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Mehr InfosMasterarbeit, 2008, 70 Seiten
Masterarbeit
Universität Bremen (11, Human- und Gesundheitswissenschaften, Wirtschaftspsychologie)
1,7
2 Einleitung
3 Die Bedeutung von Innovationen für Unternehmen
3.1 Grundlegende wirtschaftswissenschaftliche Ansätze zu Innovationen
3.2 Weiterführende Ansätze zu Innovationen
3.3 Abgrenzung des Innovationsbegriffs
4 Produktives Denken als Grundlage für Innovationen
4.1 Überblick über unterschiedliche Ansätze des Denkens
4.2 Vertiefung des Gestaltpsychologischen Ansatzes
5 Vom Produktiven Denken zum Problemlösen
5.1 Abgrenzung des produktiven Denkens vom Begriff des Problemlösens
5.2 Problemlösen als Informationsverarbeitung
5.3 Abgrenzung des Problembegriffs
5.4 Problemtypen
5.4.1 Das Lösen von Interpolationsproblemen
5.4.2 Das Lösen von synthetischen Problemen
5.4.3 Das Lösen dialektischer und synthetisch-dialektischer Probleme
6 Einbindung von Kreativitätstechniken und Innovationsmanagement zu den theoretischen Ansätzen
6.1 Kreativitätstechniken
6.2 Innovationsmanagement
7 Rahmenbedingungen und Führungsansätze für produktives Denken und Problemlösen
7.1 Rahmenbedingungen und Führungsansätze auf der Ebene des Menschen
7.2 Rahmenbedingungen und Führungsansätze auf der Ebene des Miteinander
7.3 Rahmenbedingungen und Führungsansätze auf der Ebene der Organisation
8 Anwendungsbezug zur eigenen Unternehmenspraxis
9 Schlussfolgerungen und eigener Erkenntnisgewinn
10 Anhang
11 Abbildungsverzeichnis
12 Literaturverzeichnis
Die vorliegende Masterthesis bildet den Abschluss des interdisziplinären Studiengangs Master of Leadership and Organisational Development und geht mit dem Thema „Innovation und Führung“ der Frage nach, wie Innovationen in Unternehmen durch produktives Denken und erfolgreiches Problemlösen entstehen können und welche Bedeutung Führung dabei haben kann. Dabei geht es weniger darum, wie in Unternehmen bestimmte neue Produkte und Dienstleistungen erfunden werden oder diese als Innovationen in Unternehmen erfolgreich gemanaged werden können, sondern darum, wie Innovationen von Mitarbeitern und Führungskräften entwickelt werden und welchen Beitrag sie dazu leisten können.
Im beruflichen Alltagsgeschäft wird meiner Erfahrung nach meist die Bereitschaft, sich innovativen Gedanken zu widmen, unter der Last des Tagesgeschäfts erdrückt, anstehende Probleme aufgeschoben und zur Not lieber ein schlecht laufender Prozess weiter betrieben, auch wenn er noch so ineffizient abläuft. Führungskräfte und Mitarbeiter sehen daher meiner Auffassung nach oft im Arbeitsalltag nicht die Möglichkeit, sich für die Lösung eines Problems selbst Zeit zu nehmen und sich den zu lösenden Problemen vor allem innerhalb des beruflichen Alltags zu widmen. Oftmals wird in diesem Zusammenhang spontan ein gesondertes Projekt zur Lösung eines Problems aufgesetzt. Dabei entstehen meiner Meinung nach Innovation nicht erst durch ein gesondertes Innovationsprojekt oder ein gut organisiertes Programm zur kontinuierlichen Verbesserung von Unternehmensprozessen, sondern bereits durch einen Denkprozess in den Köpfen der Mitarbeiter und Führungskräfte, wenn diese vor einem entsprechenden Problem stehen, darüber produktiv nachdenken können und, wenn die notwendigen Rahmenbedingungen dafür erfüllt sind, oft auch ohne außerordentliche Projekte oder extra dafür aufgesetzte Programme zu einer Lösung kommen. Innovationen haben daher aus meiner Sicht vor allem etwas mit der Fähigkeit von Mitarbeitern und Führungskräften zu tun, auftretende Probleme selbstständig lösen zu können. In diesem Zusammenhang soll für den weiteren Verlauf der Masterthesis Innovation vor allem als erfolgreiches Problemlösen durch zielgerichtetes, produktives Denken betrachtet werden, unabhängig davon wie eine entsprechende Innovation letztendlich konkret aussieht.
Aus dieser Betrachtung ergeben sich meiner Auffassung folgende Fragen:
1. Wie können auftretende Probleme, wie beispielsweise ineffektive Prozesse oder unklare Arbeitsabläufe, bei sich verändernden Umfeldbedingungen von den Mitarbeitern und Führungskräften gelöst werden?
2. Welche theoretischen Ansätze in Ergänzung zu den bisher im Masterstudiengang verwendeten Inhalten lassen sich dafür verwenden?
3. Was passiert konkret beim produktiven Denken und dem Problemlösungsprozess in den Köpfen der Mitarbeiter und Führungskräfte?
4. Welche Rahmenbedingungen müssen aus Führungsperspektive gegeben sein, damit nicht wie oben beschrieben, der Arbeitsalltag im Vordergrund steht, sondern der Lösung von Problemen, die sich nachhaltig durch verbesserte Prozesse, klarere Arbeitsabläufe und letztendlich zufriedene Mitarbeiter auszeichnen, mehr Bedeutung zuteil wird?
Aufgrund der interdisziplinären Ausrichtung dieses Masterstudiengangs, möchte ich mich dem Thema zunächst aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive annähern und aufzeigen, wie sich der Innovationsbegriff mit der Zeit entwickelt hat und welche Bedeutung Innovationen und erfolgreiches Problemlösen heute aus Unternehmensperspektive haben. Ausgehend von den Ansätzen Joseph Alois Schumpeters in der Volkswirtschaftslehre wird im Zusammenhang der Bedeutung von Innovationen für Unternehmen der Bogen zu heutigen Managementansätzen aus der Betriebswirtschaftslehre gespannt. Hierfür werden vornehmlich die Ansätze von Günter Wöhe, Michael Hammer und James Champy sowie Helmut Schlicksupp herangezogen. Die eher managementorientierten wirtschaftswissenschaftlichen Ansätze gehen dabei vor allem der Frage nach, warum Innovationen notwendig für Unternehmen sind und wie diese in den Unternehmen erfolgreich gesteuert und durchgeführt werden können. Um allerdings die Frage zu beantworten, wie erfolgreiches Problemlösen als Grundlage für die mögliche Innovation letztendlich in den Köpfen der Führungskräfte und Mitarbeiter abläuft und daraus dann schließlich etwas entsteht, was als Innovation betrachtet und weiter vertieft werden kann, reichen wirtschaftswissenschaftliche Ansätze meiner Meinung nach nicht aus, sodass der theoretische Aufbau dieser Masterthesis um psychologische Ansätze, insbesondere der Denkpsychologie, erweitert werden muss. Hierfür werde ich mich hauptsächlich mit dem gestalttheoretischen Ansatz von Max Wertheimer sowie dem Ansatz von Dietrich Dörner, Problemlösen als Informationsverarbeitungsprozess zu begreifen, auseinandersetzen. Mit diesem theoretischen Hintergrund soll im Folgenden aufgezeigt werden, welche Methoden und Techniken für erfolgreiches Problemlösen darüber hinaus in der Unternehmenspraxis verwendet werden können und was Führungskräfte und Mitarbeiter letztendlich tun können, um durch produktives Denken erfolgreich ein Problem zu lösen. Im vorletzten Abschnitt dieser Masterthesis wird der Frage nach den notwendigen Rahmenbedingungen für erfolgreiches Problemlösen nachgegangen und welche Bedeutung Führung für das Problemlösen und Entstehen von Innovationen in Unternehmen haben kann. Abschließend wird noch einmal Bezug zur Unternehmenspraxis genommen und versucht, die dargestellten theoretischen Hintergründe des Problemlösens und produktiven Denkens zusammen mit den notwendigen Rahmenbedingungen auf ein Praxisbeispiel aus dem Unternehmensalltag zu übertragen.
Die Beschäftigung mit dem Thema Innovation ist nach meiner Erfahrung in der heutigen Unternehmenspraxis nicht mehr wegzudenken, sei es durch Forderungen des strategischen Managements nach vermehrten und verbesserten Innovationen, um sich im Vergleich zu Wettbewerbern abzuheben oder durch den Anspruch an die eigenen Führungskräfte und Mitarbeiter des Unternehmens, selbst innovativ zu sein. Doch welche Bedeutung haben Innovationen in und für Unternehmen, wie hat sich der Begriff in der wirtschaftswissenschaftlichen Theorie entwickelt und welche Ansätze existieren grundsätzlich dazu? Zur Klärung dieser Fragen ist aus meiner Sicht zunächst ein kurzer Blick auf die historische Entwicklung dieses Themas in den Teildisziplinen der Wirtschaftswissenschaften der Volks- und Betriebswirtschaftslehre sinnvoll, um dann weiterführend auf neuere Ansätze einzugehen, die das heutige Umfeld, in denen Unternehmen tätig sind, aktueller berücksichtigen. Abschließend soll der Innovationsbegriff für den weiteren Gebrauch in dieser Masterthesis definiert und abgegrenzt werden.
Die frühere Nationalökonomie als Vorläufer der heutigen Volkswirtschaftslehre beschäftigte sich nach Jörn Altmann (1994) gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausgehend von der Frage, woher eigentlich Innovationen in Volkswirtschaften kommen, zunächst mit der Beobachtung des Wirtschaftskreislaufs und dem Phänomen, dass damalige Ansätze die regelmäßig wiederkehrenden Auf- und Abschwünge der einzelnen Volkswirtschaften nicht ausreichend zu erklären vermochten. Das bis dahin gültige Modell der statischen Kreislauftheorie , welches im Wesentlichen auf den Franzosen Francois Quesnay zurück geht, konnte zwar in einem so genannten „tableau economique“ das Funktionieren des Wirtschaftskreislaufs mit den Komponenten der Entstehung, Verwendung und Verteilung von Gütern unter den damals wichtigsten handelnden Wirtschaftssubjekten, wie beispielsweise den Bauern, Händlern und Adligen, beschreiben, aber eben nicht das Schwanken dieses Wirtschaftskreislaufs erklären (Altmann 1994, S. 135). Grund für diesen Erklärungsmangel war nach Altmann der statische Charakter dieses Modells, mit dem zwar die grundsätzliche Funktionsweise des Wirtschaftskreislaufs, nicht aber die Entwicklung von Wirtschaftssubjekten und ganzen Ökonomien über längere Zeit hinweg erklärt werden konnte. Es fehlte also eine dynamische Betrachtung, welche die nach einem relativ regelmäßigen Muster immer wiederkehrenden Schwankungen mit in ein Modell des Wirtschaftskreislaufs einbezog (ebd. S. 137).
Nach Klaus Müller (1990) wurden erst unter Joseph Alois Schumpeter die bis dahin geläufigen statischen Modelle durch ein dynamisches Modell erweitert und die beschriebenen und beobachteten Schwankungen in seinem Buch Business Cycles als Konjunkturzyklen bezeichnet (Müller 1990, S. 37). Diese Konjunkturzyklen werden nach Schumpeter in den meisten Fällen durch Innovationen eines dynamischen Unternehmertums hervorgerufen, welches frei und selbstständig agierend durch neue Kombinationen oder Andersverwendung von Produktionsfaktoren in einer Volkswirtschaft dazu beiträgt, dass sich in Ökonomien technologische Sprünge ergeben. Produktionsfaktoren sind in der damaligen Betrachtung klassischer Weise Arbeit, Boden und Kapital sowie später auch das Humankapital. Treibende Kraft für Innovationen ist nach Schumpeter daher insbesondere der Einfluss des Unternehmertums, welches er nach Müller durch seine Dynamik zum Baumeister der wirtschaftlichen Entwicklung und wichtigstem Antrieb des Wirtschaftsprozesses erhebt (ebd. S. 39). Die volkswirtschaftstheoretische Grundlage für Innovationen, so lässt sich meines Erachtens schlussfolgern, ist somit zunächst aus der Betrachtung von beobachtbaren Auf- und Abschwüngen des Wirtschaftskreislaufes entstanden.
Der erste Ansatz Schumpeters, aus der Betrachtung von Konjunkturzyklen die Herkunft von Innovationen in Unternehmen zu erklären, umfasst in dessen Lehrsystem fünf zentrale Elemente. Diese können aus meiner Sicht, unabhängig von der Vollständigkeit dieser Auflistung, aus heutiger Perspektive als erster Versuch in der damaligen Zeit betrachtet werden, den Innovationsbegriff etwas einzugrenzen. Bei Innovationen handelt es sich demnach um:
1. Die Herstellung eines neuen, das heißt dem Konsumentenkreis noch nicht vertrauten Gutes oder die Herstellung einer neuen Qualität eines Gutes.
2. Die Einführung einer neuen, das heißt dem betreffenden Industriezweig noch nicht praktisch bekannten Produktionsmethode oder einer neuartigen Weise, mit einem Gut kommerziell zu verfahren.
3. Das Erschließen neuer Absatzmärkte.
4. Die Eroberung einer neuen Bezugsquelle von Rohstoffen oder Vorprodukten.
5. Die Durchführung von Neuorganisationen, wie beispielsweise das Schaffen eines Monopols oder das Durchbrechen eines bestehenden Monopols.
Da Konjunkturzyklen in der Beobachtung von Schumpeter nach Müller eben nicht gleichmäßig, sondern zyklisch verlaufen, wird das Auf und Ab des gesamten wirtschaftlichen Produktionsprozesses von ihm als ruckartige Entwicklung interpretiert, in der es vor allem durch das zahlreiche Auftreten von vielen Unternehmern und Innovationen in Form der oben aufgeführten Elemente zunächst zu einem Aufschwung kommt, der das bis dahin geltende ökonomische Gleichgewicht zerstört und daraufhin eine Kettenreaktion auslöst. Als Folge davon setzt, ein gesamtwirtschaftlicher Anpassungsprozess ein, der als Abschwung (oder auch Rezession) bezeichnet werden kann. Abschließend führt diese Zyklusphase gemäß der Aussage des Autors wieder zu einem neuen gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht, welches wie in einem Kreislauf wiederum Ausgangspunkt für neue Innovationsschübe des Unternehmertums ist. Dieses schockartige Verändern eines stationären Zustands durch ein innovatives Unternehmertum ist damals in die Literatur mit dem Begriff der „schöpferischen Zerstörung“ eingegangen und wird auch heute noch im Zusammenhang mit Innovationen verwendet, wenn es beispielsweise um das Aufbrechen verkrusteter Wirtschafts- oder Unternehmensstrukturen geht (Müller 1990, S. 41).
Allerdings werden nach Schumpeter nicht alle Wellen von Konjunkturzyklen durch das Unternehmertum als solches selbst verursacht. Der Autor unterteilt daher die Wellen, in denen solche Zyklen auftreten, in unterschiedliche Phasen. So gab es im Vorfeld seiner theoretischen Forschungsarbeiten bedeutende technologische Neuerungen im Sinne bestimmter wegweisender Erfindungen, wie beispielsweise die Erfindung der Dampfmaschine, der Eisenbahn, der Elektrifizierung oder auch des Automobils, die aus seiner Sicht so revolutionär waren, dass sie zu sehr langwelligen Zyklen führten. Oder es gab, wie auch heute noch, exogene Effekte wie beispielsweise politische Umwälzungen oder gar Kriege, die ihren eigenen Einfluss auf die von Schumpeter beschriebenen Konjunkturzyklen hatten. Das Unternehmertum selbst sorgt nach seiner Auffassung mit eher kurzfristigeren Zyklen innerhalb der von äußeren Rahmenbedingungen vorgegebenen langfristigen Zyklen in den meisten Fällen für eine Entwicklung der kleineren Schritte (Müller 1990, S. 43-49).
Diese ersten Ansätze Schumpeters zum Thema Innovation in Unternehmen, die zum damaligen Zeitpunkt vornehmlich auf die Erklärung abzielten, wie immer wiederkehrende Zyklen von Aufschwüngen und Abschwüngen in Volkswirtschaften zustande kommen, haben sich größtenteils bis heute gehalten. Denn auch heute noch unterliegt die gesamtwirtschaftliche Entwicklung kurzfristigen Schwankungen und wird durch größere Rahmenentwicklungen, wie zum Beispiel die fortschreitende Entwicklung der Informationstechnologie, das Entstehen des Internets, aber auch durch die gegenwärtige Finanzmarktkrise, beeinflusst. Der dynamische Aspekt des Unternehmertums in den Schumpeterschen Ansätzen hat vor dem Hintergrund der Lösung von wirtschaftlichen und industriellen Strukturproblemen im Deutschland der neunziger Jahre und auch heute noch seine Aktualität behalten (Müller 1990, S. 80).
Meiner Auffassung nach erklärt Schumpeter mit den Ansätzen zur wirtschaftlichen Entwicklung vor allem, wie es durch ein dynamisches Unternehmertum zu Veränderungen durch Innovationen auf volkswirtschaftlicher Ebene kommt und welchen Einfluss dieses auf das Wiederkehren von Auf- und Abschwüngen im Wirtschaftskreislauf hat. Allerdings untersucht er in seiner Betrachtung das konkrete Handeln des dynamischen Unternehmers bei der neuen Kombination oder Andersverwendung von Produktionsfaktoren und damit das konkrete Entstehen von Innovationen nicht näher, sondern belässt es bei der auf dem ersten Blick widersprüchlichen Aussage der „schöpferischen Zerstörung“, aus der durch Zerstörung des Bestehenden etwas Neues geschaffen wird. Doch wie genau werden Produktionsfaktoren durch handelnde Menschen so kombiniert, dass daraus etwas Innovatives entsteht? Aus diesem Grund möchte ich im Folgenden die volkswirtschaftliche Betrachtung von Innovationen verlassen und herausfinden, wie Innovationen aus betriebswirtschaftlicher Perspektive in Unternehmen entstehen und betrachtet werden.
Aus Sicht der Betriebswirtschaftslehre, deren Forschungsgebiet im Gegensatz zur Volkswirtschaftslehre nicht die wirtschaftliche Entwicklung und Austauschbeziehungen von ganzen Volkswirtschaften, sondern die von Unternehmen im Einzelnen ist, wurde das Thema Innovation in den Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre nach Günter Wöhe (2002) lange Zeit aus der Perspektive von Investitionsentscheidungen im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten betrachtet. Ausgehend von der Annahme, dass für Forschung und Entwicklung Kapital investiert und somit aufgewendet werden muss, widmete sich diese Betrachtung vornehmlich der optimalen Finanzierung dieser Investitionen, an deren Ende möglichst eine für das Unternehmen nützliche Innovation herauskommen soll (Wöhe 2002, S. 599). Ein gutes Beispiel dafür liefert nach meinem Empfinden die Industrieproduktion bei der Entwicklung von Produkten, mit denen sich in fünf bis zehn Jahren idealer Weise Geld verdienen lässt (zum Beispiel in der Automobil oder Pharmaindustrie). Innovationen sind nach diesem betriebswirtschaftlichen Ansatz von Wöhe vor allem Kostenfaktoren, die es möglichst optimal zu managen gilt, da in der Gegenwart finanzielle Mittel bereitgestellt werden müssen, die sich womöglich erst in einer späten Zukunft auszahlen (Wöhe 2002, S. 601.). Dabei wird meines Erachtens unterstellt, dass aus bestimmten Forschungs- und Entwicklungsausgaben mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch Innovationen entstehen, da ja in entsprechende Ressourcen investiert wurde. Der Erfolg der Innovationstätigkeit hängt nach Wöhe somit vom Management des Kostenapparats, der mit minimalem Einsatz möglichst viele Innovationen erreichen soll, und von der Erfolgswahrscheinlichkeit der einzelnen Innovationsvorhaben ab (ebd. S. 602)
Der Frage nach dem Entstehen von Innovationen wurde darüber hinaus betriebswirtschaftlich nach Wöhe auch im Forschungsfeld des Absatzes von Produkten und Dienstleistungen nachgegangen, wobei hier vor allem die Stärkung der Wettbewerbsposition aus Sicht der Unternehmensstrategie im Fokus stand. Innovationen sind in dieser Herangehensweise vor allem eine Möglichkeit zum Beispiel durch Produktinnovationen eine dominante Stellung im Markt zu erreichen und sich damit gegenüber Wettbewerbern durchzusetzen (Wöhe 2002, S. 500). Dieser Ansatz greift meines Erachtens die im Vorfeld nach Schumpeter aufgezeigten Elemente von Innovationen wieder auf.
Aus der Grundlagenforschung der Volks- und Betriebswirtschaftslehre lässt sich aus meiner Sicht zusammenfassen, dass es volkswirtschaftlich vor allem durch Schumpeter zunächst um die Betrachtung wirtschaftlicher Schwankungen als Folge von getätigten Innovationen ging und diese Innovationen wiederum betriebswirtschaftlich nach Wöhe innerhalb der einzelnen handelnden Unternehmen möglichst optimal zu managen sind, damit die Wettbewerbssituation zu anderen Unternehmen verbessert wird. Die beiden grundsätzlichen Ansätze der Volks- und Betriebswirtschaftslehre verdeutlichen zwar einerseits die Notwendigkeit und Bedeutung von Innovationen in Unternehmen, lassen nach meinem Empfinden aber andererseits die Frage offen, wie Innovationen konkret in Unternehmen entstehen und was einzelne Mitarbeiter und Führungskräfte tun können, um einen Innovationsprozess in Gang zu setzen oder ein konkretes Problem, wie beispielsweise einen Prozess neu zu gestalten oder ein konkretes Produkt zum Erreichen einer dominanten Marktstellung zu entwickeln. In Innovationen mit dem Ziel zu investieren, am Markt eine dominante Stellung zu erreichen, mag aus betriebswirtschaftlicher Sicht nach meinem Empfinden sinnvoll sein, erklärt aber noch nicht das „Wie?“ des Entstehens von Innovationen. Um dieser Frage etwas näher zu kommen sollen daher im Folgenden einige weitere für diese Masterthesis bedeutsame Ansätze aufgeführt werden. Dabei sind die folgenden Ansätze aus meiner Sicht nach wie vor der Betriebswirtschaftslehre zuzuordnen, berücksichtigen aber das derzeitige Umfeld von Unternehmen bei der Auseinandersetzung um Innovationen besser.
In den neunzehnhundertneunziger Jahren haben sich betriebswirtschaftlich einige Autoren weiterführend mit der Notwendigkeit von Innovationen in und für Unternehmen beschäftigt, wobei meines Erachtens nach wie vor die Betrachtung von Innovationen als Kostenfaktor im Vordergrund blieb. Insbesondere durch die größer werdende Bedeutung der Globalisierung rückte als Antwort auf bevorstehende oder bereits existierende Krisen der Unternehmen die Reorganisation und damit Erneuerung von Strukturen und Prozessen in den Blick der betriebswirtschaftlichen Forschung, auch wenn diese sich zunächst noch mit der kostenorientierten Straffung von Strukturen und Prozessen beschäftigten. Aus meiner Sicht ist dieses aber schon eine Veränderung des Blickwinkels, nämlich Innovation aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht rein aus Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten oder marketingstrategischen Aspekten zu betrachten, sondern einmal in das Innere von Unternehmen, nämlich auf die Prozesse und Abläufe zu schauen und dort der Frage nach Innovationen nachzugehen. In Weiterentwicklung zu den bisherigen eher effizienz- als innovationsorientierten Ansätzen liefern hierfür aus meiner Sicht Michael Hammer und James Champy in ihrem Werk Business Reengineering einen eher prozessorientierteren Beitrag zur Untersuchung von Innovationsmöglichkeiten in Unternehmen.
Den Autoren zufolge arbeiten die Menschen seit ungefähr zweihundert Jahren nach dem bis dahin bewährten betriebswirtschaftlichen Prinzip, die industrielle Arbeit in ihre einfachsten und grundlegendsten Aufgaben zu zerlegen, die Organisation eines Unternehmens an diesem Prinzip der Arbeitteilung auszurichten und die bestehende Ausrichtung sukzessiv unter Effizienzgesichtspunkten zu optimieren. Der ursprüngliche Ansatz der Arbeitsteilung in Anlehnung an die Forschungen von Adam Smith wurde den Autoren weiter folgend schließlich von Taylor weiter hinsichtlich praktischer Umsetzungsmöglichkeiten in der Industrieproduktion verfeinert und bis hin zu Henry Ford mit dem Beginn der Fließbandarbeit auch in großem Umfang realisiert, sodass die meisten Unternehmen auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts daran ausgerichtet waren (Hammer Champy 1995, S. 12). In dem gegenwärtigen postindustriellen Zeitalter, in welchem den Autoren nach in den meisten westlichen Industrieländern der Anteil der Industrieproduktion eher konstant oder gar rückläufig ist und die Märkte, in denen Unternehmen tätig sind, ständigen Veränderungen durch das eigene Umfeld unterworfen sind, sollte bei der Gründung und Gestaltung von Unternehmen der Gedanke im Vordergrund stehen, die anstehenden Aufgaben zu mehr kundenorientierten als vornehmlich arbeitsteiligen Unternehmensprozessen zusammenzuführen (ebd. S. 13). Einen Beitrag zu Innovationen in Unternehmen liefern die Autoren daher vor allem mit dem Ansatz der grundlegenden Erneuerung und Neugestaltung von Unternehmensprozessen im Gegensatz zur bis dahin vorherrschenden Optimierung von bereits bestehenden produktionsorientierten und nicht marktorientierten Unternehmensprozessen. Innovationen stehen aus dieser Perspektive meines Erachtens nicht mehr ausschließlich im Fokus der bisherigen betriebswirtschaftlichen Ansätze, in welchen die aufgewendeten Ressourcen zum Entstehen von Innovationen in Form eines neuen Produktes möglichst kostenoptimal zu managen sind, sondern darin, die unternehmensinternen Prozesse völlig neu und dabei gleichermaßen effizient zu organisieren. Die Betrachtung von Innovationen hat sich also etwas von der reinen Kosten- und Absatzorientierung sowie dem Management von Innovationen in Richtung Neugestaltung im Rahmen von bestimmten Notwendigkeiten, wie zum Beispiel Krisen oder Erwartungen des Marktes, verschoben.
Bei der Beratung von Unternehmen stellten Hammer Champy als zentrale Ausgangssituation fest, dass gegenwärtige Krisen, heutiger Unternehmen, meist in Erweiterung der beschriebenen Ansätze Schumpeters nicht nur von Konjunkturzyklen beeinflusst, sondern vielmehr von drei Kräften wesentlich beeinflusst werden. Diese können sowohl die einzeln oder gemeinsam wirken (Hammer Champy 1995, S. 30):
- Zum einen hat sich der klassische Verkäufermarkt zu einem Käufermarkt gewandelt, in welchem die Kunden in einer Mangelsituation nicht mehr nur das kaufen können, was von den Unternehmen angeboten wird, sonder weitaus mehr Einfluss darauf haben, was sie von einem Unternehmen für Produkte oder Dienstleistungen beziehen wollen. Statt Massenprodukten stünden, so die Expertise der Autoren, zukünftig individuell auf die Kunden ausgerichtete Leistungen im Vordergrund (ebd. S. 33).
- Zum anderen ist der Wettbewerb der Unternehmen durch die Globalisierung deutlich intensiver geworden und nicht mehr auf den heimatlichen Markt beschränkt. Unternehmen aus aller Welt können ihre Produkte und Dienstleistungen nahezu in jedem Land anbieten. Geographische Monopolstellungen auf Basis eines Heimatmarktes verschwinden mehr und mehr (ebd. S. 35).
- Als dritte Kraft beschreiben Hammer und Champy den permanenten Wandel, der letztendlich zur Konstante wird. Konjunktur- oder Produktlebenszyklen lassen sich demnach immer weniger vorhersagen, werden immer kürzer und Unternehmen müssen in immer geringeren Abständen immer individualisierter neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt bringen (ebd. S. 37).
Den Autoren zufolge verändern diese drei Kräfte das Umfeld von Unternehmen derart, dass Organisationen, die wie bisher beobachtet nur für ein bestimmtes Umfeld geschaffen wurden, nicht mehr weiter optimiert werden können, sondern völlig neu gestaltet werden müssen (ebd. S. 38).
Dieses heißt bezogen auf den Innovationsbegriff meiner Meinung nach, dass Innovationen vor allem durch die Neuausrichtung von Prozessen allein schon deshalb für Unternehmen von zwingender Notwendigkeit sind, damit diese sich trotz der sich dynamisch verändernden Umfeldbedingungen im Wettbewerb mit anderen Unternehmen behaupten können. Meiner Auffassung nach verweist dieses wiederum auf die grundsätzliche betriebswirtschaftliche Forschung, Innovationen auch weiterhin mit dem Ziel einer dominanten Marktstellung zu verbinden, wie es auch schon Wöhe in den Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre aufgezeigt hat (Wöhe 2002, S. 599). Darauf, wie die Innovationen eines neugestalteten Unternehmensprozesses konkret gelingen, wird meines Erachtens nicht eingegangen. Vielmehr wird die Idee vom neugestalteten Prozess durch die gemeinsame Arbeit von Führungskräften und Mitarbeitern unter bestimmten Rahmenbedingungen und Notwendigkeiten als gegeben angenommen und um einzelne technische Aspekte oder mögliche Fehler, wie beispielsweise das Auslassen von bestimmten Informationen oder grundsätzliche Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit von Führungskräften und Mitarbeitern angereichert. Auf den letztgenannten Aspekt der Zusammenarbeit von Führungskräften und Mitarbeitern komme ich in Kapitel 7 dieser Masterthesis noch zurück, wenn das Entstehen von Innovationen auf Basis theoretischer Grundlagen ausreichend beschrieben ist.
Meiner Meinung nach kommt der Frage nach dem Einfluss der Mitarbeiter und Führungskräfte vor dem Hintergrund von Innovationen in einem weiteren Ansatz Helmut Schlicksupp (1999) aus ähnlicher Perspektive noch etwas näher. Auch er geht zunächst von der Erkenntnis aus, dass in den vergangenen Jahren der Fokus in Unternehmen vor allem auf kostenorientierter Straffung und Reorganisation von Strukturen und Prozessen lag. Seiner Ansicht nach müsse die bis dahin herrschende „Effizienzkultur“ aber vermehrt durch eine „Innovationskultur“ ergänzt werden (Schlicksupp 1999, S. 5). Grundsätzlich ist dieser Ansatz nach meinem Empfinden dem im Vorfeld gezeigten Ansatz von Hammer und Champy relativ ähnlich. Auch hier besteht die Notwendigkeit von Unternehmen innovativ zu sein aus einem geänderten Marktverständnis, was den Kunden und dessen Bedürfnisse in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt und Leistungen und Produkte sowie die dahinter liegenden Prozesse daran ausrichtet. Allerdings konzentrieren sich Innovationsprozesse dem Autor zufolge nicht nur auf die Prozesslandschaft von Unternehmen und deren Neugestaltung, sondern müssten darüber hinaus auch weniger dem Zufall überlassen werden und verlangen nach einem zu umfassenden Management durch die zuständigen Führungskräfte und Mitarbeiter (ebd. S. 7). Das Hauptaugenmerk wird somit meines Erachtens mehr auf die Innovationsfähigkeit von Unternehmen gerichtet. Im Vordergrund stehen dabei die Anwendung bestimmter Methoden und Techniken sowie der Umgang mit entsprechenden Hindernissen, welche die Innovationsfähigkeit beeinträchtigen. Auf diese Sachverhalte werde ich in Kapitel 6 noch einmal gesondert eingehen.
Schlicksupp betrachtet Innovationen darüber hinaus, im Gegensatz zu Schumpeter, nicht als eine Zusammenfassung verschiedener Elemente verbunden mit der Frage, was eigentlich Innovationen sind und was Innovationen grundsätzlich zugeordnet werden kann, sondern unterteilt vor allem die zeitliche Abfolge des Innovationsprozesses in unterschiedliche Phasen (Schlicksupp 1999, S. 13-20):
1. Phase: Problemerkennung, Wahrnehmung von Chancen und Möglichkeiten
2. Phase: Analyse und Definition des Innovationsvorhabens
3. Phase: Hervorbringung von Lösungen
4. Phase: Auswahl von Alternativen
5. Phase: Realisierung
6. Phase: Kontrolle der Anwendung
Anhand dieser sechs Prozessphasen lässt sich meines Erachtens gut erkennen, in welchen Schritten Innovationen in Unternehmen entwickelt und umgesetzt werden können. Insbesondere die erste Phase, in der Probleme wahrgenommen und erkannt werden sowie die weiteren Phasen der Analyse und des Hervorbringens von Lösungen, werden im nächsten Kapitel ein zentrales Thema sein. An dieser Stelle ist es aus meiner Sicht wichtig festzuhalten, dass es über die grundlegenden Ansätze der Volks- und Betriebswirtschaftslehre, die im vorangegangenen Abschnitt dargestellt wurden, auch neuere Ansätze zum Thema Innovationen gibt. Diese berücksichtigen vor allem das Umfeld stärker, in denen Unternehmen heute tätig sind und richten den Blick zum einen auf die unternehmensinternen Abläufe und Prozesse oder zum anderen auf Innovationen als Entstehungsprozess. Dieser Prozess kann wiederum in unterschiedliche Phasen aufgeteilt werden, von denen die ersten Phasen bei der Entwicklung von Innovationen nach meinem Empfinden besonders wichtig sind, da es in diesen vor allem um die Wahrnehmung des Problems und die Erarbeitung von Lösungsmöglichkeiten durch die beteiligten Personen geht.
Um für den weiteren Verlauf dieser Masterthesis den Innovationsbegriff zu konkretisieren, soll im nächsten Abschnitt der Innovationsbegriff weiter abgegrenzt werden, um anschließend der Frage vertieft nachzugehen, wie Innovationen über die bisher aufgeführten Ansätze hinaus in den beschriebenen ersten Phasen eines Prozesses konkret in Unternehmen von Mitarbeitern und Führungskräften entwickelt werden können.
Der Innovationsbegriff an sich wurde im Rahmen der bisher dargestellten Ansätze und der zeitlichen Entwicklung meiner Auffassung nach unterschiedlich betrachtet. Einerseits, nach Schumperter, als technologischer Sprung durch ein dynamisches Unternehmertum verbunden mit bestimmten kennzeichnenden Elementen (Müller 1990, S. 41), andererseits, nach Wöhe, vor allem als neues Produkt, welches sich je nach Erfolgswahrscheinlichkeit aus dem gut organisierten Einsatz finanzieller Mittel ergibt (Wöhe 2002, S. 599) Hammer Champy hingegen betrachten Innovationen eher als Erneuerung und Neugestaltung von Unternehmensprozessen (Hammer Champy 1995, S. 13). Einen allgemein gültigen, in sich vollständigen und geschlossenen Ansatz dazu gibt es bis dato meines Erachtens nicht. Den meisten Definitionsversuchen zum Innovationsbegriff sind die Merkmale gemein, dass eine Neuheit oder Erneuerung mindestens für ein entsprechend betrachtetes System (zum Beispiel eine Abteilung oder das gesamte Unternehmen) entdeckt, eingeführt, genutzt, angewandt und institutionalisiert wird oder unter unterschiedlichen Aspekten mit technischem, sozialem und wirtschaftlichem Wandel und den damit verbundenen oft komplexen Neuerungen in Verbindung gebracht wird (Gabler Wirtschaftslexikon 1993, S. 1623).
Darüber hinaus kann Innovation aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. Zum einen als Problemlösung, wenn beispielsweise Probleme im Unternehmen gelöst werden müssen und zum anderen als Objekt, das selber Gegenstand der Untersuchung ist, weil beispielsweise neue Produkte entwickelt werden sollen. Auch kann Innovation als Prozess betrachtet werden, der sich von der Wahrnehmung des Problems, Exploration und Analyse des Problems, bis hin zur Umsetzung der Innovation in mehreren Phasen innerhalb und außerhalb der Organisation abspielen kann und aktiv gesteuert werden muss (ebd. S. 1625).
Um in dieser Masterthesis die Art und Weise des Entstehens von Innovationen näher betrachten zu können, möchte ich an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass Innovationen in der bisherigen Betrachtung vor allem aus einer übergeordneten Perspektive betrachtet wurden, nämlich wie Innovationen in ganzen Unternehmen oder sogar ganzen Volkswirtschaften entstehen, in den folgenden Ausführungen möchte ich den Innovationsbegriffe aber vielmehr aus der Perspektive betrachten, dass es sich dabei um eine Veränderung auch im Sinne einer Erneuerung handelt, die im Wesentlichen die Lösung eines bestehenden Problems darstellt und aus einem Wahrnehmungs- und Denkprozess von Führungskräften und Mitarbeitern heraus entsteht. Der Blickwinkel verändert sich daher in der folgenden Betrachtung vom Unternehmen und der entsprechenden Organisation hin zum einzelnen Mitarbeiter.
Innovation und Problemlösen durch zielgerichtetes, produktives Denken haben meiner Auffassung nach in dieser Betrachtung in ihrem Ursprung einen sehr ähnlichen, fast gleichwertigen, Hintergrund. Dabei ist in der weiteren Herangehensweise zunächst zweitrangig, um welche Art von Neuerung oder Veränderung es sich handelt oder wie groß der Beitrag dieser Innovation oder des gelösten Problems für ein Unternehmen insgesamt sein könnte. In der Betrachtungsweise für die folgenden Abschnitte dieser Masterthesis besteht Innovation letztlich aus erfolgreichem Problemlösen durch einen aktiven Denkprozess von Führungskräften und Mitarbeitern.
Wie letztendlich Problemlösen durch einen Denkprozess erfolgreich sein kann, damit gemäß dieser Definition des Innovationsbegriffs, Innovationen entstehen können, wird im folgenden Kapitel dargestellt. Insbesondere die Frage, was eigentlich in den Köpfen der Führungskräfte und Mitarbeiter passiert und wie Innovationen durch Denkprozesse und Lösung bestehender Probleme entstehen, haben die bisher aufgeführten Ansätze meines Erachtens noch nicht ausreichend beantworten können.
Die bisher gezeigten Ansätze vor allem aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive können meinem Verständnis nach zwar grundsätzlich erklären, warum Innovationen notwendig für Unternehmen sind, und dass diese auch in bestimmten Phasen eines Innovationsprozesses entwickelt werden können sowie erfolgreich gemanaged werden müssen, schließen aber im Wesentlichen den konkreten Entstehungsprozess von Innovationen durch einen produktiven und zielführenden Denkprozess in ihrer Betrachtung aus. Doch was passiert eigentlich beim Menschen, wenn das Denken bei einem anstehenden Problem wirklich fruchtbar ist und vorwärts dringt, sodass es am Ende zu einer Innovation durch die Lösung eines aufgetretenen Problems kommt? Wie sieht solch ein Denkprozess aus und was bedeutet zielführendes, produktives Denken für dieses Masterthesis als Grundlage für Innovationen? Da für die weitere Betrachtung wirtschaftswissenschaftliche Ansätze wie im vorangegangenen Kapitel aufgezeigt nicht ausreichen, möchte ich im Folgenden hinsichtlich der Erforschung des produktiven und zielführenden Denkens als Grundlage für Innovationen die theoretischen Ansätze dieser Masterthesis um psychologische Ansätze erweitern. Meiner Auffassung nach gibt es hinsichtlich dieser Fragestellungen, ähnlich wie beim Innovationsbegriff, unterschiedliche Ansätze in verschiedenen Teilbereichen der Erforschung des Denkens. Diese reichen von den Ansätzen der traditionellen Logik, des Behaviorismus und der Assoziationstheorie über die der Gestaltpsychologie bis hin zur Handlungstheorie und schließlich den kognitionswissenschaftlichen Ansätzen, Denken als Informationsverarbeitung zu begreifen. Für die weitere Herangehensweise werde ich die einzelnen Ansätze kurz aufgreifen und insbesondere auf den gestaltpsychologischen Ansatz nach Max Wertheimer vertiefend eingehen, um den theoretischen Überblick über die Erforschung des produktiven Denkens als Grundlage für Innovationen abzuschließen und vor allem auf die ersten Phasen des Innovationsprozesse, nämlich der Wahrnehmung der Problemsituation und den daraus folgenden Lösungsmöglichkeiten, näher einzugehen. Zu den unterschiedlichen Ansätzen bei der Erforschung des Denkens liefert Joachim Funke (2003) im Folgenden aus meiner Sicht einen guten Überblick.
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