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Mehr InfosBachelorarbeit, 2008, 76 Seiten
Bachelorarbeit
Hochschule Mittweida (FH) (Medien, Angewandte Medienwirtschaft)
1,0
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Aufbau der Arbeit
2 Grundlagen
2.1 Entstehung
2.2 Definition
2.2.1 Virales Marketing
2.2.2 Virale Kommunikationspolitik
2.2.3 Virale Werbefilme
2.3 Empfehlungsprozesse
2.3.1 Soziale Netzwerke
2.3.2 Vor- und Nachteile digitaler Kommunikation
2.3.3 Der Tipping Point
3 Grundsätzliche Erfolgsfaktoren viraler Container
3.1 Kostenlose Abgabe
3.2 Mühelose Übertragung
3.3 Verfügbarkeit
4 Weiterführende Erfolgsfaktoren viraler Container
4.1 Ziele
4.2 Seeding – Die Wahl des ersten Trägers
4.2.1 Zielgruppe
4.2.2 Zielplattform
5 Wirkdimensionen viraler Werbefilme
5.1 Kundennutzen
5.2 Memetik
5.2.1 Memetische Trigger
5.3 Werbewirkung
5.3.1 Priming
5.3.2 Yerkes-Dodson-Gesetz
6 Virale Werbefilme im Marketing-Mix
7 Erfolgsmessung
7.1 Quantitative Messung
7.2 Qualitative Messung
8 Case-Studies
8.1 Hornbach – „Ron Hammer vs. Hornbach“
8.2 DSF – „Mehr Bundesliga-Spaß?“
8.3 K-Fee – „So wach warst du noch nie!“
8.4 Obi – „Hammer-Jongleur“
9 Schlusswort
Literaturverzeichnis
Eidesstattliche Erklärung
Abb. 1 - Empfehlungsprozesse im klassischen- und viralen Marketing
Abb. 2 - Viral Marketing versus Kundenempfehlung
Abb. 3 - Kommunikationswege in sozialen Netzwerken
Abb. 4 - Schnittstellen der netzwerkinternen und -übergreifenden Verbreitung
Abb. 5 - Yerkes-Dodson-Gesetz
Abb. 6 - Viral "Mytizismus vs. Aufklärung" im Marketing Mix
Abb. 7 - Erfolgsmessung und –auswertung
Abb. 9 - Direkte Bewertung von Video-Clips auf Youtube
Abb. 10 - Bilder aus dem "Ron Hammer"-Viral
Abb. 11 - Bilder aus dem DSF Viral "Mehr Bundesliga-Spaß?
Abb. 12 - Bilder aus dem K-Fee Viral
Abb. 13 - Tipping Point der K-Fee Kampagne
Abb. 14 - Bilder aus dem Obi Viral "Hammer-Jongleur"
Abb. 15 - Viewerzahlen des Virals "Hammerjongleur"
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1990 waren 2.000 Marken im Fernsehen vertreten und warben um die Gunst des Verbrauchers. In zehn Jahren stieg die Markenpräsenz im TV um den Faktor fünfunddreißig. D.h. im Jahr 2000 waren es 69.000 Marken[1], die vom Rezipienten wahrgenommen und schlussendlich konsumiert werden sollten. Gleichzeitig ist das Perzeptionsvermögen in den vergangenen vierzig Jahren von 40 Prozent auf nur 8 Prozent gesunken.[2]
Werbung ist heutzutage nicht nur außerhalb des Internet allgegenwärtig. Durch die Möglichkeiten, die das World Wide Web werbetreibenden Unternehmen in Form von Bannern und Pop-Ups bietet, hat sich dieser Zustand weiter verschärft. Täglich werden potentielle Kunden mit 2.500 bis 5.000 Werbe-botschaften konfrontiert.[3] Schon lange ist kein Konsument mehr in der Lage, diese Werbeflut aufzunehmen und zu verarbeiten.
Über 78 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass sie mit zu viel Werbung in Kontakt kommen.[4] Diese ungewollte Quantität der Botschaften führt dazu, dass Werbung als störend und aufdringlich empfunden wird.
Daher haben sich viele Menschen einen „inneren Werbefilter“ für klassische Formen der Markenkommunikation geschaffen: Der Werbeblock im Fernsehen wird weggeschaltet, die Anzeige im Magazin überblättert, das Werbeplakat an der Bushaltestelle ignoriert und der Internet-Browser so eingestellt, dass Werbung schlicht nicht mehr dargestellt wird.
Diese bekannten Schutzmechanismen und die sinkenden Werbebudgets zwingen die Werbewirtschaft, neben oder anstelle von klassischen Werbeformen auch alternative Wege zu beschreiten. Das Schlagwort, auf das sich die Branche heute stützt, heißt virales Marketing. Die Idee ist denkbar einfach: Aufgrund von Empfehlungen des werbenden Gutes unter den Konsumenten soll der Werbefilter umgangen werden. So werden die Konsumenten zum eigentlichen Botschafter und Verteiler der werbenden Inhalte.
In der Praxis erfreut sich ein Aspekt der viralen Markenkommunikation nicht nur bei Unternehmen, sondern auch bei den Nutzern großer Beliebtheit. Virale Werbefilme werden von Unternehmen dazu genutzt, auf unterhaltsame Art und Weise Aufmerksamkeit für Marken und Produkte zu erregen und sich gleichsam in einem epidemischen Ausmaß zu verbreiten.
Die Reichweite eines viralen Werbefilms hängt im Gegensatz zu klassischen TV-Werbefilmen nicht von der Höhe des Werbebudgets für die Platzierung ab. Vielmehr müssen sie so beschaffen sein, dass der Nutzer sie als empfehlenswert empfindet und eben nicht als Werbung klassifiziert.
Täglich werden auf Youtube bis zu 100 Millionen Videos abgerufen und 65.000 Spots neu in das Archiv eingepflegt.[5] Diese Zahlen machen deutlich, dass nicht jedes Video von einem großen Personenkreis gesehen wird.
Im Kampf um die Aufmerksamkeit der Nutzer veranlassen diese Aspekte, Unternehmen mehr und mehr bei der Gestaltung des Inhalts die Werbewirkung dem Verbreitungspotential unterzuordnen. Betrachtet man die fünf am meisten frequentierten viralen Werbefilme aus dem Jahr 2007, so haben drei von fünf keinerlei werbenden Inhalt oder lassen keine auf den ersten Blick ersichtliche Verbindung zur Marke erkennen. Diese viralen Spots nutzen zwar ihr epidemisches Verbreitungspotential, setzen aber auch ein hohes Engagement der User[6] voraus, damit diese die Markenbotschaft erkennen.
In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, ob ein viraler Werbefilm trotz eindeutiger Markenbotschaft und einem hohen Maß an werbendem Inhalt ein epidemisches Verbreitungs-potential erreichen kann und welche Vorrausetzungen dafür erfüllt sein müssen. Dabei sollen alle Aspekte der strategischen Planung, Entwicklung und Platzierung auf ihr Verbreitungspotential untersucht und Grenzen sowie Stärken und Schwächen herausgearbeitet werden. Zudem sollen Möglichkeiten der Erfolgsmessung aufgezeigt und näher beschrieben werden.
Abschließend sollen alle in der Theorie erarbeiteten Bestandteile dieser Arbeit in Kapitel 8 „Case-Studies“ Beispielen aus der Praxis zugeordnet werden.
Im Folgenden soll ein Überblick über die Kapitel gegeben und deren wesentlichen Inhalte prägnant erläutert werden:
Kapitel 2
Gegenstand des 2. Kapitels sind die Grundlagen, die für die weiteren Ausführungen dieser Arbeit dienen. Dazu zählt die Entstehung des Begriffs „virales Marketing“ sowie seine Definition. Des weiteren sollen virale Werbefilme beschrieben, definiert und im Kontext des klassischen und viralen Marketings eingeordnet werden.
Weiterer Bestandteil des 2. Kapitels sind Grundlagen und Voraussetzungen für die Empfehlungsprozesse, die für virale Werbefilme unabdingbar sind. Abschließend wird Gladwells Theorie des Tipping-Points und die damit verbundenen Gesetzmäßigkeiten beschrieben.
Kapitel 3
Kapitel 3 nennt und beschreibt die grundsätzlichen Erfolgs-faktoren viraler Werbefilme. Sie sind Grundlage und Katalysator für den Empfehlungsprozess und können den Gemütszustand des Rezipienten und damit seine Verbreitungsbereitschaft maßgeblich beeinflussen.
Kapitel 4
In diesem Abschnitt werden die weiterführenden Erfolgsfaktoren wie das Benennen von erreichbaren Zielen und Zielgruppen sowie die Wahl des Erstkontakts beschrieben und erläutert.
Kapitel 5
Dieses Kapitel beschreibt die Wirkdimensionen viraler Werbefilme und bildet damit den Kern der Arbeit. Es soll aufgezeigt werden, wie die Wirkung des viralen Werbevideos und dessen werbender Inhalt beschaffen und verknüpft sein müssen, um den optimalen Erfolg für die Werbewirtschaft in Ausbreitung und Werbewirkung zu erzielen.
Kapitel 6
Kapitel 6 wird aufzeigen, wie virale Werbefilme und klassische Marketingaktivitäten voneinander profitieren und sich in ihrer Wirkung unterstützen können.
Kapitel 7
Gegenstand des 7. Kapitels ist die quantitative sowie qualitative Erfolgskontrolle. Hier werden sowohl Stärken als auch Schwächen im Vergleich zum klassischen Marketing aufgezeigt.
Kapitel 8
Abschließend werden die im Verlauf dieser Arbeit erarbeiteten Theorien auf praktische Beispiele übertragen und näher erläutert werden.
Kapitel 9
Dieser Abschnitt enthält das Schlusswort der Arbeit. Hier werden alle gesammelten Erkenntnisse zusammengefasst und ab-schließend erläutert. Zudem soll ein Ausblick auf die Zukunft der viralen Werbefilme gegeben werden.
In diesem Kapitel sollen die Grundlagen des viralen Marketings beschrieben und erläutert werden, die als Basis für die weiteren Ausführungen dieser Arbeit dienen. Zudem sollen virale Werbefilme im Kontext des viralen Marketings betrachtet und aufgezeigt werden.
Der Begriff des viralen Marketings stammt aus den USA und wurde dort 1996 erstmals von Steve Jurveston in einem Newsletter erwähnt.[7] Jurveston beschrieb den sensationellen Erfolg des Anbieters Hotmail, der es den Kunden ermöglichte, ein kostenloses E-Mail-Konto im Internet einzurichten und ebenso gebührenfrei E-Mails zu verschicken und zu empfangen.
Der rasche Erfolg des Unternehmens wird heute auf eine einfache wie geniale Marketingstrategie zurückgeführt: An jede über Hotmail versendete E-Mail wurde die Marketingbotschaft „Get your free email from www.hotmail.com“ angehängt.[8] Mit jeder versendeten E-Mail empfahl der Absender dem Empfänger bewusst oder unbewusst die Dienstleistung des Unternehmens. So gelang es dem Unternehmen, mit einem nicht erwähnenswerten Werbebudget innerhalb von nur eineinhalb Jahren zwölf Millionen Nutzer zu akquirieren.[9]
Bis heute gilt Hotmail als Paradebeispiel für erfolgreiches viral Marketing.
Manifestiert wurde der Begriff des viralen Marketings 1998 als er vom Online-Marketingmagazin Inconcast zum „Internet Buzzword of the Year“ gewählt wurde.[10]
Zurückzuführen ist der Begriff des viralen Marketings auf die Methodik des Instruments, die sich an dem Verhalten biologischer Viren orientiert. Anstelle von Krankheitserregern steht hier allerdings die schnelle und netzwerkartige Verbreitung von Produkt-, Marken- und Werbebotschaften im Vordergrund.[11]
Marketingwissenschaftler haben eine Vielzahl verschiedener Definitionsansätze geschaffen. Eine Auswahl wird im Folgenden zitiert und näher erläutert.
Schulte und Pradel definieren „viral Marketing“ als kundengeneriertes Marketing oder Netzwerkmarketing. Virales Marketing bedient sich vor allem dem Kunden als Kanal der Marketingkommunikation. Das Besondere hierbei ist, dass für Kommunikator und Rezipient emotionale und/oder monetäre Anreize entstehen und sich die Werbebotschaft meist extrem schnell innerhalb der Special Interest Groups verbreitet.[12]
„Viral Marketing beschreibt das gezielte Auslösen von Mundpropaganda zum Zwecke der Vermarktung von Unternehmen und deren Leistungen. [...]“ Durch den Einsatz von viralem Marketing werden „ [...] Produkt- und/oder Dienstleistungensinformationen so aufbereitet, dass sie sich durch das Weiterempfehlen bzw. Weiterleiten der Nutzer möglichst mit exponentiellen Wachstumsraten verbreiten.“ [13]
„Viral Marketing describes any strategy that encourages individuals to pass on a marketing message to others, creating the potential for exponential growth in the message's exposure and influence. Like viruses, such strategies take advantage of rapid multiplication to explode the message to thousands, to millions.“[14]
Der Begriff des klassischen Marketings umfasst die Preis-, Produkt-, Kommunikations- und Distributionspolitik eines Unternehmens, die dazu dient, Austauschprozesse zu erreichen, die individuelle und organisatorische Ziele erfüllen.[15]
Obwohl virale Distributions- und Preispolitik in der Theorie durchaus denkbar und in Zukunft vielleicht machbar ist, lässt sie sich in der Realität nur sehr schwer ausgestalten. Von den vier klassischen Marketingsäulen werden deshalb bis heute nur virale Produkt- und Kommunikationspolitik angewendet:
Die vermeintliche Dokumentation „Blair Witch Project“ war schon lange vor dem Kinostart im Gespräch. Kernelement des Produkts und damit seiner viralen Verbreitung war die erfundene Geschichte über das mysteriöse Verschwinden der Filmstudenten und die mögliche Aufklärung der Vorkommnisse. Durch seine inhaltlich gesprächswürdige Beschaffenheit bewarb sich der Films selbst.
Auch das Produkt des Anbieters „Hotmail“ verbreitete sich durch seine Nutzung selbstständig im sozialen Netzwerk und trug dabei gleichsam die Marketingbotschaft.
Wie sich die virale Kommunikationspolitik eines Unternehmens definieren und ausgestalten lässt, soll im folgenden Kapitel erläutert werden.
In den meisten Fällen fehlt es Produkten an der nötigen Gesprächswürdigkeit und damit an viralem Verbreitungs-potential. In diesem Fall werden im Zuge der viralen Kommunikationspolitik Container oder Kampagnengüter geschaffen, in der die Marketingbotschaft übermittelt wird.
Kirby definiert den Einsatz solcher Kampagnengüter als „viral Advertising“, da das Produkt oder die Marke nicht selbstständig die Verbreitung anregen. Vielmehr ist es der virale Container, der der Verbreitung der eigentlichen Marketingbotschaft dient.[16]
Einzig die Beschaffenheit des Kampagnengutes regt die epidemische Verbreitung des werbenden Inhalts an. Neben Online-Spielen wie z.B. das Moorhuhn sind Gerüchte, spezielle Dokumente und virale Werbefilme als weitere Beispiele für Container zu nennen.
Führt man diese Ausführung und die Definitionen aus Kapitel 2.2.1 zusammen, so ergibt sich folgende Erkenntnis:
Der Begriff des viral Advertising oder der viralen Kommunikationspolitik beschreibt ein Konzept, dass Marketing-botschaften in innovativ gestaltete Container verpackt, um Personen zu motivieren, diese selbständig im sozialen Umfeld zu verbreiten. Auf diese Weise wird durch Empfehlung der Werbefilter umgangen und das Potential für ein epidemisches Wachstum in Ausbreitung und Einfluss der Botschaft geschaffen.
Grundsätzlich unterscheiden sich die Instrumente der viralen Produkt- und Kommunikationspolitik in ihrer strategischen Planung und der Wirkung auf den Konsumenten kaum. Des weiteren wird in der Literatur zumeist viral Marketing als ganzheitlicher Ansatz beschrieben. Deshalb werden im Verlauf dieser Arbeit auch Ausführungen für die Beschreibung des strategischen Ansatzes des viral Advertising herangezogen, die die Literatur zumeist übergreifend als viral Marketing definiert.
Virale Werbefilme, kurz „Virals“, sind speziell gestaltete Kampagnengüter und damit eine Form des viral Advertising.
Virals sind eigens für das Internet produzierte Werbefilme, die zumeist die üblichen Konventionen von Fernseh- und Kinowerbefilmen brechen, um höhere Aufmerksamkeit zu erregen[17]. In den meisten Fällen wird die eigentliche Marketingbotschaft nicht auf den ersten Blick ersichtlich oder fällt nicht stark ins Gewicht und der Rezipient hat somit nicht das Gefühl, Ansprechpartner von Werbung zu sein.
Vor allem für große Marken bieten virale Werbefilme eine kostengünstige Alternative zu klassischen TV-Werbespots. Zwar lässt sich auch TV-Werbung als Container verstehen, in dem Marketingbotschaften transportiert werden. Allerdings ist die Beschaffenheit dieses Kampagnengutes im Vergleich zu viralen Werbefilmen nicht dafür ausgelegt, von den Nutzern selbst verbreitet zu werden. Klassische Werbefilme und Virals unterscheiden sich also im Absender der Empfehlung, wie aus den weiteren Ausführungen aus Kapitel 2.3 „Empfehlungsprozesse“ hervorgeht.
Die Zahl der viralen Werbefilme steigt rapide. Sie erfreuen sich heutzutage so großer Beliebtheit, dass im Internet eigene Viral Charts (www.viralvideocharts.com) zu finden sind, auf denen die User die Videos bewerten und platzieren können.
Virals sind so genannte mehrwertorientierte Kampagnen. Im Gegensatz zu anreizorientierten Kampagnen sind die Container so gestaltet, „dass sie dem Kunden einen hohen Wert und Nutzen bieten, wenn er mit ihnen interagiert.[...] Häufiges Ziel ist die Steigerung der Marken- [oder Produktbekanntheit] durch beispielsweise Einblendung eines Marken- [oder Produktnamens] [...] im Rahmen der Nutzung.“[18]
Unterscheidet man in Zeiten des web 2.0[19] zwischen Nutzer generierten (UGC) und Unternehmens generierten Inhalten (BGC)[20], so lassen sich auch virale Werbefilme in Nutzer generierte (UGA) und Unternehmens generierte Werbeinhalte (BGA) gliedern.
User Generated Advertising
Werbende Inhalte, die nicht das Unternehmen, sondern der Nutzer des Angebots erzeugt, bezeichnet man als UGA.[21] Meist ruft das Unternehmen verbunden mit Gewinnspielen dazu auf, Filme zu einem bestimmten Produkt oder Thema zu produzieren und diese z.B. bei Youtube einzustellen. Da die Ergebnisse sehr authentisch und damit glaubwürdig sind, werden sie nicht als werbender Inhalt wahrgenommen und finden so beim Nutzer eine besonders hohe Akzeptanz. Durch den Einsatz des Nutzers entstehen zwar nur geringe Kosten, allerdings lassen sich die produzierten Inhalte kaum überprüfen. So werden oft Urheberrechte verletzt oder die Marke nicht im Sinne des Unternehmens dargestellt und u.U. direkt geschädigt.[22]
Alle weiteren Ausführungen dieser Arbeit beziehen sich auf die vom Unternehmen generierten Virals, da sich User Generated Advertising von Seiten der Marketing treibenden kaum planen und steuern lässt und wie oben beschrieben auch immer eine unberechenbare Gefahr mit sich bringt.
Da sich virale Werbefilme durch die Empfehlung des Containers epidemisch zwischen den Nutzern ausbreiten, soll im Folgenden der Empfehlungsprozess und dessen Potential näher untersucht und beschrieben werden.
Empfehlungen basieren auf interpersoneller Kommunikation zwischen Konsumenten über eine Marke oder ein Produkt, die von einem Medium oder den Kommunizierenden selbst ausgelöst wird.[23] Im Bezug auf virale Werbefilme werden die Konsumenten aber nicht direkt über die positiven Eigenschaften der Marke oder die Beschaffenheit des Produktes, sondern einzig über die des Containers sprechen.
Dabei entsteht die Empfehlung nach Langner[24] durch passive oder aktive Konsumentenbeteiligung. Erstere verbreitet eine Information über ein Angebot allein durch die Nutzung. Als Beispiel für passive Kundenbeteiligung kann hier wieder auf hotmail verwiesen werden. Durch die Nutzung der Dienstleistung wurde selbige ohne aktive Beteiligung, also meist unbewusst, empfohlen. Die Verbreitung von Virals setzt hingegen eine aktive Konsumentenbeteiligung am Empfehlungsprozess voraus. Der Konsument muss aktiv werden und das Video oder einen Link bewusst an andere weiterleiten.
Die Empfehlungen des viralen Marketing unterscheidet sich von klassischen Marketingstrategien dahingehend, dass das Unternehmen nur einmalig eine Botschaft an den Kunden sendet, die sich ab diesem Zeitpunkt selbstständig in sozialen Netzwerken verbreitet und von diesen lebendig gehalten wird. (vgl. Abb. 1)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 - Empfehlungsprozesse im klassischen- und viralen Marketing
In Anlehnung an: Godin 200, S.18
Diese Eigenschaft kann ein elementares Problem herkömmlicher Marketingmethoden umgehen:
Die tägliche Flut von Werbebotschaften führt dazu, dass klassische Marketinginstrumente vom Rezipienten nicht mehr aufmerksam wahrgenommen oder gänzlich ausgeblendet werden. Dem Freundes- und Bekanntenkreis hingegen hört man zu.[25] Der Vorteil der direkten Empfehlung unter den Nutzern bildet daher die Grundlage von viral Advertising.
Da das Unternehmen nicht direkt, sondern über Bekannte und Freunden mit dem Kunden kommuniziert, steigen zudem Glaubwürdigkeit und Neutralität der Botschaft.[26]
[...]
[1] vgl. brandeins.de, Stand März 2002, abgerufen am 04. Juni 2008
[2] vgl. Förster/Kreuz 2003, S.39
[3] vgl. Langner 2007, S.13
[4] vgl. gfk.com, Stand: 1. Oktober 2003, abgerufen am 24. Mai 2008
[5] macwelt.de, Youtbe und Nokia, Stand: 20. Februar 2007, abgerufen am 6. Juni 2008
[6] User: Nutzer, Verwender, Benutzer – Der Begriff wird häufig im Bezug auf die elektronischen Datenverarbeitung verwendet.
[7] vgl. Perry/Whitaker 2002, S.9
[8] vgl. Rosen 2000, S.30
[9] vgl. Jurveston/Draper, dfj.com, Stand 01. Mai 1997, abgerufen am 08. Mai 2008
[10] vgl. Perry/Whitaker 2002, S.8f
[11] vgl. Förster/Kreuz, 2003, S.28
[12] vgl. Schulte/Pradel 2004, S.53f
[13] Langner 2007, S.27
[14] Wilson, The Six Principles of Viral Marketing, Stand: 01. Februar 2005, abgerufen am 21. Mai 2008
[15] vgl. Wöhe 1973, S.377f
[16] vgl. Kirby 2006, S. 88
[17] vgl. Wikipedia Viral, Stand: 9. Mai 2008, abgerufen am 30. Mai 2008
[18] Langner 2007, S. 57
[19] web 2.0: Heutiges „Internetzeitalter“, in dem Benutzer Inhalte in quanti-tativ und qualitativ entscheidendem Maße selbst erstellen und bearbeiten.
[20] UGC = U ser G enerated C ontent BGC = B uisness G enerated C ontent
[21] vgl. Wikipedia User_Generated_Content, Stand: 07. April 2008, abgerufen am 18. April 2008
[22] vgl. Conceptbakery.com, Beitrag in der W&V, Stand: 21. September 2007, abgerufen am 08. April 2008
[23] vgl Hensmann/Meffert/Wagner 1996, S.18
[24] vgl. Langner 2007, S. 31
[25] vgl. Rosen 2000, S.23
[26] vgl. Perry/Whitaker 2002, S.14
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