander verknüpft. Dabei haben vor allem die Mathematik und die Informatik einen hohen Stellenwert, da sich die meisten anderen Einzeldisziplinen ihrer Erkenntnisse bedienen.
Die Metawissenschaften befassen sich unter anderem auch mit den Klassifikationen von Wissenschaftsbereichen. Allgemein werden unter Metawissenschaften alle Disziplinen bezeichnet, die die Wissenschaft selbst als Forschungsobjekt untersuchen. Dazu zählen u.a. die Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsgeschichte Wissenschaftssoziologie und Wissenschaftsphilosophie.
Weitere Disziplinen, die für die Untersuchung der Beziehung zwischen Wissenschaft und Technik von Bedeutung sind, sind u.a. die Wissenschaftsethik, die sich mit den Konsequenzen der wissenschaftlichen Forschung befasst und die Technik-folgenabschätzung, die sich mit der Auswirkung von Wissenschaft auf die Gesellschaft beschäftigt.
Der Begriff Technik kommt aus dem altgriechischen und bedeutete ursprünglich Fähigkeit, Handwerk oder Kunstfertigkeit, und grenzt damit die reine Erkenntnis der Wissenschaft von der praktischen Tätigkeit der Technik ab.[14]
Auch im alltäglichen Umgang mit diesen beiden Begriffen würde man Technik mit Maschinen oder elektronische Geräte und Wissenschaft mit theoretischer Erkenntnisgewinnung oder Universitäten in Verbindung bringen. Diese klare Grenze kann aber heute nicht mehr so einfach gezogen werden. Die unterschiedlichen Bedeutungen des Technikbegriffs können wie folgt definiert werden:
1. Die Fähigkeiten die zur Ausübung einer Tätigkeit notwendig sind.
2. Die Verfahren, Einrichtungen, Methoden und Maßnahmen, die zur Nutzung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse dienen.
3. Die Gesamtheit von Fähigkeiten und Verfahren in einem bestimmten Fachgebiet.
4. Herstellungs- und Produktionsverfahren
5. Technische Hochschulen[15]
Der erste Aspekt betrifft die angelernten Fähigkeiten, die es Menschen ermöglichen eine bestimmte Tätigkeit auszuüben. Diese Fähigkeiten ermöglichen den Menschen gewisse Bedürfnisse zu befriedigen. Somit umfassen diese Techniken alle Lebensbereiche wie z.B. die Technik des Autofahrens, die Technik des Kochens oder die Technik des Fußballspielens.
Die zweite Bedeutung bezieht sich auf die Werkzeuge und Verfahren, die zur Ausübung der Tätigkeiten genutzt werden. Diese Verfahren sind ein zentrales Thema in unterschiedlichsten Fachbereichen wie z.B. die Gießereitechnik im Maschinenbau, die Telekommunikation in der Informationstechnik oder die Grammatik in der Sprachwissenschaft.[16]
Technik wird ebenso als Überbegriff für die Kombination der ersten beiden Aspekte, die Fähigkeiten und die Verfahren, verwendet. Die Namensgebung der diversen technisch-wissenschaftlichen Forschungsbereiche wie z.B. technische Physik, Nachrichtentechnik, Agrartechnik oder Gentechnik verdeutlicht diese Bedeutung. In diesem Zusammenhang wird auch häufig vom ‚Stand der Technik’ in einem bestimmten Fachgebiet gesprochen.[17]
Der vierte Punkt, die Herstellungs- und Produktionsverfahren, beinhaltet eine engere Sichtweise der unter Punkt zwei verwendeten Bedeutung. Die Technik bezieht sich dabei ausschließlich auf standardisierten Verfahren zur Erzeugung gewünschter Ergebnisse und ist damit als Prozess zu verstehen.
Der letzte Aspekt des Technikbegriffes ist die organisatorische Zusammenfassung verschiedener technisch-wissenschaftlicher Fachbereiche in technischen Hoch-schulen (z.B. TU) oder berufsbildenden höhere Schulen (z.B. HTL).
Um den unterschiedlichen Aspekten des Begriffes Technik gerecht zu werden muss immer bestimmt werden welche Bedeutung gemeint ist. Zur Vereinfachung werden in der folgenden Abbildung die wichtigsten und gebräuchlichsten Bedeutungen dargestellt und anhand eines Beispieles fassbarer gemacht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Bedeutungen des Begriffes ‚Technik’[18]
In Abbildung 2 sind die unterschiedlichen Bedeutungen des Begriffes Technik anhand der Aufgaben der Softwareentwicklung dargestellt. Zur Softwareerstellung benötigt man die Kenntnis über mindestens eine Programmiersprache, um mit Hilfe von Entwicklungssoftware auf einem Computer den Prozess der Software-entwicklung durchlaufen zu können. Die Kenntnis, die Hilfsmittel und den Prozess der Entwicklung sind alle mit dem Begriff Technik zu beschreiben, auch wenn sie eine unterschiedliche Bedeutung aufweisen.
Die Technik als Überbegriff und die einzelnen Bedeutungsvarianten haben sich im laufe der Geschichte verändert. Das folgende Kapitel liefert einen kurzen Überblick über diese Entwicklung.
[...]
[1] Vgl. Kiefer 2001, S. 29.
[2] Vgl. URL: http://www.univie.ac.at/virusss/lehre/6278 [26.04.2009].
[3] Vgl. URL: http://www.mzwtg.mwn.de/mzwtg_forschergruppe.html [26.04.2009].
[4] Vgl. URL: http://webscience.org/ [26.04.2009].
[5] Vgl. Störing 2007, S. 16.
[6] Vgl. Störing 2007, S. 18f.
[7] Vgl. Störing 2007, S. 19ff.
[8] Vgl. Bertelsmann Universal Lexikon, Band 19 1990, S. 374.
[9] Vgl. Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) 2006, S. 4f.
[10] Vgl. Rötzer 2003, 164ff.
[11] Abbildung selbst erstellt.
[12] Vgl. Holzinger 2003, S. 22.
[13] Interdisziplinär bedeutet fächerübergreifende Arbeit zwischen unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen.
[14] Vgl. Rammert 1999, S. 3f.
[15] Vgl. Duden Fremdwörterbuch 1997, S. 800.
[16] Vgl. Rammert 1999, S. 3f.
[17] Vgl. ebenda.
[18] Abbildung selbst erstellt.
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