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Mehr InfosMasterarbeit, 2005, 91 Seiten
Masterarbeit
Universität Duisburg-Essen (Bildungswissenschaften, Berufs- und Weiterbildung)
1,7
Einleitung
Kapitel 1:
Ausbreitung des Vorhabens und theoretische Grundlagen zur Qualitätssicherung und Entwicklung im Allgemeinen und in Hinblick auf E-Learning
1.1. Das Projekt Lernscouts - eine Übersicht
1.1.1. Hintergründe
1.1.2. Stakeholder und Partner
1.1.3. Zielgruppe
1.1.4. Konzept und Struktur
1.1.5. Lerninhalte und -ziele
1.1.6. Fazit
1.2. Qualität und Qualitätskonzepte für E - Learning
1.2.1. Zum Qualitätsbegriff
1.2.2. Qualitätssicherung, Qualitätsentwicklung und Qualitätsmanagement
1.2.3. Qualität und Qualitätsmanagement in der Bildung
1.2.4. Besonderheiten der Qualitätsbestimmung bei E-Learning
1.2.4.1. E-Learning Begriffserklärung
1.2.4.2. Hybride Lernarrangements
1.2.4.3. Zur Produktion von E-Learning
1.2.4.4. Qualitätsansätze für E-Learningarrangements
1.2.5. Fazit
1.2.6. Übertragung der Problematik auf das Projekt Lernscouts
1.3. Angewendete Qualitätsinstrumente für E-Learning
1.3.1. Überblick der bisher eingesetzten Qualitätsinstrumente
1.3.1.1. Technologische und lerntechnologische Standards
1.3.1.2. Kriterienkataloge
1.3.1.3. Die DIN EN ISO 9000 Reihe
1.3.1.4. EFMQ-Modell
1.3.1.5. Fazit
1.3.2. PAS 1032-1 für Aus- und Weiterbildung unter besonderer Berücksichtigung von E-Learning
1.3.2.1. Struktur der PAS 1032
1.3.2.2. DIN Referenzmodell zur Prozessbeschreibung
Kapitel 2:
Evaluation als Weg zur Qualitätsentwicklung – Grundlagen und methodologisches Vorgehen
2. 1. Grundlagen der Evaluation
2.1.1. Evaluationstypen
2.1.2. Angemessenheit der Evaluationsinstrumente
2.1.3. Evaluationsansätze
2.1.3.1. Ebenenorientierter Ansatz
2.1.3.2. Handlungsorientierter Ansatz
2.2. Entwicklung und Präzisierung eines Evaluationsziels
2.2.1. Untersuchung des Evaluationsfeldes
2.2.2. Überlegungen zum Evaluationsziel
2.2.3. Fazit und Evaluationsfragestellung
2.2.4. Entwicklung von Evaluationsperspektive und -schwerpunkt
Kapitel 3:
Entwicklung und Präsentation des Evaluationsdesigns
3.1. Das Adaptierte Prozessmodell
3.2. Aufbau der Evaluation
3.2.1. Entwicklung des Evaluationsdesigns 63
3.2.2. Einbeziehung der Jugendlichen in die Evaluation 65
3.3. Umsetzungsplan 68
3.3.1. Datenerhebungsplan
3.3.2. Zeitraster
3.3.2.1. Zeitraster
3.3.2.2. Zeitraster mit Meilensteinen
3.3.3. Methoden der Evaluation
3.4. Zusammenfassung und Ausblick
Abbildungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Medienkompetenz gilt als Ziel von Aktivitäten der Medienpädagogik, als essentielle Sachverständigkeit, sich im Medienzeitalter zurechtzufinden. Dabei geht es einerseits um die Bedienung, Anwendung und Nutzung von Medien und Mediensystemen, andererseits um das Bewusstsein über die medialen Prozesse innerhalb der Gesellschaft und die Befähigung, diese Erkenntnisse auf das eigene Tun zu verwenden.
Kinder und Jugendliche wachsen in eine Medienwelt hinein, in der sie schon sehr früh durch verschiedene Medien wie Fernsehen, Computerspiele, Discman etc. „andere kognitive Fähigkeiten entwickeln können, die nicht dem linearen, an Sprachstrukturen orientierten Denkprozessen entsprechen.“ (S.10, Mikos, 2000) Während des systematischen Erwerbs der Lese- und Schreibkompetenz in den Schulen wird „ganz nebenbei“ auch Struktur und Organisation des Mediums „Buch“ vermittelt. Allein die Leserichtung von links nach rechts und von oben nach unten wirkt sich z.B. allgemein prägend auf die Seh- und Denkgewohnheiten aus. Mangels ebenso konsequenter Vermittlung anderer und anders strukturierter Herangehensweisen, überlagert die Linearität als Methode schnell andere Strategien.
Die den jeweiligen Medien oder Mediensystemen inhärente Struktur zu erfassen und reflexiv im eigenen Medienhandeln einzusetzen muss ebenfalls trainiert werden, um sich in der modernen Medienkultur zu orientieren. „ Kinder und Jugendliche müssten dann darin kompetent sein, die Konstruktionen von Welt in dieser spezifischen Kultur diskursiv und präsentativ zu erfassen, um sich so mit ihren Erfahrungen und Erlebnissen in eben dieser Kultur positionieren zu können.“ (S. 10 ebenda)
Vor allem bedeutet eine entsprechend dem Medium strukturierte Herangehensweise in der heutigen Wissensgesellschaft den Zugang zu Information und den Umgang damit.
Medienkompetenz und Lernkompetenz durch den Einsatz Neuer Medien bei Jugendlichen zu fördern, war der Ausgangspunkt zur Entwicklung der interaktiven Lernumgebung Lernscouts.
Ein ständig wachsender Vorrat an Lerneinheiten wird durch den Einsatz der Lernplattform zu verschiedenen Lerntouren als Kurse gebündelt. Die so zu erwerbenden Zertifikate dienen zum einen als Lernanreiz für die Jugendlichen. Zum anderen verknüpfen sie geschickt Theorie und Praxis, indem sie eine von Jugendlichen in Teamarbeit erstellte, praktische Arbeit in die Bewertung aufnehmen.
Mit dem Kurs „digitale Fotostory“ wird beispielsweise nicht nur gelernt wie Fotos manipuliert und bearbeitet werden können, was Pixel und RGB Farben sind, sondern durch die Produktion einer digitalen Bildergeschichte wird das erworbene Wissen umgesetzt. Dieses Konzept kommt damit Baumgartners Ansatz zur didaktischen Gestaltung mit E-Learning nach, Medienkompetenz nicht „als eigentliches Lehr- und Lernziel zu vermitteln“, sondern durch „indirekte Aufgaben“ anzuregen. (S.6, Baumgartner, 2003)
Der Einsatz von E-Learning impliziert eine Neugestaltung des Kurs- oder Unterrichtskonzepts und ein anderes Rollenverständnis der Unterrichtenden. Lerntempo und -intensität können von den Lernenden selbst beeinflusst werden, Lehrende fungieren eher als Lernberatende oder Coachs. Allerdings stellt die Flexibilität von Quantität und Qualität des über Internet distribuierten Lernstoffs hohe Anforderungen an die Selbstdisziplin und Erfahrung der Lernenden – eLernen will gelernt sein!
So sind die Kurse aus dem Lernscouts -Angebot eher als hybride Lernarrangements[1] gedacht, wo Jugendliche über TutorInnen und die Arbeit an ihrer praktischen Kursaufgabe erste Erfahrungen mit computergestütztem Lernen sammeln und Selbstlernkompetenzen erwerben können.
Im Aktionsplan eEurope, der 2002 vom europäischen Rat in Barcelona gefordert wurde, stellt E-Learning ein Kernthema dar. Im Maßnahmenkatalog von 2005 ist von der Kommission der Vorschlag „ein spezielles Programm für das elektronische Lernen…“, das „…mit Schwerpunkt auf der Verwirklichung der unterrichtsbezogenen Ziele des Aktionsplans E-Learning (…) von 2004 bis 2006 laufen“ soll ausgeschrieben (Vgl. Aktionsplan eEurope, 2005)
Wer in der Eltern- oder Schularbeit öffentlicher Schulen aktiv ist, weiß, dass noch viel Zeit vergehen wird, bis die praktische Umsetzung eines solchen Programms in den Schulen angekommen ist. Abgesehen von problematischen Voraussetzungen in Infrastruktur und Technik der Schulen, fehlt es vor allem an entsprechend weiterqualifizierten Lehrpersonal.
Die interaktive Lernumgebung Lernscouts will mit ihrem Programm Institutionen der informellen Bildung wie Jugendeinrichtungen, Jugendclubs, Vereine oder Freizeitbereiche von Schulen ansprechen. Diese dezentral organisierten informellen Bildungseinrichtungen für Jugendliche bilden kleinere Einheiten und können viel flexibler reagieren. Es bietet sich damit die in Deutschland bisher einmalige Chance für Betreuende und SchülerInnen, sich dieser neuen Lernform anzunähern und auszuprobieren.
Gerade in der Einmaligkeit und Aktualität dieses Projekts liegt jedoch auch eine Schwierigkeit. Den Betreuenden der Jugendlichen fehlt oft selbst Erfahrung mit computergestütztem Lernen und sie nehmen dann eine reservierte Haltung dazu ein. Häufig befürchten sie, dass damit ihre Stellen eingespart werden sollen, oder sie fühlen sich mit der Auswahl geeigneter Maßnahmen oder der Adaption eines Kurskonzepts mit E-Learning überfordert. Die Schulung und Information von MultiplikatorInnen[2] war daher von Anfang an ein wesentlicher Baustein des Projekts. Um die Qualität der interaktiven Lernumgebung Lernscouts zu dokumentieren und für die Anwendenden transparent zu machen, wurde beschlossen, die jüngst erschienene DIN Spezifikation für Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung in der Aus- und Weiterbildung mit besonderer Berücksichtigung von E-Learning, die im Abschnitt 1.3.2. ausführlich vorgestellt wird, zu implementieren.
Momentan befindet sich das Projekt Lernscouts mit der interaktiven Lernumgebung noch in der Pilotphase. Kurse, die in dieser Zeit stattfinden, werden ausgewertet, um an Hand der Ergebnisse Optimierungen vor zunehmen.
Den umfassenden Ansatz der DIN Spezifikation zum jetzigen Zeitpunkt zu implementieren, bietet auch den Vorteil, die einzelnen Kursevaluationen zu systematisieren. Die positive dynamische Wirkung, die die interne Auseinandersetzung mit den Arbeitprozessen bewirkt, kann gezielt zu einem, die Pilotphase begleitenden, kontinuierlichen Verbesserungsprozess genutzt werden.
Gezieltes Vorgehen verlangt nach einem Plan, einem abgesteckten Untersuchungsterrain und präzisen Angaben des Zielfeldes. Das soll in dieser Arbeit geleistet werden.
Im ersten Kapitel wird das Untersuchungsterrain von drei Richtungen eingekreist: Untersuchungsgegenstand bildet mit seinen Bausteinen und Zusammenhängen das Projekt Lernscouts in Abschnitt 1.1., Untersuchungszweck ist die Definition und Sicherung der Qualität des Projekts in Abschnitt 1.2. und schließlich wird die Beschaffenheit des Untersuchungsinstruments DIN Spezifikation in Abschnitt 1.3. vorgestellt.
Bei der Ausbreitung der Projektstruktur von Lernscouts im Abschnitt 1.1., wird die Problematik der teilweise als offene Variable gestalteten Bausteine, die einerseits als Schnittstellen für die Kurse flexibel bleiben müssen, andererseits durch den offenen Charakter eine Eingrenzung erschweren, erörtert.
Die zu sichernde Qualität stellt keine absolute Größe dar, wie im Abschnitt 1.2. ausgeführt wird. Qualität ist ein vielschichtiger Begriff, je nach dem, ob die Qualität eines Produkts oder einer Dienstleistung bewertet wird und ob man sie vom Standpunkt der Herstellenden oder Nutzenden betrachtet, kann Qualität eine andere Bedeutung haben.
Noch schwieriger wird es ‚die Qualität’ einer Bildungsmaßnahme zu definieren. Schließlich bestimmen und gestalten auch die Lernenden selbst durch ihren Einsatz den Lernprozess. Das gilt besonders für E-Learning. Hier wird die Qualität des Lernprozess „nicht länger als eine per se vorhandene, dem Lernmedium innewohnende Eigenschaft gesehen, sondern als ein Produkt, das gewissermaßen in einem Ko-Produktionsprozess zwischen Lerner und Lernangebot entsteht.“ (S.24, Ehlers, 2004)
Auf die Faktoren, die den Lernprozess von computergestütztem Lernen beeinflussen, wird aus diesem Grund im Abschnitt 1.2.4. ausführlich eingegangen.
In einem Zwischenschritt (1.2.5. und 1.2.6) werden die ausgewählten Qualitätsansätze auf die Variabelen-Problematik des Projekts übertragen. Auf diese Weise stellen sich die Anforderungen an das Untersuchungsinstrument deutlicher heraus.
Computergestützte Lernsysteme stellen keine Garantie für einen Lernerfolg dar, ihre Herstellung verursacht allerdings hohe Kosten. (Vgl. Kerres 2001b). Die Entwicklung von Qualitätskonzepten war daher schon früh eine wichtige Aufgabe. Der Fortschritt von rein technologisch-geprägten Qualitätsansätzen zu umfassenden, ganzheitlichen Herangehensweisen der Qualitätsuntersuchungen wird im Abschnitt 1.3. umrissen und dient als Hintergrund für die Beschäftigung mit der, Kapitel 1 abschließenden DIN Spezifikation.
Nachdem im ersten Kapitel nach einer gründlichen Bestandsaufnahme das Untersuchungsfeld abgesteckt und die Zielrichtung diagnostiziert ist, beginnt mit dem zweiten Kapitel die Planung der Operation.
Dabei wird zunächst in Abschnitt 2.1. die Evaluation als Praktik für Qualitätssicherung mit ihren methodologischen Grundlagen ausgewählt und diskutiert, um auf dieser Basis in Abschnitt 2.2. eine Zielvision für das Unterfangen zu entwickeln. Mit dem Aufbau der Vision kann daraufhin die Evaluationsfragestellung formuliert werden.
Im dritten Kapitel wird die konkrete Planung angegangen: Das der DIN Spezifikation zu Grunde liegende DIN Referenzmodell wird an die Prozesse und Gegebenheiten des Projekts Lernscouts adaptiert.
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt dabei nicht in der adaptiven Leistung bezüglich des Prozessmodells. Da das Projekt aus einer Vielzahl von möglichen Kursen zuzüglich der Online- und Präsenzschulung für MultiplikatorInnen besteht, dient die DIN Spezifikation als Rahmenplan, in welchen weitere Planungsteile integriert werden.
Daher wird das adaptierte Prozessmodell im Abschnitt 3.1. nur in einer so zusammengefassten Übersicht gezeigt, wie sie zum Verständnis des weiteren Vorgehens, der Entwicklung des Evaluationsdesigns in Abschnitt 3.2. notwendig ist.
Das Evaluationsdesign besteht aus einem statischen Teil, der gleich einem Grundriss die Architektur des Vorhabens abbildet und einem dynamischen Teil, der den dramaturgischen Ablauf organisiert. Beide Teile sind detailliert im Abschnitt 3.3. ausgeführt: Im Abschnitt 3.3.1. wird der statische Teil in eine Liste umgesetzt, während im Abschnitt 3.3.2. die Organisation der Liste in einem Zeitraster abgebildet ist.
Mit einer kurzen Übersicht der geplanten Evaluationsmethoden endet das dritte Kapitel mit der Zusammenfassung und dem Ausblick der Arbeit.
Im Rahmen dieser Arbeit verfolgt das erste Kapitel zwei Ziele. Einerseits wird das für die Arbeit notwenige theoretische Fundament gelegt (Abschnitt 1.2. und 1.3.), andererseits wird in die interaktive Lernumgebung Lernscouts, an deren Beispiel die Arbeit disponiert ist, eingeführt (Abschnitt 1.1.).
Abschnitt 1.1. stellt die interaktive Lernumgebung Lernscouts vor. Mit der Absicht, ein geeignetes Instrument zur Qualitätsentwicklung für das Projekt zu finden werden die Hintergründe, Stakeholder, Zielgruppen und Lernziele beschrieben, die einzelnen Bausteine und deren Bestandteile sichtbar gemacht und mit dem konzeptionellen Ansatz und temporären Status des Projekts verbunden.
In Abschnitt 1.2. wird der Qualitätsbegriff diskutiert und dazu verschiedene Qualitätskonzepte und Ansätze dargelegt. Nach dieser allgemeinen Einführung in den Themenbereich Qualität wird die Problematik der Qualitätsbestimmung von Bildungsleistungen spezifiziert. Im Fokus steht dabei Qualität und Qualitätsentwicklung von E-Learning. Schließlich werden die gewonnenen Erkenntnisse zur Qualitätsentwicklung bei E-Learning auf das Projekt Lernscouts übertragen und die Anforderungen an ein solches Instrument zusammengefasst.
Abschnitt 1.3. gliedert sich in zwei Teile. Im ersten werden verschiedene, bisher angewendete Instrumente zur Qualitätssicherung für E-Learning, wie Standards, Kataloge, die DIN 9000 Reihe oder das EFMQ Modell mit ihren Vor- und Nachteilen diskutiert. Im zweiten Teil wird als neues und für das Vorhaben in der Arbeit ausgewähltes Instrument die PAS 1032-1 mit ihrer Entwicklung und ihrem Aufbau detailliert dargelegt.
Mit dem Projekt Lernscouts wurde von der Microsoft Deutschland GmbH eine interaktive Lernumgebung geschaffen, die ermöglicht, E-Learning für Jugendliche gezielt in der informellen Bildung (Jugendeinrichtungen) einzusetzen. Das Projekt setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen, deren Basis ein Materialpool von Lerneinheiten und die Lernplattform Microsoft Class Server ist. Aus der Gesamtheit des Angebots können Betreuende von Jugendlichen schöpfen, um so die eigentlichen Kurse für „ihre“ Jugendlichen zusammenzustellen. Sie fungieren in diesem Zusammenhang als MultiplkatorInnen des Projekts.
Die einzelnen Komponenten wurden und werden in verschiedenen Etappen entwickelt. Seit September 2004 ist ein Teil des Projekts öffentlich unter www.lernscouts.de zugänglich. Weitere Teile befinden sich in der Pilotphase.
In den meisten Berufsfeldern ist der sichere Umgang mit dem Computer eine wichtige Basisqualifikation. Nicht alle Jugendlichen haben die gleichen Chancen zu lernen, mit PC und Internet umzugehen. Es gibt bildungs-, einkommens- und geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Nutzung. Teilweise fehlt der Zugang zum Internet oder den neuen Medien. Sind Computer und Zugang vorhanden, bedeutet das jedoch nicht automatisch ein strukturiertes Umgehen mit Computer und Internet als Werkzeugen.
Während in der formalen Bildung für die Einführung der Lese- und Schreibtechnik[3], zusammen mit dem Lesen und Schreiben selbst, die ersten Grundschuljahre aufgewendet werden, ist eine strukturierte Einführung in Nutzungsmöglichkeiten des Computers bis jetzt nicht im Lehrplan vorgesehen. Im Programm E-Learning der Generaldirektion für Bildung und Kultur der Europäischen Kommission wird dagegen entsprechend des eEurope Aktionsplans gefordert, „bis Ende 2003 soll sicher gestellt werden, dass alle Schulabgänger die Möglichkeit hatten, sich Medienkompetenz anzueignen.“ (Vgl.2f. Vermerk, Büro des Landes Berlin in Brüssel, 2003) Die Lehrpläne der Schulen berücksichtigen diese Forderung jedoch nicht. Und auch im praktischen Unterricht bildet eine konsequente Hinführung zu Medienkompetenz eher die Ausnahme.
Mit der Bundesinitiative Jugend ans Netz (JAN) soll für gleiche Bildungschancen gesorgt und möglichst vielen Jugendlichen eine qualifizierte Nutzung der Neuen Medien nahe gebracht werden. Mit den Schwerpunkten Ausstattungsoffensive, Kommunikations- und Bildungsoffensive und Internetportal fördert die Initiative Jugendeinrichtungen und -projekte. In einem ersten Schritt wurde die Ausstattungsinitiative „Log In“ im Mai 2004 mit dem Berliner Landes Programm „jugendnetz-berlin.de“ gestartet.
Mit dem zweiten Schritt, die Kommunikations- und Bildungsoffensive, wurde im September 2004 begonnen. Über ein vielseitiges Bildungskonzept möchte man die Jugendlichen erreichen. Ebenso sollen Fachkräfte der Jugendhilfe angesprochen werden, um die Jugendlichen entsprechend unterstützen zu können.
Die Microsoft Deutschland GmbH engagiert sich für die Bundesinitiative JAN mit drei Schwerpunkten:
- Software (XP und Office) günstig zur Verfügung stellen
- Finanzieren von Weiterbildungsprogrammen für Multiplikatoren
- E-Learningmaßnahme und Lernumgebung „ Lernscouts “ zur Förderung von Medienkompetenz
Die drei Ebenen greifen ineinander und bedingen sich: die E-Learning-Maßnahme fördert die Akzeptanz und den Umgang mit der Software, die Software muss den MultiplikatorInnen[4] und Jugendlichen nahe gebracht werden, die MultiplikatorInnen sind für die Jugendlichen AnsprechpartnerInnen.
In den USA unterstützt Microsoft seit geraumer Zeit Jugendeinrichtungen. In Zusammenarbeit mit der amerikanischen Dachvereinigung für Jugendclubs „clubtechs“ wurden bereits verschiedene Bildungsmaßnahmen für Medienkompetenz gestartet. So wendet sich z.B. das erfolgreiche Programm „Unlimited Potential“ an junge Erwachsene und führt über Printmedien in den Umgang mit Computer und Software ein. Eine Förderung mit ähnlichen Inhalten sollte daher auch zur Unterstützung für deutsche Jugendeinrichtungen erarbeitet werden.
Mit der Entwicklung der Maßnahme Lernscouts wurde Helliwood:Media als Dienstleister im Bereich der neuen Medien und erfahrener Spezialist für Anwendungen im Bereich der Bildung bzw. Anwendungen im Bereich Jugend und Jugendschutz beauftragt. Die Chance, die eine Vermittlung durch E-Learning in diesem Kontext darstellt, wurde durch den Dienstleister erkannt und mit dem Vorschlag der Einbindung der Microsoft Lernplattform MS Class Server überzeugend empfohlen.
Auftraggeber der Maßnahme ist Microsoft Public Affair der Microsoft Deutschland GmbH. Die Präsenzschulung von MultiplikatorInnen in verschiedenen Bereichen der Medienpädagogik, die mit dem E-Learningangebot „ Lernscouts “ verknüpft werden können, übernimmt der Verein Blickwechsel ev[5].
Die Zielgruppe des Projektes bilden Jugendliche von 14 – 18 Jahren sowie deren AnsprechpartnerInnen in den Jugendeinrichtungen als MultiplikatorInnen. Die Universität Bielefeld, die mit dem Kompetenzzentrum Informelle Bildung (KIB)[6] der Fakultät Pädagogik als Partner die Bundesinitiative „Jugend ans Netz“ in der Forschung begleitet, hat in einer empirischen Untersuchung zu Online-Nutzungsdifferenzen und Aneignungsdifferenzen von Jugendlichen im Vorfeld erste Ergebnisse im Dezember 2003[7] präsentiert.
Vor dem Hintergrund der Digital Inequality wurden die Nutzungs- und Aneignungsstrukturen von Jugendlichen verschiedener sozialer Herkunft im Internet untersucht, mit dem Ergebnis, dass Besitz und Zugang zu technischem Gerät allein nicht ausreicht, um Nutzungskompetenzen der Jugendlichen zu erweitern.
Bereits gewonnene Kenntnisse und Erfahrungen werden wenig variiert und/oder ergänzt und können nicht strukturiert angewendet werden. (Vgl. „Iske, Klein, Kutscher, 2004b)
Weiter kann konstatiert werden, dass es große geschlechtsspezifische Unterschiede für Computer- und Internetzugang gibt: Jungen der untersuchten Zielgruppe besitzen doppelt so oft einen eigenen PC und haben sogar dreimal häufiger Zugang zum Internet als Mädchen. (Vgl. „Iske, Klein, Kutscher, 2004a)
Insgesamt ist die Zielgruppe der Jugendlichen sehr heterogen. Alter und Schulbildung stellen die hauptsächlichen Gemeinsamkeiten dar. Die Motivation und die Vorkenntnisse können von Fall zu Fall sehr stark variieren.
Inwieweit die Jugendlichen für eine Teilnahme aktiviert werden können, ist von Erfahrung, Kenntnissen und Motivation der JugendhilfemitarbeiterInnen und/oder PädagogInnen abhängig. Diese stellen daher eine weitere wichtige Zielgruppe dar. Man kann davon ausgehen, dass alle über eine pädagogische Ausbildung und pädagogische Erfahrung verfügen. Ihr Vorwissen bezüglich Medienkompetenz kann dabei unterschiedlich sein. Über den Umgang mit der Lernplattform sind jedoch keinerlei Vorkenntnisse zu erwarten, da diese Technik im Bereich der Jugendarbeit in Deutschland erstmalig eingesetzt wird. Es handelt sich um eine eher homogene Zielgruppe.
Das Projekt Lernscouts besteht aus vier Teilen. Aus den angebotenen Materialien, Werkzeuge und Anregungen können die MultiplikatorInnen gezielt Kurse für „ihre“ Zielgruppe zuschneiden und mit dem Programm der jeweiligen Jugendeinrichtung verknüpfen.
Die Möglichkeit eines Zertifikats stellt dabei für Jugendeinrichtungen und die Jugendlichen gleichermaßen einen bewussten Anreiz dar. Die Jugendeinrichtungen gewinnen damit an Attraktivität, die Jugendlichen können ihre Leistungen dokumentieren. Das gemeinsame Erarbeiten von Projekten am Computer steht im Vordergrund.
Teil 1 besteht aus einem explorativen WBT[8], welches über das Internet zugänglich ist. Zu verschiedenen Themen werden Lerneinheiten vorgestellt, die in jeweils drei Teilgebiete untergliedert sind. Sie lassen sich jedoch auch zu größeren Sinnzusammenhängen (Lerntouren, siehe auch Abbildung 4 S. 41 und Abschnitt 2.2.) verbinden.[9]
Die Lerneinheiten sind handlungsorientiert geschrieben und im Internet uneingeschränkt zugänglich. Hinweise für Lerntouren, Kooperation oder Kommunikation mit anderen Lernenden sind in diesem Teil nicht vorhanden - er ist als Materialcontainer gedacht.
Teil 2 der Maßnahme wird durch die konfigurierte Lernplattform MS Class Server gebildet. Eingewiesene MitarbeiterInnen von Jugendhilfeeinrichtungen können über den Class Server Lerneinheiten aus Teil 1 zu Kursen zusammenstellen und mit eigenen Projekten verknüpfen. Das Kursangebot richtet sich nach den Ideen, Bedarf und Möglichkeiten der einzelnen Einrichtungen und der jeweiligen Jugendlichen.
Teil 3 umfasst die zertifizierten Kurse. Sie bestehen aus einer Anzahl vorgegebener Lerneinheiten, den Lerntouren, die in begrenzter Zeit durchgearbeitet werden müssen. Mit Multiple Choice Tests und der Einreichung eines gemeinsam erarbeiteten Projekts können die Jugendlichen ein Zertifikat erwerben.
Nur mit tutorieller Begleitung ist der Erwerb eines Zertifikates möglich. Nach einer Einweisung in die Lernplattform kann jede interessierte pädagogische Arbeitskraft der Jugendhilfe als KursleiterIn und TutorIn einen Kurs initiieren.
Teil 4 stellt die Einweisung der MultiplkatorInnen bzw. TutorInnen dar. Diese wird in Präsenzphasen vom Verein Blickwechsel e.v. angeboten. Sie kann jedoch auch Online oder telefonisch stattfinden. Dabei werden die MultiplikatorInnen mit dem MS Class Server, dessen Teaching Modul und in das Zertifizierungssystem vertraut gemacht. Weitere Online-Schulungsmaterialien sollen als Lerneinheiten erstellt werden. Eine Plattform zum Austausch zwischen den MultiplikatorInnen (Share Point Server) ist in Vorbereitung.
Das Angebot gliedert sich inhaltlich in die Spektren implizites und explizites Wissen und seinen Überlappungen. Es umfasst thematisch sowohl Instruktionen zu Anwendungen (Software), das Vorgehen bei bestimmten Arbeitsprozessen und Grundlagenwissen zum Schwerpunkt Computer. Dabei orientiert es sich an zielgruppenspezifischen Beispielen und Projektvorschlägen.
Die Lernziele unterscheiden sich nach Zielgruppe und Schwerpunkt der Lerneinheit. Die MultiplikatorInnen werden in der Nutzung bestimmter Programme und Tools, für den Einsatz der Lernplattform und in der Nutzung und Auffüllung des „Materialpools“ geschult und in das Zertifikationssystem eingewiesen.
Überprüfbar sind die Lernziele durch die Anmeldungen von Jugendlichen für Zertifikate. Nur unter bestimmten Bedingungen können Jugendliche ein Zertifikat erhalten.
Den MultiplikatorInnen wird ein großer Spielraum gelassen, sich der Materialien des Portals zu bedienen, sie mit eigenen, an den Lebenswelten der Jugendlichen orientierten Projekten zu verknüpfen und wiederum in der Lernplattform eigene Materialien zur Verfügung zu stellen. Das lässt die Schaffung eines endogenen und komplementären Lernfeldes für alle Beteiligten zu. Das Einreichen einer praktischen Abschlussarbeit (z.B. Videoclip) ist für ein Zertifikat notwendig und fördert handlungsorientiertes Lernen.
Durch die Möglichkeit der Einpassung eines auf Lernscouts basierten Kurses in die verschiedenen Konzepte von Jugendfreizeitheimen und Jugendclubs lässt sich Lernen für die Jugendlichen als soziale Einbindung begreifen. Durch die Integration der Lebenswelten von Jugendlichen erleben sie sich als veränderbare Persönlichkeit.
Für das Zertifikationsprogramm werden durch die Lernplattform einzelne Lerneinheiten zu Lerntouren verbunden. Dabei gibt es einen Tourplan, der die Pflichtlerneinheiten für das jeweilige Thema und die freiwilligen Zusatzlerneinheiten auflistet und erklärt. Wer ein Zertifikat erarbeiten möchte, muss sich über eine Jugendeinrichtung dazu anmelden und in einer festgelegten Zeit eine vorgeschlagene Tour durcharbeiten. In Absprache mit den Betreuenden können dann die jeweiligen Multiple Choice Tests durchgeführt werden. Sie sind einmalig, können jedoch zuvor durch die Lernkontrollen in jeder Lerneinheit geübt werden.
Außerdem muss die praktische Abschlussarbeit (möglichst eine Gruppenarbeit) passend zur Lerntour und in Absprache mit den Betreuenden eingereicht werden. Auf einem elektronischen Aufgabenblatt wird über eine eigenständige Aufgabenformulierung auch die Reflektion über die Aufgabe bzw. das Thema bewertet.
Durch die Multiple Choice Tests wird theoretisches Wissen abgefragt. Die Bearbeitung einer praktischen Aufgabe prüft, in wie weit das Erlernte auch angewendet wurde.
Die Multiple Choice Aufgaben werden von den TutorInnen frei geschaltet und dann automatisch beantwortet. Eine Lerntour beinhaltet mindestens drei Lerneinheiten. Daher wird auch der Lernstoff von drei Lerneinheiten getestet. Pro Lerneinheit gibt es einen Multiple Choice Check mit jeweils drei Aufgaben. Pro Aufgabe kann man fünf Punkte erreichen und kommt, wenn alle Fragen richtig beantwortet sind auf 15 Punkte pro Check.
Für jede falsche Antwort wird die richtige Antwort mit Begründung eingeblendet. Die Bewertung dieses Teil macht mit der Maximalpunktzahl von 45 Punkten etwas weniger als die Hälfte der zu erreichenden Punktzahl aus.
Der etwas größere Teil von 55 Punkten wird für praktische Auseinandersetzung mit der Thematik durch die Erstellung einer praktischen Abschlussarbeit und der geforderten Reflektion darüber vergeben.
Um größtmögliche Adaption und Flexibilität an die äußeren Umstände zu gewähren, hat das Projekt Lernscouts von vorn herein keine Vorschriften zur Anwendung bzw. Gestaltung der einzelnen Lernarrangements gemacht. Die Jugendhilfeeinrichtungen können die eigenen Gegebenheiten, die Qualifikation ihrer Arbeitskräfte und die sie aufsuchenden Jugendlichen am besten einschätzen und so die Arrangements auf ihre Bedingungen zuschneiden.
Themengebundene Zertifikationen mit Vorgaben für Lerntouren wurden geschaffen, um einen Lernanreiz für alle Teilnehmenden zu erzeugen.
So haben die MultiplikatorInnen bzw. teilnehmenden Einrichtungen die größtmögliche Freiheit bei der Gestaltung von Lernarrangements. - Das erschwert die Einschätzung der Wirksamkeit und ROE[10] der Maßnahme.
Mit der Lernplattform MS Class Server bekommen die MultiplikatorInnen und teilnehmenden Einrichtungen ein komfortables Werkzeug in die Hand. Es wird in Deutschland in dieser Weise und diesem Umfang erstmalig eingesetzt. Um die Lernenden beim Erreichen einer Zertifikation zu unterstützen, reichen relativ einfache Kenntnisse des Handlings mit der Lernsoftware durchaus. Die Potentiale, die der Einsatz der Lernplattform in sich birgt, werden aber womöglich kaum wahrgenommen und ausgeschöpft.
Das Bewusstsein der MultiplikatorInnen über dieses Potential wäre daher der Verbesserung der Lern/Lehr- und Transferqualität förderlich und außerdem ein wichtiges Ziel für den Sponsor des Projekts.
Die Qualität des Projekts Lernscouts soll in seinen Teilprozessen untersucht und dokumentiert werden. Daraus ergeben sich die Fragen, woraus sich die Qualität des Projekts zusammensetzt, wodurch sie sich ausdrückt, wie sie optimiert und gesichert werden kann.
Die Qualität eines Produkts oder Prozess’ zu sichern, zu kontrollieren, zu optimieren oder zu steuern zielt auf unterschiedliche Qualitätssysteme: Qualitätssicherung, Qualitätscontrolling, kontinuierlicher Verbesserungsprozess oder Qualitätsmanagement.
Dabei ist Qualität keine absolute Größe, sondern richtet sich nach den Anforderungen und Erwartungen der KundInnen, des Einsatzes und/oder des Kontexts und kann je nach Ausgangspunkt und Betrachtenden unterschiedliche Dimensionen annehmen.
Im Folgenden werden die verschiedenen Aspekte von Qualität und von Qualität bei E-Learning ausgeführt.
Bei der Ableitung des Wortes Qualität stößt man auf die lateinischen Wortstämme qalis und qualitas. Meint der erste Begriff das Wie der Beschaffenheit, bezeichnet der zweite die Eigenschaften und auch das Verhältnis von Objekten oder Prozessen. (Vgl. S. 8-9, Zollondz 2002)
In der Philosophie differenziert Kant drei Kategorien der Qualität: die Realität, die Negation und die Limitation. Während die Realität im Sinne eines bejahenden Urteils bestimmt, wie eine Erscheinung ist, verweist die Negation darauf, wie sie nicht ist. Durch die Grenzsetzung (Limitation) werden die gegensätzlichen Bestimmungen von Realität und Negation vereinigt.
Dabei ergibt sich die Realität der Qualität bei Kant nicht aus der sinnlichen Erfahrung einer Erscheinung. Qualität ist an sich kein naturgegebener Zustand. Sie entsteht durch die erfahrungsordnende Funktion des Verstands. Die reinen Verstandsbegriffe (Kategorien) und die Urteilskraft der Vernunft bestimmen die Erkenntnis und denkende Erfassung von Wahrnehmungen, auch von Qualität. (Vgl. 116ff. Kant I, 1956)
Im heutigen Sprachgebrauch wird mit Qualität eine positiv empfundene Eigenschaft beschrieben, die einerseits die Güte oder andererseits die Beschaffenheit eines Betrachtungsgegenstandes erklärt.
Wird Qualität als Güte betrachtet, so hat bereits eine Wertung stattgefunden. Durch Gütesiegel oder weitere Staffelungen der Güte wie z.B. gut, sehr gut, beste Qualität, wird deutlich, dass es sich bei der Güte um die Einlösung einer Erwartung oder einer bestimmten Zielsetzung handelt.
Wenn Qualität hingegen als Beschaffenheit des Betrachtungsgegenstandes gesehen wird, besteht zunächst keine Wertung. Eine Oberfläche kann z.B. glatt oder rau, kalt oder warm sein. Um hier eine Qualitätsmessung durchzuführen, müssen Qualitätsmerkmale unter Berücksichtigung von Ansprüchen festgelegt werden, nach welchen dann beobachtet werden kann.
Auf diese Weise normativ ist Qualität auch in den Zertifizierungsverfahren der ISO-Normenreihe definiert: mit vom jeweiligen Kontext abhängig, festgelegen Normen ist Qualität dann erreicht, wenn alle Anforderungen erfüllt sind.
Zusammenfassend kann man über die verschiedenen Annäherungen zum Begriff Qualität mit Ehlers(2004) konstatieren, dass Qualität „ein vielschichtiges Konstrukt“ ist und als „erstrebenswerte Kategorie“ an Bedeutung gewonnen hat. (Vgl. S. 51-54, Ehlers, 2004)
Zur Feststellung von Qualität gibt es Konzepte mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Um die Qualität eines Produkts oder Prozess’ zu sichern oder zu bewerten, muss diese Qualität zuvor definiert worden sein. Transparente, nachvollziehbare und übergreifende Qualitätskriterien sind dienliche Qualitätssicherungsinstrumente. Das gilt auch für Qualitätscontrolling.
Im Qualitätsmanagement wiederum wird Qualitätssicherung, -controlling und -evaluation so eingesetzt, dass die gewonnenen Einsichten und Ergebnisse der Steuerung dienen. Der Prozess der Leistungserstellung steht dabei im Vordergrund.
Das Planen, Organisieren und Überwachen von Qualität als einen vorher bestimmten idealen Zustand hat sich mit der Industrialisierung zu einem eigenständigen Bereich entwickelt. Dabei ging es von Anfang an nicht nur um das Aussortieren fehlerhafter Produkte. Sondern vor allem um die Verbesserung von Produktionsabläufen zur Vermeidung von Fehlern.
Der Begriff Qualitätsmanagement meint insgesamt Maßnahmen, die die Absicherung einer Mindestqualität zum Ziel haben. Die Verbindung der Worte Qualität mit Management betont Einbindung und Verantwortlichkeit des letztgenannten Begriffs in diesem Themengebiet.
Mit der Einführung des Montagebands 1911 durch Ford und der darauf folgenden Neukonzeption der Arbeitsteilung durch Taylor entstand schließlich die Control Chart durch Shewhart. Mit dieser Qualitätsregelkarte wurde zum ersten Mal auf Basis von statistischen Verfahren die Qualität eines Produktionsprozesses kontrolliert. Neben der Elektronik, der Automation und der Kybernetik war es danach vor allem die Entwicklung der EDV, die wichtige Impulse zur Ausprägung und Beachtung des Qualitätsmanagement lieferte (Vgl. S. 51-54, Zollondz, 2002).
Die hohen Qualitätsanforderungen, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg im militärischen Bereich postuliert wurden, waren Wegbereiter für die heute gängigen Qualitätsmanagementsysteme. Das 1942 in den USA entwickelte AQL-Stichprobensystem[11] wurde optimiert und 1963 als verpflichtend deklariert. Nach und nach nahm es Einzug in weitere nationale Normensysteme. In Deutschland wurde es 1973 in die DIN 40080[12] aufgenommen und ein Jahr später als ISO-Standard 2859[13] verbindlich. Im Jahr 1987 wurde, basierend auf diesen Bestrebungen im militärischen Bereich und denen der Automobilindustrie, die erste Fassung der ISO-9000-Normenfamilievorgelegt13 (Vgl. S. 25-29, Ketting, 1999).
Qualitätsmanagementansätze berücksichtigen in ihrer Betrachtung nicht nur das Produkt, sondern auch Planungs-, Erstellungs- und Erbringungsprozesse und Organisationsstrukturen. Nicht die Leistungen werden standardisiert, sondern nur sich wiederholende Abläufe im Herstellungsprozess.
Ausgelöst durch die bildungspolitische PISA-Studie[14] oder gesellschaftspolitische Studien wie z.B. die Bremer Studie „Wer heiratet wen"[15] ist die Diskussion um Qualität, Chancen und Qualitätsmanagement in der Bildung auch in Deutschland neu angefacht worden. Allerdings müssen die Ansätze zum Qualitätsmanagement entsprechend angepasst werden. Der Lernprozess ist kein industrieller Prozess. Er berührt immaterielle Bereiche wie Pädagogik oder die Kognitionswissenschaft. Ihn als reine Serviceleistung von Bildungsanbietern gegenüber Lernenden als ‚Kunden’ zusehen funktioniert nicht.
Damit überhaupt ein Lernprozess stattfinden kann, ist die Mitarbeit der Lernenden gefragt. So wird im Bildungsbereich von einer Ko-Produktion von Bildungsanbieter und Lernenden gesprochen. In Konsequenz ist eine Qualität erst nach einer Bildungsmaßnahme verifizierbar. Durch das Abhängigkeitsverhältnis von Bildungsangebot und dem Einbringen der Lernenden ist Qualität wiederum schwer messbar. (Vgl. S. 55-57, Ehlers, 2004).
Qualitätsmanagementansätze lassen sich auf Grund ihrer generischen Anlage und Prozessorientierung auch in den Bildungsbereich übertragen. Es eignen sich vor allem solche Ansätze, deren Schwerpunkt bei der Verbesserung von Organisationsstrukturen und Arbeitsabläufen liegt.
Bei der Übertragung von Qualitätsmanagementansätzen auf den Bildungsbereich wird einerseits das Fehlen klar umrissener Grundlagen zum Lehren beklagt (Vgl. S. 92, Arnold R, Faber K, 2000). Andererseits hat die Übertragung auch zu einer neuen Sichtweise und Bewertung bisher vernachlässigter Aspekte geführt (Vgl. Gnahs. 1998).
E-Learning erscheint im Bildungsbereich leider immer noch als eigenes komplexes System. Die Multidimensionalität, die E-Learning annehmen kann, verwirrt Nichteingeweihte und erschwert ihnen den Zugang. Sie erschwert jedoch auch die Qualitätsbeurteilungen und Eignungseinschätzungen von E-Learningangeboten. Da es in dieser Arbeit um einen Weg zur Qualitätsentwicklung geht, wird dieser Abschnitt weiter untergliedert:
In den folgenden zwei Abschnitten werden zur Klärung die Begriffe „E-Learning“ und „hybride Lernarrangements“ erörtert. Dabei geht es nicht nur um die Definition der Begriffe, sondern auch um Verweise auf besondere, dieser Lernformen eigenen Aspekte, die bei der Qualitätsentwicklung eine Rolle spielen. In einem dritten Abschnitt wird daher die Produktion von E-Learning gesondert betrachtet.
Abschließend werden im vierten Abschnitt Qualitätsansätze speziell für E-Learningarrangements vorgestellt.
[...]
[1] Hybride Lernarrangements oder blended Learning – eine Mischung aus E-Learning und Präsenzphasen sihe auch 1.2.4.2.
[2] Mit MultiplikatorInnen sind für dieses Projekt die Arbeitskräfte der Jugendhilfe und/oder andere AnsprechpartnerInnen für Jugendliche gemeint
[3] Neben dem Schreiben und Lesen selbst lernen die Kinder ganz nebenbei Struktur und Organisation dieser Kulturtechnik: die Schreibrichtung, das Zurechtfinden mittels Seitenzahlen in Büchern, das Gliederung in Überschrift, Kapitel und Text, das lexikalische Suchen usw.
[4] Mit MultiplikatorInnen sind für dieses Projekt die Arbeitskräfte der Jugendhilfe und/oder andere AnsprechpartnerInnen für Jugendliche gemeint
[5] Blickwechsel Verein für Medien- und Kulturpädagogik als Partner, siehe auch www.blickwechsel.de
[6] Siehe auch www.uni-bielefeld.de/paedagogik/agn/ag8/kib.html
[7] Siehe www.uni-bielefeld.de/paedagogik/agn/ag8/kibveroeffentlichungen.html
[8] WBT – Web based Training, über das Internet zugängliches Lernangebot
[9] Es ist außerdem vorgesehen, auch die Leitmotive als einzelne Einheiten verfügbar und kombinierbar zu gestalten.
[10] ROE – Return of Education
[11] Acceptable Quality Level (deutsch: Annehmbare Qualitätsgrenzlage)
[12] Das DIN (Deutsches Institut für Normung e.V.) ist die nationale Normungsorganisation in Deutschland. Zusammen mit Industrie, Handel, Wissenschaft, Behörden und VerbraucherInnen werden technische Standards zur Qualitätssicherung und Vereinheitlichung erarbeitet. Das DIN vertritt die deutschen Interessen in internationalen Normungsgremien.
[13] In der ISO (International Organisation for Standardization) sind die Standardisierungsgremien von 148 Ländern vereinigt. Hier werden internationale Standards in allen technischen Bereichen und in Verfahrensstandards (z.B. Qualitätsmanagemenet nach ISO 9000) verabschiedet.
[14] Die PISA-Studie (Programm for international student assessment) wurde von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OCED) zur Erfassung von Basiskompetenzen der nachwachsenden Generation durchgeführt.
[15] „Wer heiratet wen“ – 1997 veröffentlichte Studie zum Verhältnis von Bildungsstand und Partnerwahl, EMPAS Universität Bremen, 2003 durch Hans-Peter Blossfeld und Andreas Timm herausgegeben als „Who marries whom“ als international vergleichende Studie.
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