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Mehr InfosDiplomarbeit, 2005, 89 Seiten
Diplomarbeit
2,0
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
2. Die Auktion & Markt AG: Unternehmensprofil & Anforderungsanalyse an das Controllingkonzept
2.1 Die Unternehmensentwicklung der Auktion & Markt AG
2.2 Analyse der externen Einflussfaktoren
2.2.1 Marktposition, Wettbewerb und die Gefahr potenzieller Neuanbieter
2.2.2 Druck von Fahrzeugeinlieferern
2.2.3 Politisch-rechtliche und makroökonomische Einflussfaktoren
2.2.4 Technologische Einflussfaktoren
2.3 Analyse der internen Einflussfaktoren
2.3.1 Unternehmensgröße und Organisationsstruktur
2.3.2 Leistungserstellung und Dienstleistungsprogramm
2.3.3 Managementpotenzial und Führungsstil
2.3.4 Veränderungsbereitschaft und Controllingevidenz der Entscheidungsträger und Mitarbeiter
2.4 Zwischenfazit: Anforderungen an das Controllingsystem
3. Basisstruktur-Analyse für das Controlling in der Auktion & Markt AG
3.1 Analyse des Rechnungswesens
3.1.1 Externes Rechnungswesen in der Auktion & Markt AG
3.1.2 Internes Rechnungswesen in der Auktion & Markt AG
3.1.3 Zwischenfazit: Rechnungswesen
3.2 Analyse der Unternehmensplanung
3.2.1 Strategische Planung in der Auktion & Markt AG
3.2.2 Operative Planung in der Auktion & Markt AG
3.2.3 Zwischenfazit: Unternehmensplanung
4. Ausbau der Grundstrukturen des Controllingsystems in der Auktion & Markt AG
4.1 Ausbau des Rechnungswesens und Informationsversorgungs- systems
4.1.1 Rechnungswesen
4.1.2 Berichtswesen
4.1.3 Strategisches Frühwarnsystem
4.2 Ausbau der Unternehmensplanung, Steuerung und Kontrolle
4.2.1 Planung & Budgetierung
4.2.2 Steuerung
4.2.3 Kontrolle
5. Führungsunterstützende strategische Controllinginstrumente für Auktion & Markt
5.1 Kurzfristige Erfolgsrechnung
5.1.1 Deckungsbeitragsrechnung
5.1.2 Break-Even-Analyse
5.2 Bilanzanalyse
5.2.1 Finanzanalyse
5.2.2 Erfolgsanalyse
5.3 Balanced Score Card
6. Funktionsspezifisches Controlling in der Auktion & Markt AG
6.1 Marketingcontrolling
6.1.1 Marketingkennzahlen
6.1.2 Kundenwertanalyse
6.1.3 Konkurrenzanalyse in der Auktion & Markt AG
6.1.4 Portfolio-Analyse
6.2 Qualitätscontrolling
6.2.1 Kosten-Nutzen-Analyse
6.2.2 Qualitätsmessung
6.3 Investitionscontrolling
6.3.1 Aufgabe des Controllings in der Vorbereitungsphase
6.3.2 Funktion des Controlling in der Realisierungsphase
6.3.3 Investitionskontrolle durch das Controlling
6.4 Personalcontrolling
6.4.1 Personalkostenstatistik
6.4.2 Personalkostenplanung
6.4.3 Steuerungs- und Kontrollfunktion des Personalcontrollings
7. Implementierung & Fazit
Anhang 1: Ausgewählte Controllinginstrumente und deren Anwendung in der Auktion & Markt AG
Anhang 2: Fragebogen an die Mitarbeiter der Auktion & Markt AG mit Auswertung
Literaturverzeichnis
Versicherung
Abb. 1: Externe Einflussfaktoren der Auktion & Markt AG
Abb. 2: Interne Einflussfaktoren der Auktion & Markt AG
Abb. 3: Organigramm der Auktion & Markt AG
Abb. 4: Das Rechnungswesen und seine Teilgebiete
Abb. 5: Bestandteile des monatlichen Reporting der Auktion & Markt AG
Abb. 6: Koordinationsfunktion des Controlling
Abb. 7: Berichtsinhalte der Berichthierarchien
Abb. 8: Planbestandteile
Abb. 9: Ansatz einer Umsatzplanung in der Auktion und Markt AG
Abb. 10: Ansatz einer Kostenplanung einer Live-Auktion in der
Auktion & Markt AG
Abb. 11: Ansatz zur Darstellung monatlicher Abweichungen
Abb. 12: Ansatz zur mehrstufigen Deckungsbeitragrechnung in der
Auktion & Markt AG
Abb. 17: Break-Even-Diagramm
Abb. 14: Darstellung der Balanced Score Card
Abb. 15: Benchmarking-Beispiel der Online-Sparte Autobid
Abb. 16: Beispiel einer Konkurrenz-Analyse der Sparte Live-Auktionen
Abb. 17: Beispiel für ein Matrix-Portfolio
Abb. 18: Stufenkonzept zur Einführung des Controllingsystems
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Notwendigkeit der Einführung eines Controllingsystems in der Auktion & Markt AG und erarbeitet ein Konzept, das generell auf klein- und mittelständische Dienstleistungsunternehmen übertragbar ist.
Die Arbeit beschreibt das Tätigkeitsfeld der Auktion & Markt AG, die bestehenden Strukturen und die spezifischen Einflussfaktoren, um darauf aufbauend auf die AG zugeschnittene strategische und operative Controllinginstrumente zu finden und ansatzweise ein Controllingkonzept aufzustellen. Dafür wurde neben einer umfassenden Literaturanalyse und zahlreichen Interviews mit den Vorständen der Auktion & Markt AG eine schriftliche Umfrage[1] mit den Mitarbeitern durchgeführt.
Der schnelle Strukturwandel, die sich ständig verändernde Umwelt und die damit zunehmende Komplexität der Entscheidungsprozesse bringen für fast jede Unternehmensgröße und jeden Organisationstyp in nahezu allen Branchen Anpassungs- und Koordinationsanforderungen mit sich. Dies erfordert eine höhere Entscheidungsbereitschaft und –fähigkeit, insbesondere für mittelständische Unternehmen wie die Auktion & Markt AG.
Durch die innerhalb weniger Jahre rasant expandierende Auftragslage konzentrierte sich die Auktion & Markt AG fast ausschließlich auf die Qualität der angebotenen Dienstleistungen, um den Marktanteil zu erhöhen. Im Vordergrund standen Verhandlungen mit den Automobilherstellern und Kfz-Einlieferern, Marketingaktivitäten, um den Kundenstamm in den Auktionen zu vergrößern und der reibungslose Ablauf der Auktionen vor Ort bzw. im Internet. Zudem wurde immer mehr Personal eingestellt und ausgebildet, um den Qualitätsstandard der angebotenen Dienstleistungen bei stetig wachsender Nachfrage zu sichern. Diese Ziele waren primär extern orientiert und dienten mehr der Erlössteigerung als der Kostensenkung.
Die anfangs kleine Größe der AG, die übersichtlichen Strukturen und der fehlende Marktdruck haben eine strukturierte Planung, Steuerung und Kontrolle in der Auktion & Markt AG nicht zwingend erforderlich gemacht. Basisstrukturen eines Controllingsystems, das Rechnungswesen und die Unternehmensplanung, wuchsen nur unproportional zu allen anderen Strukturen. Doch die Geschwindigkeit der wachsenden und immer komplexer werdenden internen Strukturen sowie die zunehmende Anzahl von Konkurrenten, die sich auf diesem attraktiven Marktsegment etablieren wollen, konfrontiert das Unternehmen in immer stärkeren Maße mit der Notwendigkeit, ein betriebswirtschaftlich fundiertes Steuerungs- und Koordinationssystem zu etablieren und damit den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Die operative Planung muss zwar konsequent an den Bedürfnissen der Kunden ausgerichtet sein, sollte diesem Postulat aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht angemessen Rechnung tragen.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, ein praxisorientiertes Controllingkonzept und dessen Strukturen für die Aktion & Markt AG unter Berücksichtigung der gegebenen Rahmenbedingungen zu entwickeln und abschließend eine Implementierungsstrategie vorzuschlagen.
Als Grundlage für das Anforderungsprofil zur Entwicklung der instrumentalen, unternehmensspezifischen und organisatorischen Ausgestaltung eines Controllings wird zunächst in Kapitel 2 das Unternehmen Auktion & Markt charakterisiert, um die Grundlagen für das Thema dieser Arbeit zu schaffen. Durch die Darstellung des rasanten Wachstums, der immer komplexer werdenden Strukturen und des sich verschärfenden Wettbewerbs wird die Notwendigkeit eines Controllings in der Auktion & Markt AG verdeutlicht. Es werden Probleme dargestellt, die in der Einführung eines sinnvollen Controllingkonzepts ihre Lösung finden sollen.
Auf die Definition und die Grundlagen des Controlling-Begriffs wird bewusst verzichtet, um das Augenmerk auf die viel wichtigere Unternehmensanalyse, die Ausgestaltung der Controllingbasisstrukturen und der Controllinginstrumente zu legen, die aktuell aufgrund der wachsenden Strukturen und des sich verschärfenden Wettbewerbs an sehr hoher Bedeutung für die Auktion & Markt AG gewonnen haben.
Die Analyse des Entwicklungsstandes der Controllingstrukturen der AG in Kapitel 3 lässt erkennen, dass bezüglich der Grundstrukturen einer Controllingkonzeption Maßnahmen zu treffen sind, um ein umfassendes Controllingsystem entwickeln zu können.
Kapitel 4 widmet sich deshalb dem Ausbau des Rechnungswesens und der Unternehmensplanung der Auktion & Markt AG, um darauf aufbauend in den Kapiteln 5 und 6 das Controllingkonzept und seine Instrumente unternehmensgerecht auszugestalten.
Kapitel 7 behandelt abschließend die Implementierungsstrategie und zeigt Zukunftschancen, die mit dem Controllingkonzept ermöglicht werden sollen.
Oberstes Ziel ist die Erarbeitung eines spezifischen, auf die Bedürfnisse der Auktion & Markt AG zugeschnittenen Controllingsystems mit dem Hauptziel einer größtmöglichen Nutzenstiftung für die Entscheidungsträger sowie Mitarbeiter.[2] Die Anforderungsanalyse durch Betrachtung der Unternehmensbesonderheiten ist die Antwort auf die Frage, was das einzuführende Controllingsystem überhaupt leisten soll, um den konkreten Informationsbedarf der Geschäftsführung zu decken.
Die Entwicklung des Controllingsystems muss daher das gesamte Umfeld berücksichtigen, um einer ganzheitlich strategischen und operativen Ausrichtung gerecht zu werden und damit der Geschäftsführung frühzeitig richtige Entscheidungen zu ermöglichen. Ziel der Analyse und Prognose der relevanten Umfeldfaktoren ist es, diese Einflussfaktoren in ihrer Bedeutung zu erkennen und zukünftige Entwicklungen abschätzen zu können.[3]
Der Beginn waren 1988 Kfz-Auktionen im firmeneigenen Auktionshaus, bei denen auch Privatpersonen als Bieter zugelassen waren.
Seit 2000 konzentriert sich das Unternehmen auf den B2B-Bereich, der ausschließlich Händler als Käufer in der Auktion zulässt. Die Auktionen finden jetzt vor Ort in den Niederlassungen der Kooperationspartner statt[4], bei denen in der Woche bis zu 800 Gebrauchtwagen vermarktet werden.
2003 starteten die Händler-Auktionen auch im Internet unter der Adresse www.autobid.de. Die große Nachfrage, vor allem durch das bereits in den Live-Auktionen gewonnene Vertrauen der Kunden in die Auktion & Markt AG und die Möglichkeit, vom Arbeitsplatz aus und vor allem auch aus dem Ausland Gebrauchtwagen ersteigern zu können, führte zu täglichen Online-Auktionen mit bis zu 100 Fahrzeugen und bis zu 1.000 eingeloggten Interessenten pro Auktion. 2004 vermarktete die Auktion & Markt AG in Live- und Online-Auktionen 47.500 Fahrzeuge im Gesamtwert von rund 400 Millionen Euro.[5]
In Kooperation mit dem Fahrzeuglogistikunternehmen Recontec als Vertragspartner eröffnete das Unternehmen 2002 aufgrund der großen Nachfrage erstmals ein Auktion & Markt-Auktionshaus in Düren. 2004/2005 expandierte das Unternehmen mit sieben weiteren Auktionszentren an den Standorten Osnabrück, Hamburg, Berlin, Mannheim, München, Frankfurt-Süd/Weiterstadt und an der A3 zwischen Frankfurt und Köln.[6]
Anfangs von dem Firmengründer Karl Rolf Muth als Einzelunternehmen geführt, wurde das Unternehmen im Jahr 2004 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Der Vorstand besteht aus sechs Mitgliedern, die alle von Anfang an wesentlich für die Entwicklung des Unternehmens verantwortlich sind. Der Aufsichtsrat zählt drei Mitglieder. Um die tägliche Auktionsorganisation und -abwicklung kümmern sich bundesweit über 80 Mitarbeiter, die in mehreren Teams täglich bis zu drei Auktionen an verschiedenen Standorten parallel durchführen.
Das Branchenwachstum im Sektor Gebrauchtwagen-Auktionen im B2B-Bereich hat in den beiden zurückliegenden Jahren vor dem Hintergrund des stetig wachsenden Überangebots von Gebrauchtwagen (GW) stark zugelegt. Die Auktion & Markt AG profitierte durch eine neue Geschäftsidee auf einem noch jungen Markt mit wenig Konkurrenz.
Um weiterhin erfolgreich am Markt agieren zu können, muss dringend das sich derzeit sehr dynamisierende Umfeld[7] beobachtet und die externen Einflussfaktoren für die Auktion & Markt AG genauer betrachtet werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Externe Einflussfaktoren der Auktion & Markt AG[8]
Der Hauptkonkurrent der Auktion & Markt AG, die britische Auktionsfirma BCA, startete 1997 auf dem deutschen Markt mit Kfz-Auktionen ausschließlich für Händler. Drei Jahre später kam auch die Auktion & Markt AG mit ihrer Konzeption auf den B2B-Markt. Diese beiden Unternehmen teilen sich zurzeit den Markt, die Marktanteile sind nach Schätzungen ungefähr gleich hoch.[9]
Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Auktionshäusern besteht darin, dass die Händlerauktionen bei BCA in eigenen Auktionszentren stattfinden, Auktion & Markt hingegen die Auktion auf dem Gelände des Kunden durchführt bzw. Standorte beim Kunden eröffnet. Dies ist ein klarer Wettbewerbsvorteil, denn der Einlieferer muss die Fahrzeuge nicht zum Auktionsort transportieren. Ein weiterer Vorteil von Auktion & Markt ist ein Team aus sechs professionellen, hausintern geschulten Auktionatoren. Eine derartige Auktionatoren-Ausbildung ist in Deutschland noch einzigartig und wird von der Presse häufig gewürdigt.
BCA hat vor allem den Vorteil, den weit größeren finanziellen Background der europaweit tätigen Firma British Car Auctions Europe zum Vorteil zu haben. Außerdem konnte BCA anfangs durch den früheren Markteintritt Kunden vertraglich binden, diesen Wettbewerbsvorsprung jedoch nicht langfristig ausbauen.
Der fehlende Marktdruck durch die geringe Konkurrenz und die Ergebnisse der Auktion & Markt AG haben eine zielgerichtete Planung, Steuerung und Kontrolle anhand entscheidungsorientierter Informationen bislang nicht zwingend erforderlich gemacht, aber der Wettbewerb verschärft sich in diesem Dienstleistungs-Sektor zunehmend.
Insbesondere die Kostensenkungsmaßnahmen der Automobilhersteller bedeuten einen steigenden Wettbewerb und Kostendruck unter den beiden Auktionsfirmen, die für die Automobilhersteller als Dienstleistungsunternehmen Gebrauchtwagen vermarkten, was eine starke Preiskonkurrenz und Minderung der Erlösspanne mit sich zieht.
Zudem sind die Ein- und Austrittsbarrieren in diesem Segment der Dienstleistung relativ niedrig, so dass aufgrund der Attraktivität dieser Branche neue Wettbewerber – sogar globale – auf dem B2B-Auktionssektor zu erwarten sind und der Preisdruck weiter steigen wird. Der Hauptkonkurrent BCA rückt seit Juli 2005 in den Online-Markt, aus Japan wurden bereits Erkundungen über den deutschen Kfz-Auktionsmarkt eingeholt und vereinzelte andere Auktionsanbieter versuchen in stärkerem Maße, auf dem Markt durchzudringen.
Angesichts der oben dargestellten Situation wächst in der Auktion & Markt AG aktuell der Bedarf nach einem qualifizierten Controlling, um langfristige Entscheidungen treffen zu können, deren Wirtschaftlichkeit sichern und trotz erhöhtem Wettbewerbsdruck weiterhin die Marktposition festigen zu können. Konzepte zur Gegensteuerung bei Abweichungen müssen erstellt und der Markt und sein Wettbewerbsumfeld analysiert werden, um so eine nachhaltige Unternehmensführung zu ermöglichen, langfristig das Unternehmensergebnis zu verbessern, Risiken zu verringern und Krisen rechtzeitig abwenden zu können.
Als wesentliches Bedrohungspotenzial ergibt sich derzeit die rückgängige Auftragslage durch einen Hauptkunden (Einlieferer), die Daimler-Chrysler AG (DC AG). Die Sparmaßnahmen, begleitet von der Tendenz weniger zentrale Aktivitäten auszulagern und eigene Gebrauchtwagenauktionen im Händlerbereich ohne externe Dienstleister zu realisieren, bedeuten für die Auktion & Markt AG den Verlust von Aufträgen durch einzelne Niederlassungen, die der Zentrale der DC AG unterstellt sind. Mittelfristig geht die Geschäftsleitung der Auktion & Markt AG weiter von diesem Trend aus. Langfristig allerdings ist zu erwarten, dass die DC AG in einen personellen Engpass gerät, sich wieder auf das Kerngeschäft[10] konzentriert und in Zukunft den Auftrag wieder fremd vergeben wird.[11]
Die zunehmende Wettbewerbsintensität und aktuelle Insourcing[12] -Maßnahmen der Daimler-Chrysler AG könnten das Wachstum der Auktion & Markt AG bremsen. Als Folge ergäbe sich der Druck auf die Angebotspreise der Dienstleistungen mit den sich daraus ergebenden sinkenden Einnahmen.
Durch die B2B-Vermarktung der GW an Händler können die Autohäuser die gesetzliche zweijährige Gewährleistung ausschließen, die bei dem Verkauf der Fahrzeuge an Privatkunden in Kraft treten würde. Da in Zukunft tendenziell eine gesetzliche Verschärfung der Gewährleistung zu erwarten ist, werden die Automobilfirmen vermehrt nach gewährleistungsfreien Vermarktungsalternativen suchen, wofür die Auktion & Markt AG eine Lösung bietet.[13]
Da 12,5% der Fahrzeuge, die in den Auktionen versteigert werden, ins europäische Ausland exportiert werden, sind die EU-Import/Export-Bestimmungen von besonderer Bedeutung für die Auktion & Markt AG. Die fortschreitende Öffnung der europäischen Grenzen erleichtert die Ausfuhr der Fahrzeuge, wovon das Unternehmen profitiert.
Auch die gesetzlich vorgeschriebenen, sich verschärfenden Abgasnormen in anderen Ländern sind ein wichtiger Einflussfaktor für den GW-Handel und wirken sich auf die Verkaufserfolge der Auktionen aus.[14]
Die Dynamik in der Entwicklung der Kommunikations- und Informationstechnologie wird weiterhin zunehmen und Herausforderungen darstellen, die steigende Qualifikationsanforderungen an die verantwortlichen Mitarbeiter in der Online-Abteilung Autobid in Wiesbaden notwendig machen.
Neben den externen spielen vor allem auch die immer komplexer werdenden internen Einflussfaktoren der Auktion & Markt AG eine wichtige Rolle für das zu entwickelnde Controlling. Die Analyse der internen Einflussfaktoren muss die Antwort darauf geben können, an welchen Zielen und unter welchen Gegebenheiten das Controllingsystem auszurichten ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Interne Einflussfaktoren der Auktion & Markt AG[15]
Die Betriebsorganisation und Unternehmensgröße hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Struktur des Planungssystems, die Struktur der Kostenrechnung, die Struktur des Berichtswesens und somit auf die Ausgestaltung des Controllingsystems.
Der Geschäftsbetrieb der Auktion & Markt AG umfasst über 80 Mitarbeiter mit einem Umsatz von 129 Millionen Euro im Jahr und kann daher als mittelständiges Unternehmen eingeordnet werden.
Ca. 35 % der Mitarbeiter wurden allein im Jahr 2004 eingestellt, um der expandierenden Auftragslage gerecht zu werden. Im Zuge der Eröffnung weiterer Auktionszentren noch in diesem Jahr wird die Mitarbeiterzahl auf über 100 ansteigen.[16]
Organisatorisch ist die Auktion & Markt AG in zwei Sparten aufgeteilt: Der Geschäftsbetrieb der Live-Auktionen in Mainz betreut die Kunden, die die Kfz-Auktionen auf eigenem Gelände durchführen. Die Geschäftsstelle ‚Autobid’ in Wiesbaden führt die Online-Auktionen im Internet durch. Die Auktionszentren an den sieben Standorten in Deutschland betreuen die Kunden vor Ort.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Organigramm der Auktion & Markt AG[17]
Die Komplexität der Strukturen in der Auktion & Markt AG nehmen stetig und in rasantem Tempo zu. Es werden immer mehr Auktionsstandorte (mittlerweile auch im Ausland) eröffnet, neue Kunden gewonnen, Mitarbeiter eingestellt und neue Auktionsvarianten[18] durchgeführt. Diese zunehmende Komplexität erfordert zwingend die Koordination aller Aktivitäten, d.h. effektive und effiziente Planung, Steuerung und Kontrolle der Teilbereiche und Informationsversorgung über deren wirtschaftliche Entwicklung durch interaktive Unterstützung der Unternehmensleitung.[19]
Die Auktion & Markt AG vermarktet in Form von Gebrauchtwagen-Live-Auktionen und Gebrauchtwagen-Online-Auktionen Fahrzeuge von Herstellern, Autovermietungen, Leasing- und Flottengesellschaften an Kfz-Händler. Sie agiert als Schnittstelle zwischen den Anbietern (zum Einlieferer-Kundenstamm gehören die Marken Mercedes-Benz, BMW und Audi/VW) und den Kunden (Kfz-Händler, die die Fahrzeuge in der Auktion ersteigern), übernimmt also eine zentrale Maklerfunktion und stellt so eine Börse des Handels dar.
Der Erfolg der Firma basiert auf einer neuartigen Lösung für das stetig wachsende Überangebot von Gebrauchtfahrzeugen in den Niederlassungen der Automobilhersteller und anderen Vertragspartnern[20], was für die gesamte Automobilbranche in hohem Maße ein Problem darstellt. Das Unternehmen entwickelte ein Vertriebskonzept für Autohäuser, das innerhalb kürzester Zeit eine Vielzahl von Fahrzeugen kostengünstig und risikoarm von einem Standort auf viele verteilt und somit Umsätze steigert, die Liquidität erhöht und vor allem die kostenintensiven Standzeiten verkürzt. In Verbindung damit sinken die Instandhaltungs- und Kapitalbindungskosten. Durch die Vermarktung der Fahrzeuge an HändlerändlerHändlHH können die Automobilkonzerne die gesetzliche Gewährleistung[21] ausschließen, die im Endkundengeschäft greifen würde und somit hohe Nachlaufkosten sparen. Zudem findet sich durch die gebündelte und in Konkurrenz gestellte Nachfrage in einer Auktion der optimale und vor allem öffentliche Marktpreis für das jeweilige Fahrzeug.
Für die Fahrzeughändler, die die Auktionen besuchen, sind vor allem die Preise, das breite Angebot und der Kauf von mehreren Fahrzeugen innerhalb kürzester Zeit interessant. Außerdem wird Ware angeboten, die für eine Großzahl von Händlern nicht zugängig war, da diese Fahrzeuge vorher nur an einen kleinen Händlerkreis angeboten wurden. Dabei handelt es sich um Leasingrückläufe, Insolvenzfahrzeuge, Unfallfahrzeuge, Mietwagen und Inzahlungnahmen. Zudem werden dem Auktionsteilnehmer zeitaufwendige Kaufverhandlungen erspart, der Preis findet sich durch die konkurrierenden Gebote innerhalb Sekunden von selbst.
Die Auktion & Markt ist also ein reiner Dienstleistungsbetrieb. Die wichtigsten Merkmale sind die Bereitstellung von Potenzialen in Form von Leistungsfähigkeit, die Immaterialität der Leistung, die Kunden- und Prozessorientierung der Dienstleistungserstellung sowie die Ergebnisorientierung der Dienstleistung.[22]
Im Gegensatz zu Industrie und Handel ist das Angebot immateriell, was eine eindeutige Leistungsdefinition hinsichtlich des Outputs erschwert. Es handelt sich um heterogene Leistungen wie die Bearbeitung und Umsetzung von Aufträgen. Der Absatz der Dienstleistung kann größtenteils nicht körperlich wahrgenommen werden, sondern der Prozess steht im Mittelpunkt. Die Produktion und der Absatz erfolgen meist zeitgleich, was hohe Bereitschaftskosten bedeutet. Daher hat die Auktion & Markt AG als Dienstleistungsunternehmen im Allgemeinen höhere Gemeinkosten als produzierende Unternehmen, denn die Kosten lassen sich nicht direkt einem Produkt zurechnen. Vor allem Personalkosten machen den größten Teil – in der Auktion & Markt AG bis zu 50%[23] - der Gemeinkosten aus.
Diese Kosten müssen hinsichtlich der Flexibilität geprüft werden, um zu analysieren wie flexibel das Unternehmen auf veränderte Marktbedingungen reagieren kann.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines flexiblen Controllingsystems, welches der Auktion & Markt AG ermöglichen soll, entscheidungsfähig zu bleiben, ohne dabei das kostenbewusste Agieren und Reagieren am Markt aus den Augen zu verlieren. Ein Informationsmanagement für die Unternehmensleitung durch Aufbereitung marktrelevanter und unternehmensinterner Daten soll trotz hoher Fixkosten die Reaktionsfähigkeit auf sich ändernde Wettbewerbssituationen und veränderte Auftragslage ermöglichen und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sichern.
In der Auktion & Markt AG ist generell ein sehr gutes Managementpotenzial vorhanden. Der Vorstandsvorsitzende ist öffentlich bestellter und vereidigter Auktionator mit langjähriger Erfahrung in der Automobilbranche und die Vorstandsmitglieder können ein betriebswirtschaftliches Studium vorweisen. Die Anwendung betriebswirtschaftlicher Instrumente weist jedoch noch Defizite auf und ist entwicklungsbedürftig.
Die Funktions- und Entscheidungskonzentration in der AG kann als Controllingchance gesehen werden. Im Idealfall kann das Engagement der wenigen Führungskräfte[24] und die bisher noch relativ kurzen Entscheidungswege ein schnelles Etablieren eines Controllingsystems ermöglichen.[25]
Auch der Führungsstil wirkt sich auf die Gestaltung der Controllingaufgaben und –instrumente aus. Das Führungskonzept in der Auktion & Markt AG ist grob als „Management by Exception“[26] zu charakterisieren. Es handelt sich dabei um ein Führungsverhalten, bei dem alle anfallenden Entscheidungen von den dafür zuständigen Stellen getroffen werden. Die Vorgesetzten – stellvertreten durch den Vorstand – greifen nur ein, wenn Toleranzwerte überschritten und grobe Abweichungen von den Zielvorstellungen festgestellt werden.
Grundsätzlich ist dieser Führungsstil eine gute Basis für die Einführung eines Controllingsystems[27], denn der Controller übernimmt die Aufgabe der Informationsbereitstellung von Zielabweichungen bzw. –erreichungen und legt so die Grundlage für eventuelle Maßnahmen durch die Geschäftsleitung. Dadurch wird der Vorstand entlastet und kann sich auf die eigentlichen Managementaufgaben konzentrieren, ohne dass ihm Signale auf den unteren Ebenen entgehen.
Die Einführung eines Controllingsystems ist abhängig von der Veränderungsbereitschaft und –fähigkeit des Unternehmens und seiner Mitarbeiter. Die Akzeptanz der Mitarbeiter und die Motivation der Beteiligten ist kritisch zu betrachten, da es durch eine Einführung eines Controllingsystems zu innerbetrieblichen Veränderungen kommt, die oft von Ängsten und Befürchtungen begleitet sind.
Unwissenheit über den Charakter und Zweck des Controllings waren lange Zeit Ursachen für Vorbehalte und Widerstände in der Auktion & Markt AG; vielfach wurde der Begriff Controlling als „Kontrolle“ missinterpretiert. Der Sprung zur Einrichtung einer Controllerstelle wurde zudem durch die Ansicht behindert, man besitze eine gute Marktposition und es sei genügend Know-how über die Branche und das Auktionsgeschäft vorhanden. Der in den letzten Jahren stetig steigende positive Gewinnausweis garantiert aber nicht zwangsläufig, auch in Zukunft erfolgreich bleiben zu können. Den Anstoß zur Erkennung der Notwendigkeit eines Controllings sollten nicht erst kritische Entwicklungen geben; ein Controllingsystem muss als objektive Notwendigkeit in jeder Marktphase betrachtet werden, um die Unternehmens- und Umfeldentwicklung beurteilen und die Flexibilität steigern zu können. Dafür ist es wichtig, dass der Begriff Controlling von allen Mitarbeitern im Unternehmen richtig interpretiert wird und die Chancen, die sich durch das Controlling ergeben, einheitlich erkannt werden, um dadurch die Veränderungsbereitschaft zu steigern.[28]
Es ist in letzter Zeit der Trend zu beobachten, dass das Controlling-Bewusstsein bei einer steigenden Anzahl von Mitarbeitern der Auktion & Markt AG mit der zunehmenden Komplexität der Strukturen und des Marktumfeldes zunimmt.[29] Es wird verstärkt deutlich, dass eine reine Gewinnorientierung unzulänglich ist und nur unter Berücksichtigung aller kostenrelevanten Informationen der tatsächliche Erfolg oder Misserfolg aufgezeigt werden kann.
Der Vorstand der Auktion & Markt AG beschäftigt sich aktuell mit der Notwendigkeit und Einführung eines Controllingsystems, um eine bessere Informationsversorgung zu erhalten, die Prozesse besser steuern und kontrollieren und die Aktivitäten auf ihre Wirtschaftlichkeit hin beurteilen zu können.[30]
Die Ziele des Controllingsystems in der Auktion & Markt AG sind in erster Linie die Transparenz über die Kostenentstehung, eine verbesserte Steuerung und Kontrolle der Aktivitäten durch eine regelmäßige Informationsversorgung, eine fundierte Entscheidungsunterstützung für die strategische Führungsebene und die organisatorische Abstimmung mit der Verantwortungsstruktur. Es soll die Abbildungsfunktion und Mittlerfunktion zwischen dem Zielsystem und dem Leistungssystem darstellen, um das Ergebnis- und Kostenbewusstsein in allen Bereichen zu fördern. Zudem sind detaillierte Informationen über das Unternehmensumfeld gefordert, um in der sich dynamisierenden Umwelt reaktions- und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Für die Auktion & Markt AG muss das Controllingkonzept daher folgende Anforderungen erfüllen:
- Bereitstellung von Führungsinformationen, u. a. durch ein aussagekräftiges Berichtswesen, also zentrale Informationsbündelung und -versorgung
- Erstellen einer bereichsbezogenen Erfolgsrechnung als Basis für die Bereichsplanung, –steuerung und Wirtschaftlichkeitsbeurteilung der Profit-Center
- Frühwarnindikatoren über Umfeldentwicklungen (Trends, Marktwachstum, Marktanteile, Konjunktur etc.) zur Unterstützung des strategischen Planungsprozesses und zur Steigerung der Reaktionsfähigkeit bei sich veränderten Marktsituationen
- Bereitstellung von qualitativen Informationen: Image, Kundenzufriedenheit, Dienstleistungsqualität und Innovationspotenzial
- Darstellung zusammenhängender Einflussgrößen und deren Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung durch Kennzahlen
- Kostenkontrolle und wirtschaftlicher Einsatz der Ressourcen zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit
- Transparenz von Ist-Kosten, Ist-Erlösen und Ist-Leistungen
- Eine operative Planung, die Soll-Ist-Vergleiche und Abweichungsanalysen ermöglicht
- Plan- und Ist-Kalkulation mit Preisuntergrenzen
- Modernes, aber einfaches EDV-System für flexible Auswertungen
- Bewusstseinsbildung und Unterstützung für den Controlling-Einführungsprozess
Durch den Ausbau der Basisstrukturen des Controllings bis hin zu einem ganzheitlichen Controllingsystem soll diesen Informationsanforderungen Rechnung getragen werden.
Um den Anforderungen gerecht zu werden und eine effektive Konstellation der verschiedenen Instrumente speziell für das Unternehmen zu erhalten, sind die controllingrelevanten Bereiche und ihr wechselseitiges Zusammenwirken zu untersuchen. Dafür werden die wichtigsten Betätigungsfelder des Controllers, das Rechnungswesen und die Unternehmensplanung in der AG analysiert.
Das Rechnungswesen dient als wesentliche Informationsquelle und wichtigstes Informationsinstrument für das Controlling. Es erfasst in verschiedenen Rechnungsmodellen die unterschiedlichen Teilzusammenhänge des Unternehmensprozesses[31] und versorgt die Unternehmensleitung mit diesen Informationen. Für den Controller ist das externe Rechnungswesen (Buchhaltung) die Grundlage für das in seiner Arbeit im Vordergrund stehende interne Rechnungswesen zur Erfassung, Darstellung und Planung der betrieblichen Leistungen. Darin enthalten sind die Kosten-Leistungs-Rechnung, die die Verwertung der Dienstleistungserstellungs-Faktoren erfasst und das Informationssystem für den Controller darstellt, die betrieblichen Statistiken und die Planungs- und Investitionsrechnungen, welche die Wirtschaftlichkeit über einen längeren Zeitraum beurteilen.[32]
Die Ausgestaltung und Qualität des Rechnungswesens hat einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg des Controllingsystems und somit auf eine erfolgreiche Unternehmenssteuerung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Das Rechnungswesen und seine Teilgebiete[33]
Die Aufgabe des zentralen, externen Rechnungswesen/Finanzbuchhaltung, das die finanziellen Geschäftsvorfälle chronologisch erfasst und den gesetzlichen handels- und steuerrechtlichen Anforderungen entspricht, übernimmt in der Auktion und Markt AG ein externer, kaufmännischer Dienstleister. Nachdem die Buchhaltung in der Zentrale der Auktion & Markt AG die Rechnungsprüfung vorgenommen und den Zahlungsvorgang abgeschlossen hat, erhält er die Belege und erfasst die Daten in einer doppelten Buchführung. Auf Basis des Standardkontenrahmens SKR03[34] wird die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung und ein monatliches BWA-Reporting erstellt, das eine Ist-Auswertung des laufenden Geschäftsjahres[35] sowie eine Kostenstatistik mit Branchenkennziffern enthält und der Unternehmensführung als Information dient.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Bestandteile des monatlichen Reporting der Auktion & Markt AG
Dabei handelt es sich um eine monatliche Finanzbuchhaltung, die sämtliche Geschäftsvorfälle zum Zeitpunkt der Lieferungen und Leistungen (Erträge und Aufwendungen) dokumentiert und am Jahresende in einen Jahresabschluss überleitet. Sie stellt zwar eine erste Basis für Controllingaktivitäten dar, muss jedoch auf die Erfordernisse des internen Rechnungswesens abgestimmt werden.[36]
Ein internes Rechnungswesen, das die Kosten- und Leistungsrechnung und die Planungs- und Investitionsrechnung umfasst, existiert noch nicht in der Auktion & Markt AG. Es existiert zwar eine klare, differenzierte Kostenarten-Trennung, worauf eine Kosten-Leistungs-Rechnung aufgebaut werden kann, es sind aber keine Kostenstellen nach klaren Verantwortungsbereichen definiert und es wird nicht zwischen fixen und variablen Kosten unterschieden.
Auch betriebliche Statistiken sind nur unzureichend vorhanden. Es gibt zwar Einzel-Auktionsauswertungen, welche die Ist-Ergebnisse mit den Plan-Werten der Mindestausrufspreise[37] gegenüberstellen. D.h. die Soll-Erwartungen der verkauften Fahrzeuge werden mit den tatsächlich verkauften Fahrzeugen und die damit eingenommenen Aufgelder[38] verglichen, aber nur bezogen auf die Ergebnisse. Die Kosten der einzelnen Auktionen finden keine Berücksichtigung.[39]
Es existiert also lediglich eine vergangenheitsorientierte Dokumentation. Im Vordergrund steht bisher die rechtlich vorgesehene Rechenschaftslegung über die Herkunft und Verwendung von finanziellen Mitteln. Den Unternehmensverantwortlichen kann diese Rechnung nur sehr eingeschränkt transparente und ökonomisch wertvolle Informationen liefern. Sie gibt lediglich Auskunft über die Finanzierbarkeit von Maßnahmen und die Liquidität. Von einem strategischen, zukunftsbezogenen Führungsinstrument ist man noch weit entfernt.
Die Ausrichtung des Rechnungswesens und die unzureichende Erfassung des Ressourcenverbrauchs durch eine KLR bedeutet für die Auktion & Markt AG, dass nur die Leistungserstellung und Leistungsabgabe begleitenden Vorgänge abgebildet werden können. Hieraus resultiert ein Informationsdefizit. Die Aspekte Effizienz und Effektivität können keine relevante Berücksichtigung finden, da das Unternehmen seine Kosten nicht hinreichend kennt und seine Leistungen und deren Wirkungen nicht dokumentiert.
Als Informations-Defizit wird u.a. aufgeführt, dass den Unternehmensverantwortlichen nicht bekannt ist, welche Form der Auktionsvermarktung (Live oder Online) höhere Deckungsbeiträge erzielt und auf welche Aktivitäten man sich in Zukunft stärker konzentrieren sollte. Dies kann langfristig zu Fehlentscheidungen führen und sich gravierend auf die Unternehmens-Performance auswirken. Zudem liegen keine transparenten Informationen über die Kostenverursachung einzelner Aktivitäten vor. Die steigenden Personal-, Marketing-, Reise-, Spesen- und Benzinkosten etc. werden nicht in direktem Bezug zu den verschiedenen Auktionen ausgewiesen. Die gestiegene Komplexität der Auktionsaktivitäten erfordert jedoch dringend eine individuelle Kostenzuordnung, um in den Verhandlungen mit Fahrzeugeinlieferern besser kalkulieren zu können und die Preise der angebotenen Leistungen auf eine langfristige Rentabilität hin planen zu können. Bei den strategischen Auktionsplanungen spielen zwar auch politische Entscheidungen eine bedeutende Rolle, d.h. es werden auch weniger profitable Auktionen für einen Kunden durchgeführt, um langfristig dessen rentable Aufträge zu sichern. Eine transparente Wirtschaftlichkeitsbeurteilung ist aber in Anbetracht der stark expandierenden Auftragslage unbedingt erforderlich, um den Markt nicht falsch einzuschätzen und richtig kalkulieren zu können.
Abschließend ist also festzustellen, dass die Auktion & Markt AG über keine Controllingstrukturen oder -instrumente verfügt[40] und das Rechnungswesen als Grundlage dafür zu wenig Beachtung findet. Durch das Fehlen einer effizienten Kosten-Leistungs-Rechnung, Planung und der darauf folgenden Abweichungsanalyse ist das bestehende Informationssystem unvollständig. Daher sind erst vorbereitende Maßnahmen bezüglich dieser Strukturen zu treffen, um ein Controllingsystem konstruktiv entwickeln zu können.
Der Begriff Unternehmensplanung bedeutet eine zukunftsbezogene Festlegung von Zielen[41] und die Gestaltung der dafür notwendigen Maßnahmen[42]. Die systematisch vorbereitete Planung ermöglicht der Unternehmensleitung anhand von Soll-Ist-Vergleichen steuernd in die Unternehmensprozesse eingreifen zu können und Risiken der Zukunft zu minimieren.[43]
Eine strategische Unternehmensplanung besteht in der Auktion & Markt AG in Form von regelmäßig einberufenen Vorstandsitzungen, in denen die aktuelle Lage des Unternehmens und die zukünftigen Aktivitäten besprochen werden. Sie beinhalten Gespräche über Problemstellungen, Beurteilung von Handlungsalternativen und Entscheidungen über zukünftige Maßnahmen. Strategische Instrumente finden keine Anwendung.
Die Planung wird nicht operationalisiert, also schriftlich dokumentiert, gesteuert oder kontrolliert. Es existiert kein (Einjahres- oder Mehrjahres-) Plan, der als verbindliche Zielvorgabe für die Verantwortlichen dient, Soll-Vorgaben beinhaltet und als Grundlage für Abweichungsanalysen herangezogen werden kann.[44]
Projektplanungen sind zudem nicht methodisch gestützt. Die Beurteilung von Handlungsalternativen geschieht grob anhand von Erfahrungswerten, aber ohne detaillierte Informationen über die Kostenstruktur der Projekte und ohne quantitative Planung und Steuerung.
Mit zunehmender Größe und Komplexität wächst jedoch die Notwendigkeit einer Formalisierung des Planungssystems, das in Relation zum Zeit- und Kostenaufwand stehen muss.
Da es sich bei den B2B-Auktionen auf dem Automobilmarkt um ein sehr neues Betätigungsfeld handelt, auf dem anfangs nur schwache Konkurrenz herrschte, wurde eine zielgerichtete Planung, Steuerung und Kontrolle vernachlässigt, woraus heute Steuerungs- und Informationsdefizite resultieren. Die sich verändernde Umwelt und die zunehmende Komplexität der Entscheidungsprozesse bringen Anpassungs- und Koordinationsprobleme mit sich. Dies lässt die Gegenüberstellung des Anforderungsprofils mit dem Ist-Profil erkennen.
Für die Auktion & Markt AG machen sich die Umweltveränderungen konkret in einem verschärften Wettbewerb und den damit verbundenen Kostendruck bemerkbar, was sie in immer stärkeren Maße mit der Notwendigkeit konfrontiert ein betriebswirtschaftliches Koordinations- und Steuerungssystem zu etablieren, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.
Dies erfordert ein führungstheoretisches Konzept, das bedarfsgerechte Informationen zur Führungs- und Entscheidungsunterstützung liefert[45] und Instrumente zur Steuerung des betrieblichen Leistungserstellungsprozesses bereithält. Dafür muss die strategische und operative Unternehmensplanung ausgebaut und formalisiert werden, um Abweichungen feststellen und steuernd eingreifen zu können.
[...]
[1] Siehe Fragebogen an die Mitarbeiter der Auktion & Markt AG und Auswertung im Anhang
[2] Vgl. Horváth & Partners: Das Controllingkonzept, 1998, Seite 53
[3] Vgl. Horváth & Partners: Das Controllingkonzept, 2003, Seite 77
[4] Anmerkung: Diese Form der Auktion wird in der Auktion & Markt AG „Live-Auktion“ genannt.
[5] Vgl. N. Fiolka: „Zum ersten, zum zweiten…“, Nr. 26, 2005, http://www.auktion-markt.de, Presse/News (28.09.2005)
[6] Vgl. http://www.auktion-markt.de, Startseite bzw. Auktionszentren (28.09.2005)
[7] Im Fragebogen an die Mitarbeiter der Auktion & Markt AG (siehe Anhang) schätzten die Befragten das Umfeld und die Umwelt des Unternehmens als dynamisch (70%) und als sehr dynamisch (27,5%) ein.
[8] In Anlehnung an Horváth & Partner: Das Controllingskonzept, 1998, Seite 56 ff.
[9] Gespräch mit K. R. Muth, Vorstandsvorsitzender der Auktion & Markt AG, Juli 2005
[10] Anmerkung: Das Kerngeschäft der Automobilhersteller ist die Herstellung und der Vertrieb von Neufahrzeugen und Gebrauchtwagen an Endkunden
[11] Aus dem Gespräch mit K. R. Muth, Vorstandsvorsitzender der Auktion & Markt AG, Juli 2005
[12] Anmerkung: Insourcing bedeutet die Eingliederung von Teilbereichen in das eigene Unternehmen (Eigenerstellung der Leistungen), die zuvor fremd vergeben wurden.
[13] Aus dem Gespräch mit M. Berger, Vorstandsmitglied der Auktion & Markt AG, Juli 2005
[14] Aus dem Gespräch mit M. Berger, Vorstandsmitglied der Auktion & Markt AG, August 2005
[15] In Anlehnung an Horváth & Partner: Das Controllingskonzept, 1998, Seite 56 ff.
und Horváth & Partners: Das Controllingkonzept, 2003, Seite 262
[16] Aus dem Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden K. R. Muth und dem Buchhalter T. Deutsch der Auktion & Markt AG
[17] Erstellt in Zusammenarbeit mit Vorstandsmitglied der Auktion & Markt AG M. Berger; kursiv dargestellte Standorte sind noch in Planung.
[18] Die Auktionsvarianten werden in Kapitel 5.1.1 näher betrachtet. Dabei handelt es sich in der Auktion & Markt AG um verschiedene Auktionen, die sich durch die Art der angebotenen Fahrzeugware unterscheiden.
[19] Vgl. Horváth & Partners: Das Controllingkonzept, 2003, Seite 81
[20] Anmerkung: Andere Vertragspartner sind z.B. Kfz-Leasingfirmen oder Autovermietungen
[21] Die gesetzliche Gewährleistung nach §437 BGB beträgt zwei Jahre.
[22] H. Meffert/ M. Bruhn: Dienstleistungsmarketing, 2000, Seite 27-30
[23] Information von T. Deutsch, der zur Buchführung beauftragte Dienstleister
[24] Die Entscheidungsbefugnis in der Auktion & Markt beschränkt sich auf ca. 9% aller Mitarbeiter.
[25] Vgl. F. J. Witt / K. Witt: Controlling für Mittel- und Kleinbetriebe, 1996, Seite 3
[26] Anmerkung: Management by Exception bedeutet im übertragenden Sinne Führung im Ausnahmefall
[27] Vgl. J. Baus: Controlling, 2003, Seite 10
[28] Die Auswertung des Fragebogens in der Auktion & Markt AG ergab, dass der größte Teil der Mitarbeiter, die an der Umfrage teilgenommen haben (50% aller Angestellten), über den Controlling-Begriff aufgeklärt sind (85,7%).
[29] Vgl. Auswertung des Fragebogens an die Mitarbeiter der Auktion & Markt AG; die Befragten antworteten, Controlling habe eine hohe (52,5%) bis sehr hohe (25%) Bedeutung in der Auktion & Markt AG. 70% sind der Meinung, Prozesse könnten so besser auf ihre Wirtschaftlichkeit hin beurteilt werden, 57,5% sind der Auffassung, ein Berichtswesen verbessere die Informationsversorgung der einzelnen Bereiche und 57,5% antworteten, die Einführung eines Controllings bedeute einen größeren wirtschaftlichen Erfolg, von dem alle profitieren.
[30] Aus Gesprächen mit den Vorstandsmitgliedern der Auktion & Markt AG K. R. Muth und
J. Lehmann, Juli 2005
[31] Vgl. Horváth & Partners: Das Controllingkonzept, 2003, Seite 47
[32] Vgl. Horváth & Partners: Das Controllingkonzept, 2003, Seite 41
[33] In Anlehnung an Horváth & Partners: Das Controllingkonzept, 2003, Seite 42 f.;
grau hinterlegte Felder finden in der Auktion & Markt noch keine Beachtung.
[34] Anmerkung: SKR03 von Datev, das die spezifischen Unternehmensanforderungen erfüllt; Die Information stammt aus dem Gespräch mit T. Deutsch, der für die Buchhaltung zuständig ist,
11. August 2005
[35] Anmerkung: Als Basis dient das Gesamtkostenverfahren nach HGB.
[36] Vgl. F.-J. Witt und K. Witt: Controlling für Mittel- und Kleinbetriebe, 1996, Seite 5
[37] Anmerkung: Mindestausrufspreise sind die Mindestpreise der Fahrzeuge, auf die in der Auktion Gebote abgegeben werden können.
[38] Anmerkung: Pro versteigertem Fahrzeug erhebt die Auktion & Markt AG ein Aufgeld für die Dienstleistung, das vom Höchstbieter als Zuschlag auf das ersteigerte Fahrzeug bezahlt wird.
[39] Aus dem Gespräch mit dem Buchhalter T. Deutsch, 11. August 2005
[40] Siehe auch „Controllinginstrumente und deren Anwendung in der Auktion & Markt AG“ im Anhang
[41] Strategische Unternehmensplanung
[42] Operative Unternehmensplanung
[43] Vgl. Horváth & Partners: Das Controllingkonzept, 2003, Seite 60
[44] Vgl. Horváth & Partners: Das Controllingkonzept, 2003, Seite 63
[45] Vgl. Horváth & Partners: Das Controllingkonzept, 2003, Seite 85
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