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Mehr InfosStudienarbeit, 2003, 150 Seiten
Studienarbeit
Technische Universität Hamburg-Harburg (Wasserressourcen und Wasserversorgung)
1,3
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Versorgungssituation und Versorgungssysteme
2.1 Einleitung
2.2 Demographische Entwicklungen
2.3 Versorgungssituation
2.3.1 Grundversorgung mit Trinkwasser
2.3.2 Wassernutzung
2.3.3 Trinkwasserverbrauch im Haushalt
2.4 Qualität der Versorgung
2.4.1 Art der Versorgungssysteme und Versorgungssicherheit
2.4.2 Zustand der Versorgungssysteme
2.4.3 Qualität des Trinkwassers
2.5 Entwicklungsziele für die Trinkwasserversorgung
3 Rahmenbedingungen für die Wasserwirtschaft
3.1 Einleitung
3.2 Institutionelle Rahmenbedingungen
3.3 Rechtliche Rahmenbedingungen
3.4 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
3.5 Politische Rahmenbedingungen
4 Wasserwirtschaftliche Strukturen
4.1 Einleitung
4.2 Strukturen in den Ländern
4.2.1 Industrieländer
4.2.2 Schwellen- und Entwicklungsländer
4.3 Öffentliche Strukturen
4.3.1 Öffentliche Versorgungsunternehmen
4.3.2 Vor- und Nachteile öffentlicher Strukturen
4.4 Beteiligung der Privatwirtschaft
4.4.1 Modelle zur Beteiligung der Privatwirtschaft
4.4.2 Vor- und Nachteile privatwirtschaftlicher Strukturen
4.4.3 Multinationale Wasserkonzerne
4.5 Strukturelle Entwicklungen
4.5.1 Entwicklung privatwirtschaftlicher Strukturen
4.5.2 Entwicklung öffentlicher Strukturen
5 Trinkwasserpreise
5.1 Einleitung
5.2 Preisbildung
5.2.1 Kostendeckung
5.2.2 Staatliche Subventionen
5.2.3 Überschussabschöpfung
5.2.4 Steuern und Abgaben
5.2.5 Weitere Einflussfaktoren
5.3 Preissysteme
5.3.1 Festpreise
5.3.2 Mengentarife
5.3.3 Zweiteilige Preissysteme
5.3.4 Kostenlose Wasserversorgung
5.3.5 Saisonale und geografische Faktoren
5.4 Internationale Preisvergleiche
5.4.1 Randbedingungen für Preisvergleiche
5.4.2 Preisvergleich von National Utilities Service (2003)
5.4.3 Preisvergleich vom Umweltbundesamt (1998)
5.4.4 Preisvergleich von WHO / UNICEF (2000)
5.5 Preisentwicklungen
6 Zusammenfassung
Anhang
Literaturverzeichnis
Tabelle 2.1: Bevölkerungszahlen der größten Städte 1995 - 2015 [57], bearbeitet
Tabelle 2.2: Anteil der im WHO/UNICEF Report repräsentierten Bevölkerung [94]
Tabelle 2.3: Täglicher pro Kopf-Trinkwasserverbrauch im Haushalt [24], [27], [47]
Tabelle 2.4: Grad der Trinkwasserversorgung und Verbrauchszahlen nach WHO [93], Auszug
Tabelle 4.1: Öffentliche Wasserversorgungsunternehmen in Europa und Lateinamerika [41]
Tabelle 4.2: Unternehmensstrukturen der deutschen Trinkwasserversorgung [15], [28] und [59]
Tabelle 4.3: Aufteilung von Zuständigkeit und Verantwortung bei privaten Beteiligungen [48]
Tabelle 4.4: Beteiligung internationaler Wasserverorgunger an PSP-Projekten 1990-1997 [48]
Tabelle 4.5: Die größten internationalen Wasserversorgungsunternehmen
Tabelle 4.6: Umsatzsteigerungen der größten Wasserversorgungsunternehmen
Tabelle 4.7: Beispiele für Reformen im öffentlichen Wassersektor
Tabelle 4.8: Public-Public-Partnerships in der Wasserwirtschaft
Tabelle 4.9: Vergleich von Indikatoren für die Wasserversorgung, industrialisierte Länder [65]
Tabelle 5.1: Preissysteme in der Wasserwirtschaft [91], bearbeitet
Tabelle 5.2: Tarifstrukturen im internationalen Vergleich [91]
Tabelle 5.3: 27. Weltweiter Wasserpreis-Vergleich, NUS Consulting Group, 2003 [62]
Tabelle 5.4: Trinkwasserpreise in Frankreich 1994-1999 [41], bearbeitet
Tabelle 5.5: Beispiele für Preissteigerungen infolge Privatisierung [65]
Tabelle A.1: Trinkwasserversorgung im internationalen Vergleich, Regionen 1990-2000 [94]
Tabelle A.2: Trinkwasserversorgung im internationalen Vergleich, Ländern 1990-2000 [94]
Abbildung 2.1: Weltbevölkerung 1990 - 2000 [94]
Abbildung 2.2: Verteilung der Weltbevölkerung 1990 - 2000 [94]
Abbildung 2.3: Bevölkerungswachstum und Bevölkerung in inoffiziellen Siedlungen 2000 [94]
Abbildung 2.4: Globale Trinkwasserversorgung, ausreichend versorgte Bevölkerung 2000 [94]
Abbildung 2.5: Ausreichende Trinkwasserversorgung nach Region 1990 - 2000 [94]
Abbildung 2.6: Verteilung der Weltbevölkerung ohne ausreichende Trinkwasserversorgung [94]
Abbildung 2.7: Ausreichende Trinkwasserversorgung im globalen Vergleich 1990 - 2000 [94]
Abbildung 2.8: Ausreichende Trinkwasserversorgung in Städten 2000 [94]
Abbildung 2.9: Ausreichende Trinkwasserversorgung in ländlichen Gebieten 2000 [94]
Abbildung 2.10: Entwicklung der Weltwassernutzung 1900-2000 [15]
Abbildung 2.11: Konkurrierende Wassernutzung 2000 [85]
Abbildung 2.12: Konkurrierende Wassernutzung nach Region 1996 [92]
Abbildung 2.13: Landwirtschaftlicher Wasserverbrauch pro Kopf 1995 [92]
Abbildung 2.14: Industrieller Wasserverbrauch pro Kopf 1995 [92]
Abbildung 2.15: Haushaltswasserverbrauch pro Kopf 1995 [92]
Abbildung 2.16: Typische Trinkwassernutzung in Haushalten industrialisierter Länder [72]
Abbildung 2.17: Haushaltswasserverbrauch im internationalen Vergleich 2000 [35]
Abbildung 2.18: Anteil der Haushalte mit Zählerablesungen in Großstädten [94]
Abbildung 2.19: Art der Trinkwasserversorgung in Großstädten 2000 [94]
Abbildung 2.20: Mittlere Trinkwasserverluste in Großstädten [94], [35]
Abbildung 2.21: Funktion der Trinkwasserversorgung in ländlichen Gebieten 1990 - 2000 [94]
Abbildung 2.22: Vergleich Kindersterblichkeit und Qualität der Wasserversorgung 1995 [92]
Abbildung 2.23: Trinkwasserqualität in Großstädten [94]
Abbildung 2.24: Relative Entwicklung der Wasserentnahme durch Haushalte 1995 - 2025 [92]
Abbildung 2.25: Angestrebte Entwicklung der globalen Trinkwasserversorgung [94]
Abbildung 2.26: Angestrebte Entwicklung der städtischen Trinkwasserversorgung [94]
Abbildung 2.27: Angestrebte Entwicklung der ländlichen Trinkwasserversorgung [94]
Abbildung 4.1: Private und öffentliche Wasserversorgung in Europa 1996 [24]
Abbildung 4.2: Private und öffentliche Wasserversorgung nach Regionen 1997 [39]
Abbildung 4.3: Investitionen in den Wassersektor der Entwicklungsländer [48]
Abbildung 4.4: Beteiligung privater Unternehmen im Wassersektor in Entwicklungsländern [49]
Abbildung 4.5: Verteilung der Projekte mit privater Beteiligung in Entwicklungsländern [48]
Abbildung 4.6: Unternehmensstruktur der deutschen Trinkwasserversorgung [15], bearbeitet
Abbildung 4.7: Spektrum möglicher Modelle zur Beteiligung der Privatwirtschaft [24]
Abbildung 4.8: Art der PPP in Ländern mit mittlerem und niedrigen Einkommen [24]
Abbildung 4.9: Internationale Wasserversorgungsunternehmen im Vergleich [Tabelle 4.5]
Abbildung 4.10: Regionale Beteiligungsfelder privater Wasserversorgungsunternehmen [24]
Abbildung 4.11: Privatisierungen im Wassersektor 1997 – 2010 nach Vivendi [38]
Abbildung 5.1: Kostendeckung von Infrastrukturen in Entwicklungsländern [11]
Abbildung 5.4: Wassertarife in sechs asiatischen Städten [12]
Abbildung 5.5: 27. Weltweiter Wasserpreis-Vergleich nach NUS Consulting Group, 2003 [62]
Abbildung 5.6. Qualitative Bewertung von Kostenfaktoren für Trinkwasserpreise nach UBA [54]
Abbildung 5.7: Vergleich der Trinkwasserpreise im europäischen Rahmen nach UBA [54]
Abbildung 5.8: Mittlere Trinkwasserpreise nach Region 1990-2000 [94]
Abbildung 5.9: Vergleich von mittleren Produktionskosten und Trinkwasserpreisen [94]
Abbildung 5.10: Mittlere Herstellungskosten für Trinkwasserversorgungsanlagen [94]
Abbildung 5.11: Vergleich von Wasserverlusten mit Trinkwasserpreisen [17] [62]
Abbildung 5.12: Jährlicher Anstieg der deutschen Trinkwasserpreise [19]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im internationalen Vergleich gibt es große Unterschiede in der Gestaltung der Trinkwasserversorgung. Unterschiedliche politische, wirtschaftliche, naturräumliche und soziokulturelle Rahmenbedingungen verlangen nach angepassten Strukturen. Vielfach jedoch werden die vorhanden Strukturen und Systeme den komplexen Anforderungen einer nachhaltigen Trinkwasserversorgung nicht gerecht. Einerseits sollen Reformen im öffentlichen Wassersektor helfen, diese Situation zu verbessern, darüber hinaus gibt es aber auch Bestrebungen, verstärkt privatwirtschaftliche Unternehmen an Aufgaben der Wasserversorgung zu beteiligen.
In industrialisierten Ländern ist eine Versorgung mit Trinkwasser in aller Regel sichergestellt. Auch wenn es zum Teil Reformbedarf bei den Strukturen sowie Sanierungsbedarf bei den Versorgungssystemen gibt, ist die Grundversorgung mit Trinkwasser in den allermeisten Ländern nicht gefährdet. Reformansätze zielen hier in erster Linie auf eine Effizienzsteigerung bei den Versorgungsunternehmen sowie auf die Entlastung der öffentlichen Haushalte durch Kosteneinsparungen. Vielfach wird hierzu auch eine Liberalisierung der Wasserversorgung gefordert.
In Schwellen- und Entwicklungsländern stellt sich die Situation oft weitaus schwieriger dar. Rasant steigende Bevölkerungszahlen sowie schwierige Rahmenbedingungen führen dazu, dass eine flächendeckende Versorgung von ausreichender Qualität nicht für alle Bevölkerungsschichten erreicht werden kann. Oft fehlen finanzielle Möglichkeiten, um dringend erforderliche Investitionen in die Infrastruktur zu tätigen. Eine Lösung hierfür wird daher häufig auch in Entwicklungsländern in der Übertragung von Versorgungsaufgaben an private Betreiber gesucht.
Angesichts des vielerorts großen Reformbedarfs in der Wasserwirtschaft ist es hilfreich, den Blick auf verschiedene Situationen und Strukturen weltweit zu richten, diese zu bewerten und aus negativen wie positiven Erfahrungen bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen, der Versorgungsunternehmen und der Versorgungs-systeme Alternativen für reformbedürftige Wasserwirtschaften aufzuzeigen.
In der vorliegenden Arbeit sollen hierfür wesentliche Aspekte der Trinkwasserversorgung im internationalen Zusammenhang untersucht werden. Dabei richtet sich der Blick zunächst auf die Versorgungssituation und auf die Qualität der Versorgung. Weiterhin sollen allgemeine Rahmenbedingungen für wasserwirtschaftliche Strukturen erörtert werden, um anschließend die unterschiedlichen Strukturen selbst zu untersuchen und zu bewerten. Abschließend sollen auch die weltweit existierenden Trinkwasserpreise und Tarifstrukturen untersucht werden. Diese sind vor allem für den Verbraucher, neben der Versorgungssicherheit, wichtige Indikatoren für eine funktionierende Wasserwirtschaft.
Ziel dieser Arbeit soll es nicht sein, einen detaillierten, quantitativen Vergleich der Trinkwasserversorgung zu führen, sondern vielmehr charakteristische Merkmale, zukünftige Entwicklungen sowie Vor- und Nachteile im internationalen Rahmen zu diskutieren, um hieraus Alternativen für erforderliche Reformen aufzuzeigen.
In diesem ersten Kapitel der Studienarbeit soll zunächst ein Überblick über die gegenwärtige Situation der Trinkwasserversorgung in den verschiedenen Regionen der Welt gegeben werden.
Es wird auf die Verteilung der Bevölkerung mit und ohne ausreichende Versorgung, Nutzung, Qualität und Verbrauch von Trinkwasser, die Qualität der Versorgungssysteme sowie auf zukünftig erwartete Entwicklungen eingegangen. Grundlage der statistischen Daten ist in erster Linie der Global Water Supply and Sanitation Assessment 2000 Report des Joint Monitoring Programme for Water Supply and Sanitation (JMP) von WHO und UNICEF aus dem Jahr 2000 [94].
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.1: Weltbevölkerung 1990 - 2000 [94]
Zur quantitativen Beurteilung der gegenwärtigen Versorgungssituation ist es zunächst erforderlich, den Blick auf demographische Entwicklungen in den verschiedenen Teilen der Welt zu richten.
Es wird geschätzt, dass die globale Bevölkerung zwischen 1990 und 2000 um 15 Prozent von 5,27 auf 6,06 Milliarden anstieg. Die höchsten Zuwächse wurden in Afrika mit 27,5 Prozent und Asien mit 15,8 Prozent verzeichnet. (Abbildung 2.1 [94])
Der Anteil der städtischen Bevölkerung erhöhte sich in der letzten Dekade um ein Viertel, während die ländliche Bevölkerung um weniger als 8 Prozent zunahm. Bei Betrachtung der Bevölkerungsverteilung in den Jahren 1990 und 2000 (Abbildung 2.2 [94]) wird deutlich, dass in den neunziger Jahren eine Veränderung der Verhältnisse von Stadt- zu Landbevölkerung zu verzeichnen ist. Der Anteil der städtischen Bevölkerung erhöhte sich von 44 Prozent im Jahr 1990 auf 47 Prozent im Jahr 2000. Diese Entwicklung ist insbesondere auf die auch in Zukunft weiter anhaltenden Verstädterungsprozesse, vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika, zurückzuführen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.2: Verteilung der Weltbevölkerung 1990 - 2000 [94]
Durch das hohe Bevölkerungswachstum und die zunehmende Migration aus ländlichen in städtische Gebiete entsteht ein zusätzlicher Wasserbedarf in vielen Metropolen der Entwicklungsländer wie zum Beispiel Mexiko City, Peking, Manila, Lagos, Madras und Jakarta, aber auch in Großstädten Nordamerikas und teilweise auch Europas. Die oft heute schon kritische Versorgungssituation wird sich vor allem in den Stadtrandgebieten und städtischen Slumgebieten verschärfen, da gerade hier die Infrastrukturentwicklung mit dem Bevölkerungsanstieg nicht mithält.
Zur Veranschaulichung dieser Zusammenhänge ist es hilfreich, die Bevölkerungsanteile inoffizieller Siedlungen mit den mittleren Wachstumsraten der größten Städte zu vergleichen (Abbildung 2.3 [94]). Das Bevölkerungswachstum in Afrika (4,02 Prozent) ist ca. doppelt so hoch wie das in Asien (2,05 Prozent) und Lateinamerika (2,10 Prozent). Die hohe Wachstumsrate Afrikas resultiert vor allem aus den stark steigenden Bevölkerungsanteilen inoffizieller Siedlungen und Slums.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.3: Bevölkerungswachstum und Bevölkerung in inoffiziellen Siedlungen 2000 [94]
Die geringeren Wachstumsraten Asiens und Lateinamerikas deuten auf eine leichte Stabilisierung des Verstädterungsprozesses in diesen Regionen hin. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch hier viele Millionen Menschen in unterentwickelten und inoffiziellen Stadtrandgebieten leben. Insbesondere die großen Megastädte Indiens, Pakistans, Chinas und Indonesiens verzeichnen einen sehr hohen Bevölkerungszuwachs.
Der Anteil der Slumgebiete in Ozeanien erscheint klein im Verhältnis zur hohen Wachstumsrate, allerdings reagierten nur wenige Länder auf Anfragen der WHO nach inoffiziellen Siedlungen. Darüber hinaus stellt das im Vergleich zu anderen Ländern der Region besser entwickelte Australien einen großen Anteil an der Gesamtbevölkerung dieser Region. In vielen anderen Ländern Ozeaniens finden jedoch ebenfalls Urbanisierungsprozesse statt. Zur weiteren Veranschaulichung dieser Entwicklung sind in Tabelle 2.1 die Einwohnerzahlen für die größten Städte der Welt im Jahr 1995, die prognostizierten Zahlen für das Jahr 2015 sowie die jeweiligen Zuwächse in Prozent angegeben.
Tabelle 2.1: Bevölkerungszahlen der größten Städte 1995 - 2015 [57], bearbeitet
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Wachstum vieler europäischer Städte ist im Mittel rückläufig. Hier können daher vor allem Stadtschrumpfungsprozesse beobachtet werden. Eine alternde Bevölkerung und geringe Geburtenraten führen zu einem Rückgang der Einwohnerzahlen. Dies hat Auswirkungen auf die Auslastung der Versorgungssysteme und damit vor allem auf die existierenden Tarifstrukturen. Allerdings variieren die Zahlen für verschiedene Städte sehr. Während zum Beispiel die Bevölkerung in Vilnius (Litauen) um jährlich 6,9 Prozent wächst, wird in Tallin (Estland) ein Rückgang um 4,4 Prozent verzeichnet [94]. Nordamerika wird in diesem Vergleich auf Grund fehlender Daten nicht erwähnt.
Bei Auswertung der vorliegenden Daten und insbesondere bei Vergleichen zwischen 1990 und 2000 ist zu beachten, dass für das Jahr 2000 deutlich mehr Daten aus mehr Ländern vorlagen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick der jeweils im WHO/Unicef Report repräsentierten Bevölkerungsanteile.
Tabelle 2.2: Anteil der im WHO/UNICEF Report repräsentierten Bevölkerung [94]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auffällig sind die geringen Datenmengen für Europa. Diese können die tatsächliche Trinkwasserstatistik verfälschen. Mit den Zahlen für das Jahr 1990 werden lediglich 15 Prozent, für das Jahr 2000 nur 44 Prozent der Bevölkerung repräsentiert. Es lagen insbesondere für die Länder Osteuropas nicht ausreichend Daten vor, so dass Interpretationen, vor allem über die Entwicklung der Trinkwasserversorgung in den letzten zehn Jahren, nur bedingt repräsentativ sind.
Das starke Bevölkerungswachstum in den neunziger Jahren hatte zur Folge, dass, allein um den Anteil der Bevölkerung mit ausreichender Trinkwasserversorgung konstant zu halten, bis zum Jahr 2000 ca. 620 Millionen Menschen zusätzlich versorgt werden mussten. Tatsächlich konnte, bei einem Bevölkerungszuwachs von 789 Millionen Menschen in den letzten zehn Jahren, für insgesamt 816 Millionen Menschen (224.000 pro Tag) zusätzlich eine ausreichende Trinkwasserversorgung bereitgestellt werden. Dies bedeutet einen Anstieg um drei Prozent, so dass nun insgesamt 82 Prozent der Weltbevölkerung ausreichend mit Trinkwasser versorgt sind. Trotz dieses, mit großen internationalen Anstrengungen erreichten Erfolges sind im Jahr 2000 insgesamt aber immer noch ca. 1,1 Milliarden Menschen und damit rund ein Sechstel der Weltbevölkerung ohne ausreichende Wasserversorgung.
Abbildung 2.4 [94] gibt einen kartographischen Überblick der Bevölkerungsanteile mit ausreichender Trinkwasserversorgung im Jahr 2000. Die farbliche Unterscheidung stellt den jeweiligen Anteil der versorgten Bevölkerung dar. Es wird in Kategorien mit 25, 50 und 75 Prozent unterschieden. Am oberen Ende der Skala ist eine weitere Kategorie mit 91 bis 100 Prozent eingefügt, diese soll Unterschiede in Regionen wie zum Beispiel Lateinamerika und Karibik hervorheben, in denen viele Länder in eine Kategorie 76 bis 100 Prozent fallen würden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.4: Globale Trinkwasserversorgung, ausreichend versorgte Bevölkerung 2000 [94]
Abbildung 2.5 [94] stellt Bevölkerungsanteile mit ausreichender Wasserversorgung in verschiedenen Regionen für die Jahre 1990 und 2000 dar. Die Zahlen Nordamerikas suggerieren hierbei eine vollständige Abdeckung, allerdings gibt es in einigen ländlichen Gegenden, vor allem Kanadas, auch im Jahr 2000 noch Menschen ohne ausreichende Versorgung. Dieser Anteil wird im Gesamtvergleich marginalisiert.
Der Rückgang in Europa um ca. vier auf 96 Prozent ist der unzureichend vorhandenen Datenmenge, vor allem im Jahr 1990 (15% der Bevölkerung repräsentiert) zuzuschreiben. Es kann davon ausgegangen werden, dass eine Abdeckung mit 100 Prozent in Wirklichkeit ebenfalls nicht erreicht wurde. In einigen Ländern Ost- und Südosteuropas gibt es insbesondere in ländlichen Gebieten auch heute noch unzureichende Wasserversorgungssysteme. In Rumänien beispielsweise wird für nur 58 Prozent der Bevölkerung eine Abdeckung mit ausreichender Trinkwasserversorgung erreicht. Auch Russland und Ungarn erreichen mit 99 Prozent keine vollständige Versorgung. Darüber hinaus lagen im Jahr 2000 für viele Länder West- und Südeuropas mit verhältnismäßig guter Trinkwasserversorgung keine Daten vor. (Abbildung 2.4 [94])
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.5: Ausreichende Trinkwasserversorgung nach Region 1990 - 2000 [94]
In Abbildung 2.6 [94] ist die Verteilung der Gesamtbevölkerung ohne ausreichende Trinkwasserversorgung dargestellt.
Die größten Anteile entfallen auf Asien mit 63 Prozent und Afrika mit 28 Prozent. Der große Anteil Asiens von ca. zwei Dritteln resultiert dabei vor allem aus der Versorgungssituation in den bevölkerungsreichsten Ländern Indien und China. Insbesondere hier wird es in Zukunft eine enorme zusätzliche Belastung der schon jetzt an ihre Grenzen stoßenden, bzw. schon jetzt nicht ausreichenden, städtischen Versorgungssysteme geben.
Trotz einer scheinbar leichten Stabilisierung des Urbanisierungsprozesses in Asien wird der gegenwärtige Anteil der asiatischen Bevölkerung in Städten von einem Drittel bis zum Jahr 2025 auf 50 Prozent ansteigen. Um das internationale Entwicklungsziel, eine Halbierung des Anteils von Menschen ohne Zugang zu ausreichender Trinkwasserversorgung bis zum Jahr 2015 zu erreichen, sind allein im Raum Asien für 980 Millionen Menschen zusätzliche Versorgungssysteme bereitzustellen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.6: Verteilung der Weltbevölkerung ohne ausreichende Trinkwasserversorgung [94]
Die regionale städtische Trinkwasserversorgung (Abbildung 2.8 [94]) ist im Vergleich zur ländlichen Versorgung (Abbildung 2.9 [94]) signifikant höher. Im globalen Mittel werden 94 Prozent der städtischen Bevölkerung ausreichend mit Trinkwasser versorgt. Auffällig ist, dass die Zahlen zwischen den verschiedenen Regionen nicht so stark variieren wie in ländlichen Gebieten. Es ist aber davon auszugehen, dass sich diese Verteilung durch die Urbanisierung in Zukunft stärker verändern wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.7: Ausreichende Trinkwasserversorgung im globalen Vergleich 1990 - 2000 [94]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.8: Ausreichende Trinkwasserversorgung in Städten 2000 [94]
Die im Vergleich zur städtischen Situation deutlich größere Variation der Zahlen für die ländliche Trinkwasserversorgung ist in Abbildung 2.9 [94] zu erkennen. Mit einer durchschnittlichen Versorgung von 47 Prozent der ländlichen Bevölkerung liegt Afrika deutlich unter dem globalen Mittel von 71 Prozent. Auch in Ozeanien und Lateinamerika kann mit 63 bzw. 62 Prozent der Mittelwert nicht erreicht werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.9: Ausreichende Trinkwasserversorgung in ländlichen Gebieten 2000 [94]
Der relativ niedrige Wert Europas resultiert, wie in den Erläuterungen zu Abbildung 2.5 [94] bereits angesprochen, aus dem nach wie vor schlechten Zustand der ländlichen Infrastruktur in den Ländern Ost- und Südosteuropas. Zum Beispiel werden in Rumänien nur 16 Prozent der ländlichen Bevölkerung ausreichend versorgt, in Russland sind es 96 und in Ungarn 98 Prozent. Darüber hinaus lagen aus vielen Ländern Westeuropas keine Daten vor, so dass der Gesamtwert von 87 Prozent nicht der Wirklichkeit entsprechen muss.
In Nordamerika kann real ebenfalls keine vollständige Abdeckung erreicht werden. Wie bereits erwähnt, gibt es, insbesondere in ländlichen Gebieten Kanadas, ca. 71.000 Menschen ohne ausreichende Versorgung mit Trinkwasser.
Für alle Regionen der Welt gilt, dass städtische Versorgungsgebiete meist eine höhere Priorität bei der Wasserversorgung und damit eine bessere Versorgungsdichte, als ländliche Gebiete haben. Dies ist vielfach historisch und politisch begründet und entspricht der wirtschaftlichen Bedeutung städtischer Zentren, da hier in der Regel der weitaus größte Anteil des Bruttosozialproduktes erwirtschaftet und gleichzeitig die größten Steueraufkommen erhoben werden. Geringe Priorität hat, vor allem mangels adäquater Versorgungskonzepte, die Versorgung armer Stadtrandgebiete und kleinerer, ländlicher Orte. Hier wird die Versorgung durch große Transportentfernungen zusätzlich erschwert. [15]
Bei Beurteilung der von WHO und UNICEF durchgeführten Datenerhebung ist zu bedenken, dass alle Zahlen auf Angaben staatlicher Stellen beruhen und nur schwer eine flächendeckende Überprüfung der Angaben gewährleistet werden kann. Statistische Schönungen oder Fälschungen können so nicht immer ausgeschlossen werden. Es ist damit zu rechnen, dass sich die tatsächliche Versorgungssituation in einigen Gegenden somit noch dramatischer als hier beschrieben darstellt.
Die Nutzung der vorhandenen Wasserressourcen durch den Menschen konkurriert in drei wesentlichen Bereichen. Global betrachtet wird der größte Teil des geförderten Wassers, ca. 70 Prozent, in der Landwirtschaft verwendet, ca. 22 Prozent werden in der Industrie und nur rund 8 Prozent im Haushalt verbraucht. (Abbildung 2.11 [85]) In einigen Regionen "fließen" zum Teil sogar 90 Prozent [24] des Wasserdargebots in die Landwirtschaft. Der Einsatz veralteter Technik, Verwendung von Wasser in Trinkwasserqualität und der Anbau unangepasster Kulturpflanzen sind Ursachen für den hohen Wasserverbrauch in diesem Bereich. Hinzu kommen wasserintensive Anbaumethoden wie die weit verbreitete Bewässerungslandwirtschaft. Diese Anbaumethoden finden ihre Anwendung vor allem in Asien (China, Indien, Pakistan, Indonesien, Thailand und Türkei als wichtigste Länder), mit dem weltweit größten Anteil von 64 Prozent. In Nordamerika sind es neun Prozent, gefolgt von Europa mit sieben und Afrika (vor allem Ägypten und Sudan) mit fünf Prozent [24]. Die Bewässerungsfläche hat sich weltweit von 94 Millionen Hektar 1950 auf derzeit geschätzte 270 Millionen Hektar erhöht [15]. Durch Effizienzsteigerungen bei bestehenden und Umstellung auf alternative Anbaumethoden könnte ein enormer Anteil der Wasserressourcen geschont oder anderen Nutzungsbereichen zugeführt werden. Nach einer Schätzung des International Water Management Institute IWMI können bis zum Jahr 2025 etwa 50 Prozent [24] der zusätzlich für die Trinkwasserversorgung benötigten Wassermengen durch solche Maßnahmen gewonnen werden. Neben dem hohen Wasserbedarf in der Bewässerungslandwirtschaft ist regional auch der Tränkwasserbedarf in Folge wachsender Viehbestände von großer Bedeutung. Dies trifft vor allem auf die Sahel-Länder Afrikas zu. Beispielsweise wuchs in den 80er Jahren der Rinderbestand weltweit um fünf Prozent, in Afrika um acht Prozent [15].
In Abbildung 2.10 [15] ist die Entwicklung der Weltwassernutzung in den verschiedenen Bereichen innerhalb der letzten 100 Jahre ist graphisch dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.10: Entwicklung der Weltwassernutzung 1900-2000 [15]
(nach WMO/UNESCO, Water Ressources Assessment, Geneva 1991)
Das Verhältnis der Wassernutzung verändert sich signifikant bei Unterscheidung in Regionen mit hohen und Regionen mit niedrigen Einkommen. Länder mit niedrigen Einkommen verwenden den allergrößten Anteil des Wassers (82 Prozent) in der Landwirtschaft, während der größte Anteil in Ländern mit hohen Einkommen auf die industrielle Nutzung entfällt (59 Prozent).
Allerdings können regional auch bei dieser Einteilung noch große Unterschiede auftreten. Innerhalb Europas entfallen zum Beispiel in Finnland, Deutschland und Belgien 80 bis 85 Prozent der Wasserentnahme auf den industriellen Sektor, während es in Griechenland, Portugal und Spanien weniger als 30 Prozent sind. Der Anteil variiert sehr stark in Abhängigkeit vom Entwicklungsstand des jeweiligen Landes, seiner Wirtschaftsstruktur und den dort eingesetzten Technologien. [92]
Bei der Wassernutzung kann dabei generell zwischen Trinkwasser, Brauchwasser und Wasser für die Bewässerung unterschieden werden. Im industriellen Bereich gibt es noch weitere Differenzierungen, auf die hier aber nicht weiter eingegangen werden soll.
In den meisten industrialisierten Ländern wird in der Regel für alle Anwendungen im Haushalt Trinkwasser eingesetzt, da meist nur ein Anschluss zur Verfügung steht. Das hat zur Folge, das Trinkwasser mit hohem Qualitätsanforderungen auch in Bereichen eingesetzt wird, in denen diese hohen Anforderungen nicht erforderlich wären, beispielsweise zur Nutzung als Toilettenspülwasser, als Wasser zur Reinigung oder zur Gartenbewässerung.
Brauchwasser wird in industrialisierten Ländern als Wasser mit geringeren Qualitätsanforderungen vor allem im gewerblichen Bereich eingesetzt. Zur Versorgung der privaten Haushalte wäre ein zweites Versorgungsnetz erforderlich, dessen nachträgliche Installation mit hohen Kosten verbunden wäre.
Die folgenden Abbildungen (Abbildung 2.11 bis Abbildung 2.16) veranschaulichen oben beschriebene Zusammenhänge graphisch beziehungsweise kartographisch. Auf Trinkwasserverbrauchszahlen in verschiedenen Regionen der Welt und deren Einflussfaktoren wird in 2.3.3 noch näher eingegangen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.11: Konkurrierende Wassernutzung 2000 [85]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.12: Konkurrierende Wassernutzung nach Region 1996 [92]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.13: Landwirtschaftlicher Wasserverbrauch pro Kopf 1995 [92]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.14: Industrieller Wasserverbrauch pro Kopf 1995 [92]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.15: Haushaltswasserverbrauch pro Kopf 1995 [92]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.16: Typische Trinkwassernutzung in Haushalten industrialisierter Länder [72]
Der pro Kopf-Trinkwasserverbrauch im Haushalt variiert weltweit erheblich. Während in entwickelten Ländern ein hoher Standard bei den Versorgungsanlagen flächendeckend eine durchweg hohe Wasserqualität und damit Trinkwasser auch für andere Zwecke als den unmittelbaren menschlichen Bedarf zur Verfügung stellt, gibt es in vielen Ländern der Welt einen großen Mangel an ausreichend aufbereitetem Trinkwasser für den persönlichen, insbesondere auch für den hygienischen Bedarf.
Beispielhaft sind in Tabelle 2.3 Verbrauchszahlen für einige Regionen der Welt angegeben. Neben der globalen Variation an verfügbarem Trinkwasser gibt es in einigen Regionen zudem eine ungerechte Verteilung der vorhandenen Ressourcen. Grund sind hierfür zum Teil unterschiedliche wirtschaftliche Voraussetzungen, in vielen Fällen aber auch politische Rahmenbedingungen. Um dieses zu verdeutlichen sind in der folgenden Tabelle u. a. mittlere Verbrauchszahlen für Gebiete im Nahen Osten angeführt. Während bei regional ähnlich verfügbaren Wasserressourcen der Bevölkerung Israels ca. 230 Litern pro Person und Tag im Haushalt zur Verfügung stehen, müssen Menschen in der palästinensischen Westbank mit 45 Litern auskommen, im benachbarten Jordanien sind es immerhin rund 70 Liter.
Tabelle 2.3: Täglicher pro Kopf-Trinkwasserverbrauch im Haushalt [24], [27], [47]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hält 5 Liter Wasser pro Person für das tägliche Überlebensminimum. Als Mindeststandard für eine "ausreichende Versorgung" wird eine Menge von 20 Litern pro Person und Tag betrachtet.
Aufgrund der Feststellung von Weltbankexperten [50], dass mangelnde Hygiene für ebenso viele Krankheiten verantwortlich ist wie die Verwendung von verschmutztem Trinkwasser für die Ernährung, liegt die vorgeschlagene Sollmenge in Wasserversorgungsprojekten bei 40 bis 50 Litern pro Tag und Person [50]. Außerdem soll die Distanz zwischen Verbraucher und Wasserstelle maximal 200 Meter betragen. Berücksichtigt man die zur Wasserbeschaffung erforderlichen körperlichen Anstrengungen, die vor allem von Frauen bewältigt werden müssen, wird schnell deutlich, dass die täglich zur Verfügung stehende Trinkwassermenge meist unter 50 Liter pro Person liegt. Nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen UNICEF aus dem Jahr 1992 müssen Frauen in ländlichen Gebieten vieler Entwicklungsländer bis zu einem Drittel der täglichen Kalorienaufnahme [50] für die Beschaffung von Wasser aufbringen.
In Tabelle 2.4 sind Versorgungsstandards nach WHO [93] dargestellt. Unterschieden wird nach Grad der Versorgung und entsprechendem, mittlerem Wasserverbrauch.
Tabelle 2.4: Grad der Trinkwasserversorgung und Verbrauchszahlen nach WHO [93], Auszug
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anders verhält es sich bei der Weltbevölkerung, deren Wasserversorgung durch Hausanschlüsse mehr als ausreichend sichergestellt ist. Hier liegt der tägliche pro Kopf-Wasserverbrauch deutlich über der 100 Liter Marke, die von der WHO weltweit für eine "optimale Versorgung" angestrebt wird. Häufig steigen die Verbrauchszahlen mit zunehmendem Lebensstandard. Der Anstieg wird, besonders bei gleich bleibenden Trink-wasserpreisen, beispielsweise durch Wasser verbrauchende Haushaltsgeräte und veränderte Hygienegewohnheiten hervorgerufen. Diese Entwicklung trifft vor allem auf städtische Bevölkerungsgruppen mit mittlerem oder höherem Einkommen zu.
Wurden zum Beispiel in Indien einem Teil der Bevölkerung Wasserhähne in den Haushalt installiert, so stieg der Wasserverbrauch leicht von 50 auf über 250 Liter pro Person und Tag. Diese Entwicklung könnte man auf die Vermutung zurückführen, Wasserhähne, das heißt jederzeit verfügbares Wasser, veränderten möglicherweise seine Wertschätzung. Der mittlere Trinkwasserverbrauch in Haushalten der indischen Hauptstadt Delhi liegt beispielsweise mit 284 Litern [50] mehr als doppelt so hoch wie der Verbrauch von 129 Litern [35], der für Deutschland im Mittel errechnet wurden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.17: Haushaltswasserverbrauch im internationalen Vergleich 2000 [35]
Abbildung 2.17 [35] gibt einen Überblick über mittlere Wasserverbrauchszahlen in Haushalten entwickelter Länder. Der Verbrauch in den meisten europäischen Ländern liegt deutlich unter den Werten Nordamerikas, Japans oder Australiens. Eine Ausnahme bildet Norwegen mit 256 Litern pro Person und Tag im Haushalt. Aber auch Schweden, Italien und die Schweiz liegen deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Spitzenreiter sind in dieser Bilanz die Vereinigten Staaten von Amerika mit 295 Liter pro Person und Tag. Belgien hingegen hat mit nur 122 den geringsten Haushaltswasserverbrauch.
Südkorea sowie England und Wales waren in den 90 Jahren die einzigen Länder, in denen der mittlere Wasserverbrauch anstieg [47]. In beiden Fällen lässt sich dies auf gravierende Defizite im Gebührensystem zurückführen. In Südkorea verursachte die Festsetzung der Grundgebühr für die Wassernutzung große Probleme. Sie war so hoch, dass Zähler und Tarifsystem selbst bei Verbrauchsmengen von bis zu 500 Litern pro Tag nicht zum tragen kamen [47]. Selbst solch ein hoher Verbrauch wurde durch den Grundpreis getragen. In England und Wales lässt sich der hohe Verbrauch vor allem auf das generelle Fehlen von Wasserzählern zurückführen. Anfang der 90 Jahre betrug dieser lediglich drei bis vier Prozent. Inzwischen ist dieser Wert auf 14 bis 20 Prozent [47] angestiegen (je nach Literaturquelle).
Ein Grund für hohen Trinkwasserverbrauch im Haushalt sind vielfach unreflektierte Gewohnheiten auf Grund eines fehlenden Bewusstseins für den Umgang mit Wasser oder kulturell bestimmte Verhaltensmuster bei den Verbrauchern. Veränderte Hygienegewohnheiten, die Art des Einsatzes Wasser verbrauchender Haushaltsgeräte oder die Bewässerung von Garten- und Grünanlagen sind Beispiele hierfür.
Ein weiterer Grund für hohen Wasserverbrauch in Haushalten ist die, wie in England und Wales, häufig mangelhafte Ausstattung mit Wasserzählern (siehe Abbildung 2.18 [94]). Wenn der persönliche Verbrauch nicht separat und für den Verbraucher erkennbar erfasst wird, kann nur schwer ein Bewusstsein für einen sorgsamen Umgang mit Trinkwasser geschaffen werden.
Dazu begünstigen oft nicht verbrauchsorientierte Tarife einen übermäßig starken Anstieg der Wassernachfrage und Wasserverschwendung (siehe Südkorea). Durch Anschlussgebühren und haushaltsgebundene, verbrauchsabhängige Tarife kann die Nachfrage bzw. das Verbrauchsverhalten beeinflusst werden.
Abbildung 2.18 [94] stellt die Anteile von Haushalten mit jährlichen Zählerablesungen für Afrika, Asien und Lateinamerika dar. Zum Vergleich sind Werte aus Deutschland und Großbritannien angefügt. In Deutschland verfügt jedes an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossene Wohngebäude über einen Wasserzähler. In England und Wales sind es dagegen nur 14 Prozent. Hier wird eine Beurteilung der Verbrauchsmengen an Hand von Messungen direkt an den Wasserwerken vorgenommen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.18: Anteil der Haushalte mit Zählerablesungen in Großstädten [94]
Hohe Verbrauchswerte, selbst in Städten wie Delhi, resultieren allerdings nicht nur durch den extrem hohen Verbrauch der wohlhabenden Bevölkerungsschichten, deren Autos auch in der staubigen Trockenzeit trotz Wasserknappheit mit Trinkwasser abgespült werden, sondern auch durch die wenig effizienten Leitungssysteme. Zwischen Wasserwerk und Verbraucher, so schätzt die Stadtverwaltung Delhis, gehen 20 Prozent [50] des sauberen Trinkwassers durch Leitungsverluste verloren. Auf den Zustand der Versorgungssysteme wird in 2.4.2 noch näher eingegangen.
Zur Beurteilung der Qualität der Wasserversorgung müssen Art und Zustand der Versorgungssysteme, Versorgungssicherheit sowie die Qualität des gelieferten Wasser betrachtet werden.
Die zahlenmäßige Erfassung der versorgten Bevölkerung im Global Water Supply and Sanitation Assessment 2000 Report basiert auf Festlegungen für einen Mindeststandard für eine ausreichende Trinkwasserversorgung. WHO und UNICEF unterscheiden zwischen ausreichender und nicht ausreichender Wasserversorgung folgendermaßen.
Als "ausreichend" gilt eine Versorgung durch
- Haushaltsanschluss,
- Öffentliches Standrohr,
- Bohrloch,
- Geschützten, gegrabenen Brunnen,
- Geschützte Quelle,
- Regenwasserzisterne,
- Andere lokale Technologien,
- mindestens jedoch 20 Liter Trinkwasser pro Person und Tag.
Als "nicht ausreichend" gilt die Versorgung mit Trinkwasser durch
- Ungeschützten Brunnen,
- Ungeschützte Quelle,
- Wasser von Wasserverkäufern,
- Flaschenwasser (aufgrund potentiell limitierter Quantität),
- Wasser aus Tankwagen.
In Ländern mit niedrigen Einkommen ist vor allem die Zuverlässigkeit und Gleichmäßigkeit der Wasserversorgung ein großes Problem. Zum Beispiel ist Wasser von Straßenhändlern häufig von schlechter Qualität und teuer. Trotz einer verhältnismäßig gut funktionierenden Alternative stellt auch Wasser aus Tankwagen keine optimale Versorgung dar.
Oft kann keine flächendeckende Versorgung gewährleistet werden und gerade in Trockenzeiten und bei vorherrschendem Wassermangel reichen die vorhandenen Kapazitäten an Lastwagen vielfach nicht aus, um alle Stadtteile der Großstädte in Entwicklungsländern regelmäßig anzufahren. Darüber hinaus bringen Korruption und verlockende Zusatzgeschäfte viele Fahrer dazu, ihre Fracht bei zahlungskräftigen Interessenten abzuliefern, so werden die eigentlich vorgesehenen Versorgungsgebiete oft gar nicht erst erreicht.
Eine bessere Versorgung stellen vor allem in Entwicklungsländern öffentliche Zapfstellen dar. Diese sind zugleich auch wichtige soziale Treffpunkte der Bewohner. Allerdings gibt es auch hier nur selten eine kontinuierliche Versorgung, Trinkwasser gibt es häufig nur für wenige Stunden am Tag. Darüber hinaus ist vielerorts mit der Einrichtung dieser Systeme ein Anstieg der Wasserverluste verbunden.
Auf Grund der unregelmäßigen Bereitstellung von Wasser, meist in den Nachtstunden, lassen viele Bewohner die Wasserhähne offen, um bei Eintreffen des Wassers ihre Sammelbehälter füllen zu lassen, ohne stundenlang warten zu müssen. Das überschüssige Wasser versickert so, von der Bevölkerung ungenutzt, im Boden.
Abbildung 2.19 [94] gibt einen Überblick der Art der Trinkwasserversorgung in Großstädten verschiedener Regionen. Während in Europa und Nordamerika der Großteil der Bevölkerung durch Hausanschlüsse versorgt wird, findet man in vielen Städten Afrikas und Asiens die beschriebenen, öffentlichen Wasserhähne in den Straßen ebenso wie Bohrlöcher, Handpumpen und andere, lokale Versorgungseinrichtungen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.19: Art der Trinkwasserversorgung in Großstädten 2000 [94]
Generell lassen sich die Trinkwasserversorgungssysteme in zentrale und dezentrale Systeme einteilen. In industrialisierten Ländern stellt die zentrale Trinkwasserversorgung mit der Verteilung des Wassers über Wasserrohrleitungen das am weitesten verbreitete System dar. Mit hohen Investitionen in Errichtung, Wartung und Instandhaltung der Anlagen kann so eine Dauerdruck-Vollversorgung mit Trinkwasser von guter bis sehr guter Qualität für jeden einzelnen Haushalt erreicht werden.
Allerdings sind in einigen industrialisierten Ländern auch Versorgungs-unterbrechungen zu verzeichnen. Auf Grund vielfach fehlender Systeme zur Erfassung liegen hierzu aber nur selten vergleichbare Daten vor. Ebenso unvollständig sind Daten zu anderen Qualitätsmerkmalen wie der Sicherung eines Mindestdrucks im Versorgungsnetz, der Vermeidung von Druckspitzen und dem Vorhandensein von effektiven Rückflusssperren zur Vermeidung von Beeinträchtigungen der Wasserqualität.
Dezentrale Systeme finden Ihre Anwendung vor allem in ländlichen Gebieten in denen lange Leitungsstrecken die Investitionskosten für zentrale Systeme in die Höhe treiben. Der heute fortgeschrittene Stand der Entwicklung von Anlagen macht deren Anwendung gerade in Kombination mit dezentraler Abwasserbehandlung und Wasserwiedergewinnung oft zur sinnvollen Alternative. Der Einsatz dieser Systeme erfordert allerdings in der Regel Maßnahmen zur Überwachung der Wasserqualität und Fachpersonal zur Instandhaltung der Anlagen. Vielfach wird von Fachleuten gefordert, dass mit der Einrichtung dezentraler Versorgungssysteme ein Wartungsvertrag abgeschlossen werden muss.
In einigen Fällen kann auch die Kombination von zentralen mit dezentralen Systemen eine sinnvolle Alternative darstellen. In der Praxis kann zum Beispiel neben einer zentralen Versorgung mit Trinkwasser zusätzlich dezentral aufbereitetes Brauchwasser zur Verfügung gestellt werden.
Der Einsatz alternativer, dezentraler Wasserversorgungssysteme wird in Zukunft, gerade auch in Entwicklungsländern, eine größere Rolle spielen. Alternative Abwasserreinigung mit Teilstrombehandlung und Stoffkreisläufen ermöglicht die Wiederverwendung von Wasser und Nährstoffen und tragen somit sehr zur Ressourcenschonung bei. Anstatt von vornherein auf zentrale Systeme zu setzten, ist die Frage nach der besten Alternative hinsichtlich sozialer, ökonomischer und ökologischer, sowie versorgungstechnischer Gesichtspunkte von großer Bedeutung. Nur so kann eine nachhaltige und Ressourcen schonende Trinkwasserversorgung garantiert werden.
Ein allgemeines Indiz für den Zustand der Versorgungssysteme sind die Anteile der Wasserverluste im Leitungsnetz. In vielen Ländern mit vorhandenen Versorgungssystemen sind zum Teil hohe Leitungsverluste ein entscheidender Grund für die nicht effiziente Nutzung der vorhandenen Wasserressourcen. Auf Grund der hohen Kosten für die Gewinnung und Aufbereitung von qualitativ hochwertigem Trinkwasser hat dies auch gravierende ökonomische Folgen.
Die mittleren Verluste geförderten und aufbreiteten Wassers liegen in Entwicklungsländern bei 30 bis 50 Prozent. Für viele städtische Gebiete werden die Verluste auf mehr als 50 Prozent geschätzt. In OECD-Ländern werden die Verluste auf ca. 20 Prozent geschätzt [15].
Grund für hohe Verlustraten sind vor allem nicht ausreichende Investitionen in die Unterhaltung der Anlagen. In Deutschland beispielsweise werden mit die geringsten Leitungsverluste weltweit verzeichnet. Der Wert von acht Prozent resultiert vor allem aus hohen Investitionen in die Unterhaltung der Verteilungssysteme. Insgesamt gehen zum Beispiel 64 Prozent [35] der Gesamtinvestitionen für die öffentliche Wasserversorgung in den Rohrleitungsbau.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.20: Mittlere Trinkwasserverluste in Großstädten [94], [35]
Abbildung 2.20 gibt einen Überblick der mittleren Leitungsverluste in verschiedenen Regionen. Zu beachten ist hierbei, dass bei der Erfassung der Leitungsverluste unterschiedliche Methoden zum Einsatz kommen. Während in Deutschland und Dänemark auch unechte, durch Messfehler bei Wasserzählern verursachte Verluste miterfasst und statistische Differenzen mit eingerechnet werden, handelt es sich bei dem Wert für Niederlande um geschätzte echte Wasserverluste, bei denen die Entnahmen von Löschwasser, Spülwasser etc. berücksichtigt sind. Angaben zu Methoden der Datenerfassung in anderen Regionen lagen nicht vor.
Mangelhafte Instandhaltung und fehlende Investitionen in die Erneuerung alter Anlagen sind auch der Grund dafür, dass Trinkwasserversorgungssysteme häufig nicht oder nur eingeschränkt betriebsfähig sind. Fehlende Betriebsmittel und Ersatzteile sowie unzuverlässige Energieversorgung führen zu einem unregelmäßigen Betrieb. In vielen Ländern treten diese Probleme oft gerade in Trockenzeiten mit hohen Temperaturen auf, in denen die Klimaanlagen in Gebäuden öffentlicher Einrichtungen und wohlhabender Bevölkerungsschichten eine enorme Zusatzbelastung für die Energieversorgung der Städte bedeuten.
Aber nicht nur in Städten sondern gerade auch in ländlichen Gebieten sind gravierende Folgen unzureichender Wartung und Instandhaltung zu verzeichnen. Abbildung 2.21 [94] gibt Mittelwerte für die Funktion ländlicher Wasserversorgungssysteme verschiedener Regionen an. Besonderes in Afrika, mit einer Funktionsfähigkeit von nur 70 Prozent, und in Asien, mit lediglich 83 Prozent Funktion, bedarf es großer Investitionen zur Verbesserung der gegenwärtigen Situation.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.21: Funktion der Trinkwasserversorgung in ländlichen Gebieten 1990 - 2000 [94]
Aussagen zur regionalen Qualität des Trinkwassers sind für wasserwirtschaftliche Vergleiche von großer Bedeutung. Die Qualität des Trinkwassers ist ein entscheidender Faktor in betriebswirtschaftlichen Überlegungen, aber auch im volkswirtschaftlichen Sinne, betrachtet man zum Beispiel die Auswirkungen von unsauberem Wasser im medizinischen Bereich.
Unter die Beurteilung der Qualität des gelieferten Trinkwassers fallen die Bewertung von Schadstoffen, bakteriellen Verunreinigungen, des optischen Eindrucks sowie von Geruch und Geschmack. Leider lagen für diese Arbeit nicht ausreichend aktuelle Daten für einen internationalen Vergleich vor, so dass an dieser Stelle ein allgemeiner, qualitativer Vergleich der Trinkwasserqualität geführt werden soll.
Sauberes und hygienisch einwandfreies Trinkwasser ist neben einer funktionierenden und effektiven Abwasserbehandlung von großer Bedeutung bei Vorbeugung vor Infektionen, Seuchen und anderen Erkrankungen. Zu Beginn der 80er Jahre, als annähernd 30 Prozent [50] der Weltbevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hatte, stellte sich heraus, dass etwa 80 Prozent [50] der in vielen Fällen tödlich verlaufenden Infektionskrankheiten durch unsauberes Wasser übertragen wurden. Heute leidet schätzungsweise jeder zweite Mensch in Entwicklungsländern an einer wasserbedingten Krankheit, ca. 5 Millionen Menschen streben jährlich allein durch Verunreinigungen und Keime im Trinkwasser. [3]
Abbildung 2.22 [92] verdeutlicht den Zusammenhang von Trinkwasserqualität und Gesundheit durch einen Vergleich von Kindersterblichkeitsraten und Qualität der Trinkwasserversorgung aus dem Jahr 1995. In Ländern mit besserer Versorgung fallen die Sterblichkeitsraten deutlich geringer aus als in Ländern, in denen nur wenige Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.22: Vergleich Kindersterblichkeit und Qualität der Wasserversorgung 1995 [92]
Neben der oft schlechten Trinkwasserqualität gefährden in Entwicklungsländern, wenn überhaupt vorhanden, auch schlecht instand gehaltene und nicht gereinigte Sanitäreinrichtungen die vorhandenen Wasserversorgungssysteme. Gerade in urbanen Gebieten sind gemeinsam genutzte Toiletten oder Grubenlatrinen nicht wirklich geeignet. Der schlechte hygienische Zustand der Sanitäreinrichtungen und das Ausweichen der Bevölkerung auf Freiflächen ohne Anschluss an Kanalisationssysteme, haben häufig mit Krankheitserregern verunreinigte Brunnen und Quellen zur Folge.
Zur Bewältigung der Probleme infolge unzureichender Wasserqualität wurden im Jahr 1993 von der WHO Richtwerte für die Trinkwasserqualität erarbeitet. Zu ihnen gehören äsethische Parameter, mikrobiologische Kriterien, organische Verschmutzung anzeigende Messgrößen, der Gehalt an partikulärer Substanz, stickstoffhaltige Komponenten, Salze, organische Spurenstoffe wie Pestizide und anorganische Spurenstoffe wie zum Beispiel Schwermetalle und radioaktive Stoffe [92]. Diese Trinkwasserleitlinie ist allerdings nicht rechtsverbindlich und kann lediglich als Grundlage für die Entwicklung nationaler Standards angesehen werden.
In den Ländern der Europäischen Gemeinschaft sollten nach der verbindlichen Einführung der europäischen Trinkwasserrichtlinie einheitliche und im weltweiten Vergleich sehr hohe Qualitätsanforderungen für Trinkwasser gelten. Allerdings variiert die tatsächliche Trinkwasserqualität auch in Europa zum Teil erheblich. Zum Beispiel ist die Wasserqualität in Italien hinsichtlich mikrobakterieller Verunreinigungen nicht immer unbedenklich, ca. 6,6 Prozent des Wassers [54] entsprechen hier nicht den Standards. Andererseits stellen in einigen Ländern, wie zum Beispiel in Deutschland, staatliche Vorschriften auch höhere Anforderungen an die Trinkwasserqualität.
In vielen Entwicklungsländern kann vor allem keine effektive Desinfektion in der städtischen Wasserversorgung erreicht werden. Hierzu sind in Abbildung 2.23 [94] die Trinkwasserqualitäten verschiedener Regionen der Welt aufgeführt. Die Auswertung der Daten des WHO/UNICEF Report zeigt darüber hinaus, dass in Afrika, Asien und Lateinamerika ein Fünftel der städtischen Versorgungssysteme und auf einzelnen Inseln Ozeaniens zwei Fünftel der Systeme gar nicht desinfiziert werden [94].
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