ID 7237
Oster, Bernd: Analyse ausgewählter Maßnahmen zur Senkung der Betriebskosten von
Anwendungssystemen - Prüfung der Ergebnisse am Beispiel des Kostenvergleichs
zwischen einer Client/Server-Anwendung und einer Web-Applikation
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: AKAD Fachhochschule Pinneberg
Dortmund, Universität Dortmund, AKAD - Hochschule für Berufstätige, Diplomarbeit,
2003
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany
Gliederung
Seite
1 Einleitung ... 1
1.1 Motivation für die Themenauswahl ... 1
1.2 Zielsetzung und Abgrenzung der Arbeit ... 3
1.3 Aufbau der Arbeit... 4
2 Grundlagen ... 5
2.1 Begriffsdefinitionen... 5
2.2 Gliederung von Kosten in der Datenverarbeitung... 10
2.3 Ursache-Wirkungs-Analyse ... 11
3 Kostenanstieg in der betrieblichen Datenverarbeitung ... 12
3.1 ,,Betriebswirtschaftliche" Datenverarbeitung... 12
3.2 Kostensteigernde Phänomene in der betrieblichen DV... 13
3.3 Ursachen des Kostenanstiegs ... 18
3.4 Herleitung der Ziele eines kostensenkenden Konzeptes ... 26
4 Entwicklung eines Konzeptes zur Senkung der Betriebskosten von
Anwendungssystemen ... 31
4.1 Aktive Steuerung der eingesetzten Technologie ... 32
4.2 Reduzierung der Komplexität der DV-Infrastruktur ... 35
4.3 Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit bei der Entscheidungsfindung ... 43
4.4 Ausrichtung der DV auf den Anwender und Verbesserung der Abstimmung
zwischen DV-Bereich und Fachbereich ... 54
4.5 Verbesserung der Abstimmung zentraler und dezentraler
Organisationseinheiten ... 57
4.6 Zusammenfassende Darstellung der Maßnahmen... 58
5 Maßnahmen bei speziellen Anwendungsarchitekturen... 61
5.1 Architekturabhängigkeit
von
Maßnahmen... 61
5.2 Spezielle Maßnahmen für Client/Server-Umgebungen ... 63
5.3 Spezielle Maßnahmen für Web-Architekturen... 65
I
6 Kritische Würdigung ... 66
6.1 Gefahren bei der Umsetzung kostensenkender Maßnahmen ... 66
6.2 Anwendbarkeit der Ergebnisse in der Praxis ... 68
6.3 Ausblick auf künftige Entwicklungen... 69
7 Deskriptive Zusammenfassung ... 70
Anhang A: Architekturmodelle der Datenverarbeitung ... 72
Anhang B: Varianten, Ziele und Bewertung des Outsourcings ... 74
Anhang C: Total Cost of Ownership (TCO) und verwandte Modelle der
. DV-Gesamtkostenbetrachtung... 78
Anhang D: DV-Kontenrahmen der G
ARTNER
G
ROUP
... 83
Anhang E: Service Level Agreements... 84
Anhang F: Umfrage zum Zusammenhang zwischen den Ursachen des
Kostenanstiegs in der betrieblichen Datenverarbeitung und
deren
Auswirkungen ... 85
Literaturverzeichnis... 93
II
Inhaltsverzeichnis
Seite
Gliederung ... I
Inhaltsverzeichnis... III
Abbildungsverzeichnis ... VIII
Abkürzungsverzeichnis... X
1 Einleitung ... 1
1.1 Motivation für die Themenauswahl ... 1
1.2 Zielsetzung und Abgrenzung der Arbeit ... 3
1.3 Aufbau der Arbeit... 4
2 Grundlagen ... 5
2.1 Begriffsdefinitionen... 5
2.1.1 Informationstechnologie und -verarbeitung, Datenverarbeitung ... 5
2.1.2 DV-Infrastruktur... 6
2.1.3 DV-Architektur ... 7
2.1.4 Anwendung, Anwendungssystem, Anwendungsarchitektur... 7
2.1.5 Zentralisierung und Dezentralisierung ... 8
2.1.6 Outsourcing ... 9
2.1.7 Benchmarking ... 9
2.1.8 Gesamtkosten ... 10
2.2 Gliederung von Kosten in der Datenverarbeitung... 10
2.3 Ursache-Wirkungs-Analyse ... 11
3 Kostenanstieg in der betrieblichen Datenverarbeitung ... 12
3.1 ,,Betriebswirtschaftliche" Datenverarbeitung... 12
3.2 Kostensteigernde Phänomene in der betrieblichen DV... 13
3.2.1 Anstieg von Heterogenität und Komplexitätskosten... 14
3.2.2 Fehlentscheidungen durch mangelhafte Kosten-Nutzen-Betrachtung ... 15
3.2.3 Abweichung von Standards... 16
III
3.2.4 Dezentralisierung... 16
3.2.5 Existenz von funktional redundanten Anwendungen... 16
3.2.6 Aufstockung bestehender Strukturen ... 17
3.2.7 Teufelskreis der IV... 17
3.3 Ursachen des Kostenanstiegs ... 18
3.3.1 Organisatorische
Ursachen... 18
3.3.1.1 Mangelhafte Abstimmung zwischen DV- und Fachbereich ... 18
3.3.1.2 Dezentralisierung der DV-Verantwortung ... 19
3.3.1.3 Stetiges Wachstum der Benutzerzahlen ... 20
3.3.1.4 Stetiges Wachstum der Anzahl von eingesetzten Anwendungen,
Betriebssystemen und Hardwareplattformen ... 20
3.3.2 Technologische
Ursachen... 21
3.3.2.1 Rapider
Technologiewechsel ... 21
3.3.2.2 Einführung des PCs und Übertragung der Verantwortung auf den
Anwender. ... 21
3.3.2.3 Einführung von Client/Server-Lösungen ... 22
3.3.2.4 Individualisierung der Anwendungen ... 23
3.3.2.5 Exorbitantes
Datenwachstum ... 23
3.3.3 Kaufmännisches
Unverständnis
im
DV-Bereich ... 24
3.3.3.1 Defizite in der Kostenbetrachtung... 24
3.3.3.2 Defizite in der Nutzenbetrachtung ... 24
3.3.3.3 Fehlendes oder mangelhaftes Controlling im DV-Bereich ... 25
3.3.3.4 Mangelhafte
Kostentransparenz für die Fachbereiche ... 25
3.4 Herleitung der Ziele eines kostensenkenden Konzeptes ... 26
3.4.1 Ursache-Wirkungs-Geflecht... 26
3.4.2 Ziele eines kostensenkenden Konzeptes ... 28
3.4.3 Stellenwert
der
Kosten
von Anwendungssystemen ... 29
IV
4 Entwicklung eines Konzeptes zur Senkung der Betriebskosten von
Anwendungssystemen ... 31
4.1 Aktive Steuerung der eingesetzten Technologie ... 32
4.1.1 Entwicklung von strategischen Architekturvorgaben ... 32
4.1.2 Zyklische Anpassung der Architekturstandards... 33
4.1.3 Standardisierung von Leistungen und DV-Infrastruktur... 34
4.1.4 Negative Sanktionierung von Abweichungen... 34
4.2 Reduzierung der Komplexität der DV-Infrastruktur ... 35
4.2.1 Standardisierung von eingesetzten Komponenten, Anwendungen und
Architekturen... 36
4.2.1.1 Bildung von Klassen für Sicherheit, Verfügbarkeit, Ausstattung ... 37
4.2.1.2 Standardisierung von Anwendungen und Architekturen ... 39
4.2.2 Zentralisierung / Rezentralisierung ... 39
4.2.2.1 Organisatorische
Zentralisierung ... 39
4.2.2.2 Serverkonsolidierung... 40
4.2.2.3 Zentralisierung von Anwendungen ... 40
4.2.3 Automatisierung ... 41
4.2.4 Kommunikation von gesetzten Standards ... 42
4.3 Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit bei der Entscheidungsfindung ... 43
4.3.1 Kostentransparenz
und
Kostenverrechung... 44
4.3.2 Schaffung von Nutzentransparenz... 46
4.3.2.1 Unterteilung in Standard- und Non-Standard-Services... 46
4.3.2.2 Abschluss von Service Level Agreements ... 47
4.3.2.3 Einführung eines DV-Produkt- und -Leistungskataloges ... 48
4.3.2.4 Vereinheitlichung von Verfahren zur Nutzenberechnung von
Anwendungssystemen ... 49
4.3.3 Auswahl von strategischen Projekten... 50
4.3.4 Einführung von Überprüfungszyklen für bestehende Anwendungssysteme .. 51
4.3.5 Aktive Steuerung des Leistungsbezugs... 51
V
4.3.5.1 Überprüfung der angemessenen Bezugsquelle... 51
4.3.5.2 Überprüfung der wirtschaftlichen Leistungserstellung ... 52
4.3.5.3 Regelmäßige Überprüfung der Verträge mit externen Dienstleistern... 53
4.4 Ausrichtung der DV auf den Anwender und Verbesserung der Abstimmung
zwischen DV-Bereich und Fachbereich ... 54
4.4.1 Ausrichtung der DV auf den Unternehmenszweck... 55
4.4.2 Implementierung der Funktion ,,DV-Produktmanager"... 56
4.5 Verbesserung der Abstimmung zentraler und dezentraler
Organisationseinheiten ... 57
4.6 Zusammenfassende Darstellung der Maßnahmen... 58
5 Maßnahmen bei speziellen Anwendungsarchitekturen... 61
5.1 Architekturabhängigkeit
von
Maßnahmen... 61
5.2 Spezielle Maßnahmen für Client/Server-Umgebungen ... 63
5.2.1 Standardisierung des Betriebes dezentraler Server ... 63
5.2.2 Automatisierung von Verträglichkeitstests ... 63
5.2.3 Verbesserung der Schätzung von Betriebskosten ... 64
5.3 Spezielle Maßnahmen für Web-Architekturen... 65
5.3.1 Festlegung
der
Basis-Dienste ... 65
5.3.2 Vereinfachung der Arbeitsplatzrechner... 65
6 Kritische Würdigung ... 66
6.1 Gefahren bei der Umsetzung kostensenkender Maßnahmen ... 66
6.1.1 Übertriebene
Standardisierung ... 66
6.1.2 Verschiebung
zwischen
Anwendungs- und Infrastrukturkosten... 67
6.1.3 Kostenverschiebung innerhalb des Lebenszyklus... 67
6.1.4 Kostenverschiebung zwischen zentral und dezentral... 68
6.2 Anwendbarkeit der Ergebnisse in der Praxis ... 68
6.3 Ausblick auf künftige Entwicklungen... 69
7 Deskriptive Zusammenfassung ... 70
VI
Anhang A: Architekturmodelle der Datenverarbeitung ... 72
Anhang B:
Varianten, Ziele und Bewertung des Outsourcings ... 74
Anhang C: Total Cost of Ownership (TCO) und verwandte Modelle
der
DV-Gesamtkostenbetrachtung ... 78
Anhang D: DV-Kontenrahmen der G
ARTNER
G
ROUP
... 83
Anhang E:
Service Level Agreements... 84
Anhang F:
Umfrage zum Zusammenhang zwischen den Ursachen des
Kostenanstiegs in der betrieblichen Datenverarbeitung und
deren
Auswirkungen ... 85
Literaturverzeichnis... 93
VII
Abbildungsverzeichnis
A
BBILDUNG
1: Pendelbewegung zwischen zentralen und dezentralen
Architekturen...8
A
BBILDUNG
2: Kausalkette der Komplexität nach T
ARDUGNO
E
T
A
L
. ...14
A
BBILDUNG
3: Teufelskreis der IV nach
VON
D
OBSCHÜTZ
...17
A
BBILDUNG
4: Ursachen des Kostenanstiegs und deren Auswirkungen...26
A
BBILDUNG
5: Ursache-Wirkungs-Geflecht des Kostenanstiegs (Ausschnitt) ...27
A
BBILDUNG
6: Ursachen für Redundanzen und gestiegenen dezentralen
Betreuungsaufwand ...28
A
BBILDUNG
7: Kostenreduzierende Ziele...31
A
BBILDUNG
8: Aktive Technologie-Steuerung (Ziele)...32
A
BBILDUNG
9: Aktive Technologie-Steuerung (Maßnahmen)...32
A
BBILDUNG
10: Reduzierung der Komplexität (Ziele)...35
A
BBILDUNG
11: Reduzierung der Komplexität (Maßnahmen)...36
A
BBILDUNG
12: Klassifizierung von Servern ...37
A
BBILDUNG
13: Klassifizierung von Arbeitsplätzen ...38
A
BBILDUNG
14: Stufen der Serverkonsolidierung...40
A
BBILDUNG
15: Automatisierung von Tätigkeiten im DV-Betrieb...42
A
BBILDUNG
16: Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit bei der Entscheidungs-
findung (Ziele)...43
A
BBILDUNG
17: Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit bei der Entscheidungs-
findung (Maßnahmen)...44
A
BBILDUNG
18: Kostenkategorien nach K
ARGL
...45
A
BBILDUNG
19: Standardservices nach K
ERN ET AL
. ...46
A
BBILDUNG
20: Messwerte für DV-Leistungen nach K
ERN ET AL
...47
A
BBILDUNG
21: Inhalt des DV-Produkt- und -Leistungskataloges ...49
A
BBILDUNG
22: Methoden und Verfahren zur Wirtschaftlichkeitsbeurteilung...50
A
BBILDUNG
23: Ausrichtung der DV auf den Anwender (Ziele)...54
VIII
A
BBILDUNG
24: Ausrichtung der DV auf den Anwender (Maßnahmen) ...55
A
BBILDUNG
25: Abstimmung zentraler und dezentraler Organisationseinheiten
(Ziele) ...57
A
BBILDUNG
26: Abstimmung zentraler und dezentraler Organisationseinheiten
(Maßnahmen) ...57
A
BBILDUNG
27: Reihenfolge ausgewählter Maßnahmen ...58
A
BBILDUNG
28: Abhängigkeiten von der Kosten- und Nutzentransparenz...59
A
BBILDUNG
29: Maßnahmenkatalog ...60
A
BBILDUNG
30: Beeinflussung der Ursache-Wirkungs-Beziehung ...61
A
BBILDUNG
31: Einfluss von Kostenschätzungen und automatisierten
Verträglichkeitstests ...62
A
BBILDUNG
32: Arbeitsteilung in der Client/Server-Architektur...72
A
BBILDUNG
33: Auszug aus dem DV-Kontenrahmen der G
ARTNER
G
ROUP
...79
A
BBILDUNG
34: Best Practices zur Senkung von TCO nach G
ARTNER
G
ROUP
und
C
OMPAQ
...80
A
BBILDUNG
35: Kostenkategorien der RCO ...82
A
BBILDUNG
36: DV-Kontenrahmen der G
ARTNER
G
ROUP
...83
A
BBILDUNG
37: Ursache-Wirkungs-Analyse (höchste Anzahl der Nennungen) ...87
A
BBILDUNG
38: Gesamtdarstellung Ursache-Wirkung (einfache und starke
Zusammenhänge) ...88
A
BBILDUNG
39: Gesamtdarstellung Ursache-Wirkung (starke Zusammenhänge)...89
A
BBILDUNG
40: Reduzierte Darstellung Ursache-Wirkung (starke durch
DV-Betrieb beeinflussbare Zusammenhänge) ...90
IX
Abkürzungsverzeichnis
C/S Client/Server
CAD
Computer Aided Design
CAM
Computer Aided Manufacturing
CPU
Central Processing Unit
DBMS Datenbank-Management-Systems
DFÜ Datenfernübertragung
DV Datenverarbeitung
EDV Elektronische
Datenverarbeitung
HTML
Hyper Text Markup Language
HTTP
Hyper Text Transfer Protocol
HW Hardware
ISDN
Integrated Services Digital Network
IT Informationstechnologie
ITIL
IT Infrastructure Library
IV Informationsverarbeitung
LAN Local
Area
Network
MS Microsoft
OLA
Operating Level Agreement
OS Operating
System
PC Personal
Computer
PCM
Predictive Cost Modeling
RCO
Real Cost of Ownership
ROI
Return on Investment
SLA
Service Level Agreement
SW Software
TCO
Total Cost of Ownership
TVO
Total Value of Ownership
UMTS
Universal Mobile Telecommunications System
WAN Wide
Area
Network
X
1 Einleitung
1.1 Motivation für die Themenauswahl
In den 90er Jahren begrenzte sich die Beratung der DV-Abteilungen von
Industrieunternehmen zum größten Teil darauf, das jedes Jahr erhöhte Budget in
neue, innovative Technologien zu lenken. Beim Autor ist der Eindruck entstanden,
dass sich die Entscheidung der Unternehmen darauf beschränkte, zwischen den
verschiedenen Anbietern von Produkten und Dienstleistungen auszuwählen.
Beispielsweise wurde zum Thema ,,Unternehmensweite Kommunikation" nur noch
entschieden, ob diese gegebene Aufgabenstellung durch ein Produkt der Firma
M
ICROSOFT
oder der Firma L
OTUS
gelöst werden sollte. Eine Überprüfung der
Wirtschaftlichkeit wurde wenn sie überhaupt durchgeführt wurde nur in Hinblick
auf die Kosten, in Form einer Kostenvergleichsrechnung zwischen zwei
Realisierungsalternativen, und selten auf den Nutzen durchgeführt
.
Die oftmals ausgebliebene Betrachtung der Gesamtkosten ist darauf zurückzuführen,
dass in der Anfangszeit des Computerzeitalters die möglichen Einsparungen durch
Rationalisierung soweit im Vordergrund standen, dass die Wirtschaftlichkeit des
DV-Einsatzes wenig hinterfragt wurde. Nachdem heute diese Rationalisierungs-
maßnahmen überwiegend umgesetzt sind, werden nun auch die Kosten des DV-
Einsatzes überprüft
1
.
Auch in Bezug auf Softwareentwicklung und -beschaffung wurde das Thema ,,Make-
Or-Buy" intensiv diskutiert
2
, doch die Fragestellung ,,Make-Or-Buy-Or-Not" kam
selten auf. Um den Aspekt ,,Not" zu berücksichtigen, werden jetzt neue Konzepte
wie das Anwendungs-Portfolio-Management
3
oder Methoden der Strategischen
Projektpriorisierung
4
eingeführt, deren Ergebnisse auch zu der Ablehnung eines
Projektes aufgrund fehlender Mittel oder nicht darstellbarer Wirtschaftlichkeit führen
können.
Seit dem Ende der 90er Jahre wird nicht nur in der Fachpresse über steigenden
Kostendruck berichtet. Dieser sollte bereits für das Jahr 2002 zu Budgetkürzungen
1
Vgl. H
AUER
, G
EORG
; S
ETTELE
, B
ERNHARD
: IV-Controlling durch Outsourcing? In: K
RCMAR
, H
ELMUT ET AL
. (Hrsg.): IV-
Controlling auf dem Prüfstand - Konzept, Benchmarking, Erfahrungsberichte, Wiesbaden 2000, S. 174,
vgl. H
ATTWIG
, J
ÖRG
: Dreikampf: Kosten planen, Nutzen aufzeigen, Leistungen verrechnen, in: is report 9/2000, Feldkirchen
2000, S. 10.
2
Vgl. H
ALLER
, E
RWIN
: Software - make or buy? Individualität ist Trumpf, in: COMPUTERWOCHE Extra, Nr. 2002/5,
München 28. Jun. 2002, S. 6.
3
Vgl. S
CHÖNWÄLDER
, S
TEPHAN ET AL
.: IV-Portfolio-Controlling - Projekte richtig ausgewählt! In: K
RCMAR
, H
ELMUT ET AL
.
(Hrsg.): IV-Controlling auf dem Prüfstand - Konzept, Benchmarking, Erfahrungsberichte, Wiesbaden 2000, S. 23.
4
Vgl. D
EGENER
-B
ÖNING
, M
ARY
; S
CHMID
, B
EATE
: Strategische Anwendungsplanung, in: D
OBSCHÜTZ
, L
EONHARD VON ET AL
.
(Hrsg.): IV-Controlling, Konzepte - Umsetzung - Erfahrungen, Wiesbaden 2000, S. 118 f.
1
um bis zu 30% führen
5
. Insolvenzen und Kurzarbeit bei den großen Systemhäusern
waren im Laufe der Jahre 2001 und 2002 zu beobachten
6
. Als Gründe für
Misserfolge wird von Seiten der Berater übereinstimmend die schwache Konjunktur
genannt
7
. Diese führt zu mangelnder Investitionsbereitschaft bei den Kunden
8
und
einem hohen Kostendruck auch auf die vormals oft als ,,Lieblingskind des
Managements" bezeichnete DV
9
.
Das Zusammenwirken von konjunktureller Lage, ausgeschöpftem Rationalisierungs-
potential und den Zweifeln der Unternehmensführung an der Angemessenheit der
DV-Kosten
10
führt zu der Forderung, die betriebliche Datenverarbeitung zu
niedrigeren Kosten zu betreiben und eine Transparenz der Wirtschaftlichkeit des
Einsatzes von Informationstechnologie im Unternehmen zu schaffen.
Zu einer Kostensenkung ist aus Sicht des Autors nur dann zu gelangen, wenn die
Historie der Entstehung von Kosten bzw. des behaupteten Kostenanstiegs untersucht
wird, um die Ursachen wirkungsvoll bekämpfen zu können. Die Tatsache, dass
betriebliche Datenverarbeitung nicht am ,,grünen Tisch" neu gestaltet werden kann,
sondern die bereits bestehenden Leistungen (dem Nutzer in Form von Anwendungen
transparent) berücksichtigt werden müssen
11
, führte zu der Themenauswahl in Form
der Frage nach Maßnahmen zur Senkung der (benutzertransparenten) Betriebskosten
von Anwendungssystemen und die Forderung, diese zu findenden Maßnahmen in
Hinblick auf ihre Architekturabhängigkeit zu überprüfen.
5
Vgl. B
ERESZEWSKI
, M
ARKUS
; R
ICHTER
, J
ULIA
: IT-Leiter unter Druck, in: Informationweek, Ausgabe 6, Poing 14. Mrz. 2002,
S. 64.
6
Vgl. H
ERRMANN
, W
OLFGANG
: IT-Dienstleister plagen Strukturprobleme, in: COMPUTERWOCHE, Jg. 29, Nr. 35, München
30. Aug. 2002, S. 12.
7
Vgl. H
ACKMANN
, J
OACHIM
: Zu viele Berater für zu wenig Projekte, in: COMPUTERWOCHE, Jg. 29, Nr. 29, München
19. Jul. 2002, S. 34.
8
Vgl. A
DLER
, G
ERHARD
: IT-Manager müssen in die Kostenrechnung einsteigen (Interview), in: Computer Zeitung, Heft 50,
München 2001, S. 24.
9
Vgl. auch G
ERLINGER
, A
NNETTE ET AL
.: Prozeßorientierte IV-Leistungsverrechnung - Der Weg zur totalen Transparenz? In:
K
RCMAR
, H
ELMUT ET AL
. (Hrsg.): IV-Controlling auf dem Prüfstand - Konzept, Benchmarking, Erfahrungsberichte,
Wiesbaden 2000, S.132.
10
Vgl. R
OSENBERG
, M
ARTIN
: Operational Paradox: High Service Availability, Low Credibility, Meta Group Delta SMS 1117,
Stamford, 11. Sep. 2002, S. 1.
11
Vgl. auch K
ARGL
, H
ERBERT
: DV-Controlling, 4. Auflage, München/Wien 1999, S. 25.
2
1.2 Zielsetzung und Abgrenzung der Arbeit
Die Leitfragestellung der Arbeit ist die Suche nach Ansatzpunkten für die Reduzie-
rung von Kosten der betrieblichen Datenverarbeitung und soll zu der Entwicklung
eines Maßnahmenkataloges führen, anhand dessen der bestehende DV-Betrieb in
Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit optimiert werden kann. Besondere Beachtung
sollen dabei die Betriebskosten von Anwendungssystemen erhalten, da diese für den
Endabnehmer der Leistung des DV-Betriebes (die Fachbereiche) entscheidend sind.
Um den beschriebenen Maßnahmenkatalog zu entwickeln, sollen zunächst
Phänomene aufgedeckt werden, denen die Entstehung von Kosten zugeschrieben
werden. Anhand einer Analyse der Phänomene in Hinblick auf die ihnen zugrunde
liegenden Ursachen, sollen Ziele eines kostensenkenden Konzeptes formuliert
werden. Durch eine Zerlegung dieser Oberziele in Unterziele können so die
Ansatzpunkte für kostensenkende Maßnahmen identifiziert werden, die zu einem
umfassenden Maßnahmenkatalog führen sollen.
Da das zu entwickelnde Konzept nicht für die Gestaltung der betrieblichen
Datenverarbeitung in einer historien-freien Umgebung angelegt werden soll, sondern
vielmehr auf die Umgestaltung einer bestehenden Umgebung abzielt, müssen die zu
entwickelnden Maßnahmen daraufhin untersucht werden, ob sie unabhängig von
einer bereits bestehenden Architektur umzusetzen sind. Diese Bewertung der
Architekturabhängigkeit von Maßnahmen kann zu ergänzenden Maßnahmen oder
besonderen Schwerpunkten innerhalb des Maßnahmenkataloges führen.
Die Arbeit ist angelegt unter Betrachtung eines Unternehmens mit ca. 6000 PC-
Arbeitsplätzen, einer heterogenen Systemumgebung mit Client/Server-Architekturen
und einer räumlich verteilten Niederlassungsstruktur. Großrechner sind nicht mit in
die Betrachtung einbezogen, da das Unternehmen, an dem sich die Arbeit orientiert,
den Großrechnerbetrieb vollständig an ein externes Rechenzentrum abgegeben hat.
Die Nutzenseite einer Anwendung hat im Rahmen einer Wirtschaftlichkeits-
betrachtung denselben Stellenwert wie die Kostenseite. Der Schwerpunkt der Arbeit
liegt in der Betrachtung der Kostenseite, da die Arbeit unter Einbeziehung des DV-
Bereichs angelegt ist und dieser den Verursacher der Kosten darstellt. Die
Nutznießer der Leistungen des DV-Bereichs sind die Anwender, die auch für die
Darstellung des Nutzens verantwortlich sind.
3
Der Lebenszyklus einer Anwendung beginnt mit dem Entstehen einer Anforderung
an ein neues Werkzeug und endet mit der Außerbetriebnahme der Anwendung, wenn
entweder der unterstützte Prozess nicht mehr existiert oder eine andere Anwendung
als Ablösung in Betrieb gegangen ist. Betrachtet werden in dieser Arbeit
insbesondere die Kosten der Inbetriebnahme und des Betriebes der Anwendung.
Methoden zur effektiveren und kostengünstigeren Softwareentwicklung oder
Projektabwicklung werden nicht betrachtet.
1.3 Aufbau der Arbeit
Der Aufbau der Arbeit folgt der beschriebenen Zielsetzung, indem in K
APITEL
3
K
OSTENANSTIEG IN DER BETRIEBLICHEN
D
ATENVERARBEITUNG
zunächst untersucht
wird, inwieweit sich die Notwendigkeit einer Kostensenkung aus der aktuellen
Diskussion in der Fachpresse ableiten lässt, wie es zu einem Kostenanstieg kam,
welche Phänomene den Kostenanstieg begünstigten und welche Ursachen dafür
verantwortlich gemacht werden. Dieses Kapitel abschließend, werden die
Zusammenhänge zwischen den Ursachen und den aus den Phänomenen abgeleiteten
Wirkungen dargestellt und aus diesen Zusammenhängen die Ziele eines
kostensenkenden Konzeptes hergeleitet.
In K
APITEL
4 E
NTWICKLUNG EINES
K
ONZEPTES ZUR
S
ENKUNG DER
B
ETRIEBSKOSTEN
VON
A
NWENDUNGSSYSTEMEN
wird anhand der identifizierten Ansatzpunkte ein
Maßnahmenkatalog entwickelt. Dieser legt dar, welche Maßnahmen im einzelnen
umzusetzen sind. Das Kapitel wird mit einer Darstellung der Zusammenhänge
zwischen den Maßnahmen abgeschlossen.
Die Untersuchung dieses erarbeiteten Konzeptes, in Hinblick auf die Abhängigkeit
der kostensenkenden Maßnahmen von der bereits im Einsatz befindlichen
Anwendungsarchitektur, erfolgt in K
APITEL
5
M
AßNAHMEN BEI SPEZIELLEN
A
NWENDUNGSARCHITEKTUREN
. Diese Überprüfung der Architekturabhängigkeit
wird am Beispiel einer Client/Server- und einer Web-Architektur durchgeführt.
4
2 Grundlagen
In diesem Kapitel werden zunächst häufig in dieser Arbeit verwendete Begriffe
definiert und wenn notwendig gegeneinander abgegrenzt. Es folgt eine Darstellung
der Gliederungsarten von Kosten in der Datenverarbeitung und der in der Arbeit
verwendeten Methode zur Bewertung der Abhängigkeit zwischen Ursachen und
Wirkungen.
2.1 Begriffsdefinitionen
Die nachfolgenden Begriffsdefinitionen grenzen gebräuchliche Bezeichnungen
innerhalb der Datenverarbeitung und Informationstechnologie gegeneinander ab und
legen die Verwendung im Rahmen dieser Arbeit fest.
Insbesondere wird festgelegt, wie folgende Begriffe verwendet werden:
- Informationstechnologie,
Informationsverarbeitung und Datenverarbeitung
- DV-Infrastruktur und DV-Architektur
- Anwendung,
Anwendungssystem und Anwendungsarchitektur
- Zentralisierung
und
Dezentralisierung
Ferner werden die innerhalb der Arbeit benutzten Begriffe ,,Outsourcing", ,,Bench-
marking" und ,,Gesamtkosten" beschrieben und in ihrer Verwendung festgelegt.
2.1.1 Informationstechnologie und -verarbeitung, Datenverarbeitung
In der Literatur werden zur Bezeichnung der betrieblichen Datenverarbeitung
unterschiedliche Begriffe und Abkürzungen verwendet. Die Fachautoren verwenden
die Begriffe Datenverarbeitung, Informationstechnologie, Informationsverarbeitung
12
zum Teil mit deckungsgleichem Inhalt. In dieser Arbeit findet der Begriff
Datenverarbeitung mit der dazugehörigen Abkürzung ,,DV" Verwendung und wird
angewandt zur Bezeichnung von betrieblichen Funktionen, die sich mit der
Verarbeitung von Daten und Informationen beschäftigen. Auf den Zusatz
,,elektronische" Datenverarbeitung wird bewusst verzichtet.
Der Begriff Informationstechnologie (IT) wird genutzt zur Bezeichnung von Techno-
logien, welche zur Datenverarbeitung benötigt werden.
12
So bezeichnet K
ARGL
das auf betriebliche Datenverarbeitung bezogene Controlling als ,,DV-Controlling",
VON
D
OBSCHÜTZ
und auch K
RCMAR
hingegen verwenden ,,IV-Controlling". In Zeitschriftenartikeln (z.B. in der COMPUTERWOCHE) wird
häufig die vorangestellte Abkürzung ,,IT" benutzt.
5
2.1.2 DV-Infrastruktur
Mit dem Begriff DV-Infrastruktur wird die Gesamtheit der ,,Anlagen, Einrichtungen
und Dienste"
13
bezeichnet, die notwendig sind, um Datenverarbeitung betreiben zu
können. Die DV-Infrastruktur besteht aus den Bausteinen PCs (bzw. Terminals),
Servern für Daten und Anwendungen, dem diese Komponenten miteinander
verbindenden Netzwerk und der Management-Software, die diese Systeme
verwaltet
14
.
Eine DV-Infrastruktur dient der ,,Planung und Unterstützung einer langfristigen
technologischen Versorgung des Unternehmens"
15
, um eine flexible, kostengünstige
und zuverlässige Datenverarbeitung zu ermöglichen
16
.
Die Aufgaben der DV-Infrastruktur verdeutlicht ein Vergleich mit der Bauindustrie:
Der Tiefbau der Bauindustrie entspricht der DV-Infrastruktur in der Informations-
technologie
17
. ,,Zum Tiefbau rechnen zum Beispiel die Anlage von Straßen, Wegen
und Plätzen, Schienenwegen, Brücken, Friedhöfen, Sportplätzen, Kanalisations-,
Abwasserbeseitigungs- und Wasserversorgungsanlagen, Deichen und Dämmen,
Hafenanlagen"
18
. Der Verwendungszweck der einzelnen Bestandteile ist nicht
vorgegeben, sondern führt erst durch den ,,Einsatz dieser Infrastrukturkomponenten,
z.B. bei der Warenverteilung in dezentrale Lager (...), zu einer bestimmten
Anwendung"
19
.
Anders als
VON
D
OBSCHÜTZ
, der darüber hinaus ,,das Bereithalten gewisser Dienste
wie Entwicklung und Wartung, Produktion und Beratung"
20
in den Begriff
Infrastruktur einbezieht, wird der Begriff in dieser Arbeit wie oben beschrieben
verwendet.
13
D
OBSCHÜTZ
, L
EONHARD VON
: Das Projekt IV-Controlling, in: D
OBSCHÜTZ
, L
EONHARD VON ET AL
. (Hrsg.): IV-Controlling,
Konzepte - Umsetzung - Erfahrungen, Wiesbaden 2000, S. 6.
14
Vgl. K
ERN
, H
ARRIS ET AL
.: Building the New Enterprise - People, Processes, and Technology, Palo Alto 1998, S. 103.
15
K
RCMAR
, H
ELMUT
; R
EB
, M
ICHAEL
: IV-Controlling - Ein Rahmenkonzept, in: K
RCMAR
, H
ELMUT ET AL
. (Hrsg.): IV-
Controlling auf dem Prüfstand - Konzept, Benchmarking, Erfahrungsberichte, Wiesbaden 2000, S. 14.
16
Vgl. K
ERN
, H
ARRIS ET AL
.: a.a.O., S. 103.
17
Vgl. D
OBSCHÜTZ
, L
EONHARD VON
: a.a.O., S. 7.
18
S
TATISTISCHES
B
UNDESAMT
D
EUTSCHLAND
(Hrsg.): Zeitreihenservice - Definitionen - Stichwort Tiefbau, o.J.,
http://www-zr.destatis.de/def/def1173.htm, Zugriff und Ausdruck am 13. Nov. 2002.
19
D
OBSCHÜTZ
, L
EONHARD VON
: a.a.O., S. 7.
20
Ebenda, S. 6 f.
6
2.1.3 DV-Architektur
Die Regeln, welche die einzelnen Komponenten einer DV-Infrastruktur und deren
Zusammenarbeit beschreiben, werden als DV-Architektur bezeichnet. Das Ziel einer
DV-Architektur ist, Schablonen für den Systementwurf, die Entwicklung und die
Weiterentwicklung von DV-Systemen eines Unternehmens zu geben, in denen sich
die strategische Ausrichtung des DV-Bereichs widerspiegelt.
Eine effektive DV-Architektur unterstützt die DV-Organisation dabei, alle Kompo-
nenten aufeinander auszurichten ohne Einschränkungen zu verursachen. Die einzel-
nen Komponenten sollten nahtlos ineinander greifen und aufeinander aufbauen
21
.
2.1.4 Anwendung, Anwendungssystem, Anwendungsarchitektur
Mit dem Begriff ,,Anwendung" synonym verwandt wird ,,Applikation" wird eine
Teilgruppe der Software-Programme bezeichnet, die sich mit der Umsetzung von
Problemlösungen von Fachbereichen beschäftigt. Anwendungen stehen im Gegen-
satz zu Systemprogrammen. Diese stellen einem Rechnersystem Basisdienste, wie
z.B. Datenverwaltung, zur Verfügung.
22
Anwendungssysteme beziehen sich auf die Kombination einer Anwendung mit den
speziell für diese Anwendung verwendeten Systemkomponenten. Diese können
spezielle Verwaltungssoftware oder spezielle Hardware-Komponenten darstellen.
Anwendungssysteme können nach ihrer Funktion gegliedert werden in
23
:
- Administrationssysteme (z.B. Rechnungswesen)
- Dispositionssysteme (z.B. Bestellmengenkalkulation)
- Informationssysteme
- Planungssysteme (z.B. Projektplanungssysteme)
Ein Teil der DV-Architektur, der sich auf die strukturellen Vorgaben von
Anwendungssystemen bezieht, ist die Anwendungsarchitektur, die auch als
,,Anwendungssystemarchitektur" bezeichnet wird.
24
21
Vgl. K
ERN
, H
ARRIS ET AL
.: Building the New Enterprise, S. 87 f.
22
Vgl. G
ABLER
-Wirtschafts-Lexikon, 15. Auflage, Wiesbaden 2000,
Stichwort: Anwendung, S. 146 f.
23
Vgl. ebenda, Stichworte: Administrationssystem, S. 50, Anwendungssystem, S. 147, Dispositionssystem, S. 758.
24
Vgl. E
UL
, M
ARCUS
: Entwicklung von Anwendungsarchitekturen, in: D
OBSCHÜTZ
, L
EONHARD VON ET AL
. (Hrsg.): IV-
Controlling, Konzepte - Umsetzung - Erfahrungen, Wiesbaden 2000, S. 77.
7
8
Diese Architektur einer Anwendung stellt den konzeptionellen Rahmen einer
Anwendung dar und legt damit die Zusammenhänge zwischen den einzelnen
Komponenten und Modulen in Form eines Bauplanes fest. Ebenso werden die zu
nutzenden Bestandteile der DV-Infrastruktur innerhalb der Anwendungs architektur
festgelegt.
Zur Definition einer individuellen Anwendungsarchitektur, die als Vorgabe für die in
einem Unternehmen einzusetzenden Anwendungssysteme dient, stehen mehrere
Konzepte zur Verfügung
25
:
-
Großrechner-Architektur,
-
Client/Server-Architektur,
-
Web-Application-Framework und
-
3-Tier-Architektur.
2.1.5 Zentralisierung und Dezentralisierung
Zentralisierung und Dezentralisierung in
der Datenverarbeitung sind zwei Trends,
welche sich seit Beginn der
rechnergestützten Datenverarbeitung als
grundlegende Konzepte von DV-Architek-
turen abgewechselt haben.
A
BBILDUNG
1 stellt das von K
ERN ET AL
.
beschriebene Modell des Pendelns
zwischen zentralen und dezentralen
Strategien dar.
Auch K
ARGL
vertritt die Ansicht, nach der Client/Server-Architekturen dezentrale
Systemkonfigurationen darstellen
27
. Neben der Beschreibung einer Systemkonfigu-
ration in diesem Sinne werden in dieser Arbeit die Begriffe zentral und dezentral
auch genutzt, um den Ort des Betriebes einer Komponente zu bezeichnen. So kann
die Serverkomponente eines Client/Server-Anwendungssystems dezentral betrieben
werden, wenn der Server in einer Niederlassung oder Abteilung positioniert ist, oder
auch zentral, wenn dieser in einem zentralen Rechenzentrum positioniert wird.
25
Siehe dazu auch A
NHANG
A:
A
RCHITEKTURMODELLE DER
D
ATENVERARBEITUNG
, S. 72 f.
26
Quelle: K
ERN
, H
ARRIS ET AL
.: Building the New Enterprise, S. 109.
27
Vgl. K
ARGL
, H
ERBERT
: DV-Controlling, S. 24.
A
BBILDUNG
1: Pendelbewegung zwischen
zentralen und dezentralen Architekturen
26
Terminal
Client/Server
Javastation
2.1.6 Outsourcing
Mit dem aus den Wörtern ,,Outside" und ,,Resourcing" zusammengesetzten
Kunstwort ,,Outsourcing" wird der Fremdbezug von ausgegliederten Leistungen
bezeichnet
28
. Wurde der Begriff Outsourcing ursprünglich ausschließlich auf die
Ausgliederung von Leistungen der Datenverarbeitung bezogen
29
, so wird der Begriff
heutzutage generell für die ,,Inanspruchnahme qualifizierter, spezialisierter
Vorlieferanten für Komponenten und Dienstleistungen"
30
genutzt.
Im Rahmen dieser Arbeit wird der Begriff Outsourcing als Bezeichnung für den
Fremdbezug von Leistung verwendet.
Am Outsourcing sind zwei Parteien beteiligt: das Leistung beziehende Unternehmen
(der Service-Nehmer) und der Dienstleister (Service-Geber). Mehrere Unterformen
des Outsourcings, die sich in Umfang der ausgegliederten Leistung und dem
Verantwortungsübergang an den Service-Geber unterscheiden, sind in A
NHANG
B:
V
ARIANTEN
,
Z
IELE UND
B
EWERTUNG DES
O
UTSOURCINGS
31
detaillierter beschrieben.
2.1.7 Benchmarking
Im Zusammenhang mit der Bewertung der eigenen Leistungsfähigkeit wurde das
Benchmarking als modernes Führungsinstrument eingeführt
32
. Dabei werden die
eigenen Produkte, Leistungen und Prozesse anhand einer Messmarke, die der Beste
einer Vergleichsgruppe definiert, bewertet und ausgerichtet. Das größte Problem bei
der Anwendung von Benchmarking-Verfahren ist, wirklich ,,Äpfel mit Äpfeln" zu
vergleichen
33
. Der Anwender dieses Verfahrens benötigt eine Vergleichsgruppe, die
nicht nur ähnliche Produkte, Leistungen und Prozesse, sondern auch ähnliche
Unternehmensstrukturen besitzt und aus der gleichen Branche stammt.
Ziel ist es, von den ,,Klassenbesten" zu lernen
34
. Es wird dabei angenommen, dass
der Klassenbeste das zu untersuchende Betrachtungsobjekt hervorragend beherrscht
und somit als Messmarke geeignet ist. Das Ergebnis ist eine Schwachstellenanalyse,
28
Vgl. K
ARGL
, H
ERBERT
: DV-Controlling, S. 145.
29
Vgl. G
ABLER
-Wirtschafts-Lexikon, 13. Auflage, Wiesbaden 1993, Stichwort: Outsourcing, S. 2526 f.
30
G
ABLER
-Wirtschafts-Lexikon, 15. Auflage, Wiesbaden 2000, Stichwort: Outsourcing, S. 2344 f.
31
Siehe S. 74 ff.
32
Vgl. J
ÄGER
-G
OY
, H
EIDI
: Innovative Führungsinstrumente für die Informationsverarbeitung, in: Lehrstuhl für Allg. BWL und
Wirtschaftsinformatik, Johannes Gutenberg-Universität (Hrsg): Arbeitspapiere WI, Nr. 11/1999, Mainz 1999, S. 4.
33
Vgl. T
ARDUGNO
, A
NTHONY
F.
ET AL
.: IT-services: costs, metrics, benchmarking, and marketing, Upper Saddle River 2000,
S. 117.
34
Vgl. H
ORVÁTH
, P
ÉTER
; H
ERTER
, R
ONALD
N.: Benchmarking - Vergleich mit den Besten der Besten, in: Controlling, Heft 1,
Januar/Februar 1992, S. 5.
9
die aufzeigt, wo die anderen Mitglieder der Vergleichsgruppe z.B. kostengünstiger
oder effektiver arbeiten.
2.1.8 Gesamtkosten
Als Oberbegriff für alle mit einem DV-System verbundenen Kosten stehen die
Gesamtkosten. Diese können nach unterschiedlichen Kostenmodellen berechnet
werden, z.B. dem Modell der Total Cost of Ownership (TCO) der G
ARTNER
G
ROUP
35
. Dabei ähnelt die Verwendung des Begriffs ,,Gesamtkosten" in der
Datenverarbeitung eher der Verwendung des Begriffs ,,Gesamte Kosten" (als Summe
der Grundkosten und Kalkulatorischen Kosten
36
) in der Kostenrechnung, als der
Verwendung von Gesamtkosten als Summe der Einzel- und Gemeinkosten, bzw. der
Summe von variablen und fixen Kosten
37
.
In dieser Arbeit wird der Begriff ,,Gesamtkosten" verwendet als die Summe aller
direkten und indirekten Kosten eines betrachteten DV-Systems über den gesamten
Lebenszyklus von der Planung über die Nutzung bis zu Ersatz oder Außer-
betriebnahme.
2.2 Gliederung von Kosten in der Datenverarbeitung
In der Literatur sind unterschiedliche Gliederungen der Kosten der betrieblichen
Datenverarbeitung zu finden, die im Folgenden dargestellt werden:
(1)
Entstehungszeitpunkt
Anhand des Modells des ,,Life Cycle" einer Anwendung, können alle Kosten
einem Zeitraum zugeordnet werden
38
:
- Projektkosten (inkl. Entwicklung und Pilotierung)
- Einführungskosten (Betriebsaufnahme)
- Betriebs- und Wartungskosten
- Stilllegungskosten
35
Vgl. G
ARTNER
G
ROUP
, I
NC
.: TCO Analyst White Paper, Stamford 1997
Eine detailliertere Beschreibung des TCO-Modells von G
ARTNER
befindet sich in A
NHANG
C:
T
OTAL
C
OST OF
O
WNERSHIP
(TCO)
UND VERWANDTE
M
ODELLE DER
DV-G
ESAMTKOSTENBETRACHTUNG
, S. 78 ff.
36
Vgl. H
ABERSTOCK
, L
OTHAR
: Kostenrechnung I - Einführung, 11. Auflage, Wiesbaden 2002, S. 24.
37
Vgl. ebenda, passim, insbesondere S. 54 und 58,
vgl. G
ABLER
-Wirtschafts-Lexikon, 15. Auflage, Wiesbaden 2000, Stichwort: Gesamtkosten, S. 1255.
38
Ähnlicher Auffassung ist K
ÜTZ
, M
ARTIN
: Lebenszyklussteuerung von IV-Anwendungen, in: D
OBSCHÜTZ
, L
EONHARD VON
ET AL
. (Hrsg.): IV-Controlling, Konzepte - Umsetzung - Erfahrungen, Wiesbaden 2000, S. 234 f.
Anderer Auffassung ist J
AEGER
, der die Einführungskosten nicht gesondert ausweist. Vgl. hierzu J
AEGER
, F
RIEDEMANN
:
Total Cost of Ownership (TCO), in: D
OBSCHÜTZ
, L
EONHARD VON ET AL
. (Hrsg.): IV-Controlling, Konzepte - Umsetzung -
Erfahrungen, Wiesbaden 2000, S. 453.
10
(2)
(3)
(4)
Anwendungssysteme und DV-Infrastruktur
Kosten entstehen entweder in direktem Zusammenhang mit einem
Anwendungssystem, das einem konkreten betrieblichen Nutzen zugeordnet
werden kann, oder in Verbindung mit der DV-Infrastruktur.
Einzel- und Gemeinkosten
Da Einzelkosten diejenigen Kosten sind, die einem konkreten Verursacher
(Kostenträger) direkt zugeordnet werden können
39
(im Gegensatz zu den nur
indirekt zuzuordnenden Gemeinkosten), so ähnelt diese Gliederung derjenigen in
Infrastruktur- und Anwendungskosten.
Kostenarten
DV-Kosten können nach verschiedenen Kostenarten gegliedert werden, wie
direkte, budgetierte Kosten (u.a. Hardware, Software, DV-Personal), und
indirekte nicht budgetierte Kosten (Umsatzeinbußen, Produktivitätseinbußen)
40
.
Die detaillierte Beschreibung der Kostenarten der betrieblichen
Datenverarbeitung erfolgt in Kostenmodellen, wie der TCO
41
.
2.3 Ursache-Wirkungs-Analyse
Im Rahmen der Arbeit werden Phänomene, die den Kostenanstieg in der
betrieblichen Datenverarbeitung begründen, aufgeführt. Zudem werden die in der
Fachliteratur erwähnten Ursachen dieser Phänomene zusammengestellt.
Über die Zuordnung der Ursachen zu Auswirkungen, die sich in den Phänomenen
widerspiegeln, werden Zusammenhänge dargestellt und bewertet. Dies führt zu
einem systemischen Bild der Realität aus Klassifizierungs-, Relations- und Relevanz-
Informationen, im Sinne von V
ESTERS
Sensitivitätsmodell
42
.
Die in der Arbeit verwendete Vorgehensweise beschränkt sich dabei auf die
Erfassung von Einflussgrößen, die Prüfung auf Systemrelevanz und die Bewertung
der Zusammenhänge, um eine Strategie zur Veränderung des Systems unter einer
gegebenen Zielsetzung (hier Kostensenkung) zu entwickeln
43
.
39
Vgl. H
ABERSTOCK
, L
OTHAR
: S. 57.
40
Vgl. G
ARTNER
G
ROUP
, I
NC
.: S. 9.
41
Siehe auch A
NHANG
D:
DV-K
ONTENRAHMEN DER
G
ARTNER
G
ROUP
, S. 83.
42
Vgl. V
ESTER
, F
REDERIC
: Die Kunst vernetzt zu denken Ideen und Werkzeuge für einen neuen Umgang mit Komplexität,
Stuttgart 1999, S. 143.
43
Vgl ebenda, passim, insbesondere S. 162 ff., 183 ff.
11
3 Kostenanstieg in der betrieblichen Datenverarbeitung
Kostendruck und Kostenanstieg in der betrieblichen Datenverarbeitung führen zu der
Notwendigkeit, mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen wirtschaftlicher
umzugehen als in der Vergangenheit. Um Ansatzpunkte für eine kostengünstigere
Datenverarbeitung aufzuzeigen, können Phänomene identifiziert werden, die auf
einen Katalog von Ursachen zurückzuführen sind. Die Analyse des Zusammenhangs
zwischen Ursachen und deren Wirkungen führt zu den Zielen, die ein
kostensenkendes Konzept verfolgen sollte.
3.1 ,,Betriebswirtschaftliche" Datenverarbeitung
Betriebliche Datenverarbeitung wirtschaftlich zu betreiben, ist von der Sache her
eine Selbstverständlichkeit, die sich aus den Grundsätzen einer jeden
Unternehmensführung ergeben sollte. Die betriebliche Wirklichkeit erscheint anders.
In den vergangenen Jahren wurde die betriebliche Datenverarbeitung in einer Form
betrieben, die W
ESSELER
mit dem Ausdruck ,,DV-Sozialismus"
44
beschreibt. Damit
bezeichnet er eine umfassende Grundversorgung der Anwender zu einem pauschalen
Kostensatz
45
.
Der fehlende Fokus auf die Kosten und die freie Hand, die der betrieblichen
Datenverarbeitung gelassen wurde, lassen sich mit den hohen Einsparungen durch
Rationalisierungsmaßnahmen begründen, die zu Beginn des Computerzeitalters
möglich waren. Die Wirtschaftlichkeit des DV-Einsatzes wurde kaum hinterfragt.
46
Das Image der betrieblichen Datenverarbeitung hat sich verschlechtert, und der Wert
dessen, was mittels der weit verbreiteten Umlageverfahren durch die Fachbereiche
bezahlt werden muss, wird immer mehr in Frage gestellt.
47
Es wird eine betriebswirtschaftliche Herangehensweise an die Datenverarbeitung
gefordert, um den explosionsartigen Anstieg der DV-Kosten aufzuhalten
48
. Anders
formuliert, es sollte ein Wandel stattfinden von der ,,Betrieblichen
Datenverarbeitung" hin zu einer ,,Betriebswirtschaftlichen Datenverarbeitung".
44
W
ESSELER
, B
ERTHOLD
, Abschied von der Grundversorgung. In: Business Computing, 1995, Nr. 2, S. 24-28. Zitiert in
G
ERLINGER
, A
NNETTE ET AL
.: S. 132.
45
Vgl. G
ERLINGER
, A
NNETTE ET AL
, S. 132.
46
Vgl. H
ATTWIG
, J
ÖRG
: S. 10.
47
Vgl. T
HURNER
, R
EINHOLD
: IT Value Management, in: Informatik - Zeitschrift der schweizerischen Informatikorganisation,
Nr. 4, 2001, S. 39.
48
Vgl. B
AUMANN
, F
RANK
; M
ICHELS
, J
OCHEN
: Anwender kämpfen mit explodierenden IT-Kosten, in: COMPUTERWOCHE,
Jg. 27, Nr. 15, München 14. Apr. 2000, S. 43.
12
Ende der Leseprobe aus 112 Seiten
- nach oben
Details
- Arbeit zitieren
- , 2003, Analyse ausgewählter Maßnahmen zur Senkung der Betriebskosten von Anwendungssystemen, Hamburg, Bedey Media GmbH, https://www.diplom.de/document/222541
Ähnliche Arbeiten
Deutschlands größter Sharing Community
Jetzt Zusammenfassungen, Skripte und Klausuren kostenlos downloaden!
Uniturm.de
Ihre Vorteile als Autor
Geld verdienen Für jedes verkaufte Exemplar erhalten Sie Autorenhonorar - bis zu 40%.Kostenlose Buchveröffentlichung
Als eBook-Studie im Original und / oder auf Wunsch zusätzlich als hochwertiges Fachbuch in unserem renommierten Buchverlag.
Renommee als Fachbuchautor
Präsentieren Sie sich als Fachfrau oder Fachmann in Ihrem Fachgebiet und machen Sie sich bekannt.
Persönliche Betreuung
Unser Lektorat wird Sie persönlich betreuen und ist auch telefonisch unter 040-655992-14 erreichbar.
Weltweit im Buchhandel
Ihr Buch ist weltweit im Buchhandel und Online-Buchhandel wie z.B. amazon erhältlich.
Jetzt Autor werden!
Kommentare